Der Teufel von Herrenhausen
keine Erklärung. Sie hat aber versucht, mich zu erpressen …«
Charlotte setzte
sich wieder. Hofholt, der sich in der allgemeinen Aufmerksamkeit sonnte,
räusperte sich und fuhr fort.
»Allerdings war
die Frau völlig betrunken und redete in Rätseln. Sie hat behauptet, sie wisse
alles und würde ihr Wissen weitergeben. Wenn sie schweigen solle, würde mich
das was kosten.« An dieser Stelle machte Hofholt eine gewichtige Pause. »Nun
weiß ich, dass mein Sohn seit einiger Zeit Schwierigkeiten mit ein paar
Schülern hat. Schüler, die ebenfalls uneingeladen auf der Hochzeit meines
Sohnes getrunken und gefeiert haben, was sie sich nur deshalb erlauben konnten,
weil sie meinen Sohn erpressen, der einmal dumm genug war, sich mit einer
minderjährigen Schülerin einzulassen.«
Charlotte und
Maren tauschten erstaunt einen Blick. Dass Hofholt seinen Sohn so offen ans
Messer liefern würde, hätten sie nicht gedacht.
»Und nun wollte
diese Person offensichtlich auch etwas von dem Kuchen, was natürlich völlig
ausgeschlossen war. Und das habe ich ihr dann auch unmissverständlich
mitgeteilt.« Hofholt warf Charlotte einen provozierenden Blick zu. »Wenn Sie einen
Mörder suchen, sollten Sie sich mal um Anton Sokolow kümmern. Der hatte sich
nämlich eine Menge mit ihrem Mordopfer zu erzählen, genauso wie dieser Junge
mit der unreinen Haut. Der ist ziemlich lange mit dieser Frau im Georgengarten
›unterwegs‹ gewesen.« Hofholt machte Gänsefüßchen in die Luft und verschränkte
dann die Arme vor der Brust. »So«, sagte er abschließend. »Das ist alles, was
ich Ihnen zu sagen habe.«
Er nickte seinem
Anwalt zu und klappte dann den Mund zu.
Dr. Traube hatte
den Hinweis verstanden und meldete sich zu Wort.
»Wenn Sie also
keine stichhaltigeren Beweise gegen meinen Mandanten vorlegen können als das,
was Sie haben, können Sie ihn nicht länger festhalten.«
Charlotte ließ
sich nicht aus der Ruhe bringen und ignorierte den Anwalt.
»Herr Dr. Hofholt,
Sie haben jetzt lange und ausführlich über die Missetaten Ihres Sohnes und
anderer Leute geplaudert, uns aber rein gar nichts Neues erzählt. Mich würde
interessieren, warum sich Anton Sokolow Ihre Adresse notiert hat und vor allem
warum Sie uns belogen haben, als wir Ihnen das Foto der Ermordeten vorgelegt
haben.«
»Wer bringt sich
schon freiwillig selbst in die Bredouille. Sie sehen ja, was ich davon habe.
Irgendwer ermordet meine Frau, mein Sohn wird erpresst, und was passiert? Ich werde hier drangsaliert, während Mörder und Erpresser
frei herumlaufen.«
»Was ist mit der
Adresse?«
Hofholt zuckte mit
den Schultern. »Was weiß ich, warum der Kerl die notiert hat!«, sagte er dann
laut, schien aber mit dieser Erklärung selbst nicht ganz zufrieden zu sein. Er
wirkte irgendwie beunruhigt.
Charlotte musterte
ihn einen Augenblick. Dann stand sie auf. »Sie können einstweilen nach Hause
gehen, aber Sie halten sich zur Verfügung.«
Damit verließ sie,
gefolgt von Maren, den Raum.
In ihrem Büro
griff sie wütend zur Kaffeekanne. »So ein Unschuldsengel«, murmelte sie und
goss sich etwas zu heftig von dem Kaffee ein, sodass ein Schwall auf die
Fliesen platschte. Maren, die eben hereingekommen war, trat erschrocken zur
Seite. »Meine Güte, den kannst du aber nicht leiden, was?«
Charlotte setzte
sich, nahm einen Schluck Kaffee und verzog den Mund.
»Gott, ist der
wieder bitter, wer hat den gekocht?«
»Keine Ahnung«,
sagte Maren und setzte sich. »Was ist jetzt mit dem Hofholt? Glaubst du ihm?«
Charlotte stellte
die Tasse hin und schüttelte den Kopf. »Mag sein, dass er die eine oder andere
Wahrheit gesagt hat, aber was die Wohnung anbelangt, lügt er. Aber im Moment
können wir ihm nichts nachweisen. Wir müssen auf die Ergebnisse der DNA -Analysen aus seiner ›Geldanlage‹, wie er seine
Wohnung nennt, warten. Die Nachbarn haben jedenfalls keine Ahnung, wer da
wohnt. Scheint doch was dran zu sein an der Anonymität der Großstadt.«
In diesem Moment
betrat Bergheim das Büro.
»Nanu«, sagte er,
»nichts zu tun?«
»Hör bloß auf«,
erwiderte Charlotte und nahm tapfer einen Schluck von dem bitteren Kaffee.
»Menschenskind, kann hier mal einer vernünftigen Kaffee kochen?«
»Wieso trinkst du
ihn, wenn du ihn nicht magst?«, fragte Bergheim und setzte sich an seinen
Schreibtisch.
»So eine Frage
können nur Männer stellen«, murmelte Charlotte und stellte die Tasse ab.
Bergheim warf
Maren einen Blick zu, der besagte, dass die
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