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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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irgendwas schien ihn
nervös zu machen. Tabea saß zusammengesunken in einem der Sessel und spielte
mit ihren Haaren. Sie wirkte weniger kratzbürstig als bei seinem letzten
Besuch. Vater und Mutter Wegener setzten sich zu ihrem Sohn auf das Sofa.
    »Vielleicht
erklärst du mir mal, warum du abgehauen bist?«, begann Bergheim das Gespräch.
    Der Junge
schluckte. »Ich, ich hatte Angst vor Anton Sokolow. Er hat mich bedroht.«
    »Tatsächlich? Und
jetzt hast du keine Angst mehr?«
    »Nein«, sagte
Timon, »Eric hat gesagt, er liegt im Krankenhaus. Das stimmt doch, oder?«
    »Allerdings«,
sagte Bergheim. »Wie hat er dich bedroht?«
    »Na ja, er … er hat
einem immer Geld abgeknöpft, und sein Kumpel Mark hat jeden verprügelt, der
nicht gezahlt hat.«
    »Und deshalb bist
du untergetaucht?«
    Timon nickte.
    »Warum bist du
nicht zur Polizei gegangen?«
    »Weil«, der Junge
zögerte, »was hätte das gebracht?«
    »Genau das, was es
jetzt bringt. Wir können uns um den Kerl kümmern.«
    »Ja, ja«, jetzt
mischte sich Frau Wegener ein. »So was kennt man ja, da zeigt man die Leute an,
und irgendwann nach etlichen Monaten werden sie dann vor Gericht gestellt und
müssen vielleicht ein paar Sozialhilfestunden leisten. Bis dahin kann so ein
Kerl mit unserem Sohn doch wer weiß was anstellen.«
    Frau Wegener
blickte erschrocken auf ihre Hände. Offenbar hatte sie mehr gesagt, als sie
wollte.
    Bergheim sagte
nichts. Was auch? Bis zu einem gewissen Grad hatte die Frau recht. Trotzdem
hatte er das Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmte. Er musterte Timon, der
seinem Blick auswich. Dann stand er auf.
    »Darf ich dich
bitten mitzukommen, damit wir deine Aussage protokollieren können?«
    Timon Wegener
stand wider Erwarten auf und nickte eifrig. »Ja, ich will eine Anzeige machen.«
    Bergheim war
einigermaßen verblüfft über diese Bereitwilligkeit.
    »Möchten Sie
mitkommen?«, fragte er die Eltern.
    »Nein«, sagte
Timon hastig, »also dazu bin ich ja wohl alt genug, oder?«
    Die Eltern zuckten
mit den Schultern und ließen ihren Sohn ziehen.
    Bergheim und der
Junge waren kaum im Wagen, als es aus Timon heraussprudelte.
    »Sie müssen
wissen, dass es um meine Schwester geht. Ich weiß, dass Anton sich an einige
Klassenkameradinnen rangemacht hat und dass er Fotos von ihnen macht. Und als
er es bei Tabea versucht hat, habe ich mich mit ihm angelegt, aber er hat mich
nur ausgelacht.«
    Bergheim hielt vor
einer roten Ampel an der Ecke Podbi/Lister Kirchweg.
    »Also warst du
das, der mich angerufen hat?«, fragte er.
    Timon sah Bergheim
von der Seite an. »Ist das strafbar?«
    »Nein, aber du
hättest uns eine Menge Arbeit und dem Steuerzahler einen Haufen Geld sparen
können, wenn du einfach zur Polizei gegangen wärst!«
    »Ich weiß«, sagte
Timon kleinlaut. »Aber er hat gesagt, dass er Bilder von Tabea hat, und wenn
ich ihn nicht in Ruhe lasse …«
    »Schon gut«, sagte
Bergheim. »Und was sagt deine Schwester?«
    »Ach, Tabea«,
sagte Timon unwirsch, »die ist so naiv! Hat doch wirklich gedacht, der Anton
wär in sie verknallt. Ich hab versucht, sie von ihm fernzuhalten, aber sie hat
natürlich nicht auf mich gehört. Kleine Schwestern hören nie auf einen.«
    Bergheim grinste,
aber er konnte das nicht bestätigen, weil er keine kleine Schwester hatte. Er
hatte überhaupt keine Geschwister, was ihn nicht besonders glücklich machte.
    »Aber«, fuhr Timon
fort, »jetzt hat sie’s anscheinend gerafft. Hat mir vorhin gesagt, dass ich
recht hatte und sie den Kerl hasst. Ha, auf einmal!«
    Bergheim warf den
Gang rein und gab Gas.
    »Jedenfalls will
sie nicht, dass meine Eltern davon erfahren. Auf keinen Fall!«
    Er blickte
Bergheim misstrauisch von der Seite an. »Versprechen Sie mir das?«
    Bergheim verzog
den Mund. »Das kann ich nicht, sie ist minderjährig. Aber wir brauchen ihre
Aussage.«
    »Dann weiß ich
nicht.«
    »Hilft es, wenn
ich dir sage, dass wir bereits eine Anzeige gegen ihn haben und einen
Haftbefehl, der ihn garantiert sofort hinter Gitter bringt, wenn er denn
überlebt?«
    »Echt?« Timon
strahlte. »Das ist geil. Genau so hatt ich es geplant. Ich hau ab, und dann
werden die Bullen irgendwann bei Anton landen und nachforschen.«
    »Tatsächlich?«
Bergheim staunte, dass der Junge mit dieser Strategie wirklich erfolgreich
gewesen war.
    »Und das hast du
zusammen mit deinem Freund ausgeheckt?«
    »Ja, der hat mir
immer alles erzählt.«
    Bergheim nickte
anerkennend. »Echt clever«, sagte er. »Und was

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