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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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nie ein Foto von Ihrem Vater gesehen?«
    Frau Grosser
nickte schüchtern.
    »Ja«, Charlotte
faltete ungläubig die Hände und legte sie auf den Tisch, »wie ist denn das
möglich?«
    »Das waren meine
Großeltern. Sie haben meinen Vater immer gehasst. Wollten nicht über ihn
sprechen und haben alle Fotos von ihm vernichtet.«
    »Aber«, Charlotte
versuchte es andersherum, »man hat Ihren Vater verurteilt. Der Fall wurde – den
Akten zufolge – gründlich untersucht, und er wurde für schuldig befunden.«
    Frau Grosser
nickte. »Ich weiß. Das heißt … ich weiß eigentlich gar nichts, nur das bisschen,
das meine Großeltern mir erzählt haben.«
    »Und was haben
Ihnen Ihre Großeltern erzählt?«, fragte Bergheim.
    »Dass mein Vater
ein schlechter Mensch war, der meine Mutter geschlagen und getötet hat und uns
damit alle ins Unglück gestürzt hat. Dass ich ihn am besten ganz vergessen soll
und sie nicht mehr über ihn reden wollen.«
    Charlotte und
Bergheim warteten auf zusätzliche Erklärungen, die aber offenbar nicht kommen
würden. Frau Grosser sah die beiden erwartungsvoll an.
    »Ist das wirklich
alles?«, fragte Charlotte dann mit ungläubigem Staunen.
    »Ja«, sagte Frau
Grosser.
    »Aber … sind Sie
nicht psychologisch betreut worden?«, fragte Bergheim.
    »Oh ja«, sagte Frau
Grosser, »fast mein ganzes Leben lang. Bis meine Psychologin vor zwei Jahren
starb.«
    »Hat Ihre
Therapeutin nicht mit Ihnen über Ihren Vater gesprochen?«
    »Natürlich, aber
ich hatte bis vor zwei Tagen keine Ahnung, wie er ausgesehen hat. Das heißt,
dass er so«, damit zeigte sie nochmals auf das Bild in der Zeitung, »ausgesehen
hat.«
    »Hm, Sie wissen
aber, dass der Mann, den Sie vor zwanzig Jahren –«
    »Siebzehn, es ist
siebzehn Jahre her«, unterbrach sie Frau Grosser.
    »Okay, vor
siebzehn Jahren neben Ihrer toten Mutter gesehen haben, nicht der Mann auf
diesem Bild ist. Was macht Sie so sicher? Immerhin waren Sie kaum vier Jahre
alt.«
    Lisa Grosser sah
Charlotte einen Augenblick prüfend an.
    »Ich bin mir
sicher, dass es nicht dieses Gesicht war, das ich damals gesehen habe«, sagte
sie dann.
    »Und? Welches
Gesicht haben Sie gesehen?« Charlotte war mehr als misstrauisch.
    Lisa Grosser wand
sich. »Das … das kann ich nicht genau sagen. Es war eben nichts Besonderes
daran. Nicht wie bei diesem Mann. Die Augen sind hell und stehen auffällig
schräg. So hat der Mann damals nicht ausgesehen.«
    Charlotte runzelte
die Stirn. »Ich bitte Sie, Frau Grosser, Sie glauben doch nicht im Ernst, dass
sich eine Vierjährige an so was erinnert.«
    Lisa Grosser
wandte den Blick ab und schluckte. Dann blickte sie Charlotte mit feuchten
Augen an. »Ich habe bis vor zwei Tagen geglaubt, ich hätte damals in die Augen
meines Vaters gesehen, und muss jetzt erfahren, dass das womöglich ein Irrtum
war. Haben Sie eine Vorstellung davon, was es heißt, mit so einer Geschichte
leben zu müssen? Dass der eigene Vater die Mutter ermordet hat? Haben Sie eine
Ahnung, wie oft ich geträumt habe, es wäre alles nicht wahr und ich würde mit
meinem Vater, der ein ganz toller Hecht ist, am Wochenende in den Zoo gehen, so
wie alle anderen das mit ihren Vätern ganz selbstverständlich auch tun?« Sie
schluckte. »Stattdessen hatte ich eine depressive Großmutter, einen Großvater,
der ewig fremdging, und einen Mörder, der im Gefängnis saß, zum Vater. Glauben
Sie mir, wenn es auch nur den Hauch einer Chance gibt, dass das alles eine Lüge
war, dann werde ich der Sache nachgehen.«
    Charlotte musterte
Lisa Grosser einen Moment. Die junge Frau wirkte zwar etwas schüchtern, aber
keineswegs gestört. Sie schien genau zu wissen, was sie sagte, und war
obendrein entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.
    »Wissen Ihre
Großeltern, dass Sie hier sind?«, fragte Charlotte dann.
    »Meine Großmutter
ist seit zwei Jahren tot, und mein Großvater lebt mit seiner neuen Freundin
abwechselnd in Hannover und in Spanien.«
    »Was machen Sie
beruflich?«
    »Ich studiere
Lehramt an der Leibniz-Uni.«
    »Aha«, sagte
Charlotte und stand auf. »Kommen Sie, ein Kollege wird Ihre Aussage
protokollieren. Danach sehen wir weiter.«
    Sie führte Lisa
Grosser in Bremers Büro und bat sie, dem Kollegen alles noch mal genau zu
schildern. Bremer, der in seine Computerrecherche vertieft war, blickte
erstaunt auf und wollte protestieren.
    »Du bist mit der
Akte Herrmann am besten vertraut. Du solltest dich mit Frau Grosser unterhalten
und ihre Aussage

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