Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
verzog sich zu einer Grimasse und die Augen schienen beinahe aus ihren Höhlen herauszutreten. Er war offensichtlich nicht ganz beieinander.
    Raaben wollte mit seinen Belehrungen fortfahren, aber Haller schüttelte den Kopf.
    »Hat keinen Zweck«, meinte er. »Erst nach einer vorläufigen Entgiftung, so, wie ich das sehe.«
    Ein intensiver Geruch hing in der Luft. Aber Haller konnte nicht sagen, was es war.
    »Vor siebeneinhalb Jahren wurde Jana Buddemeier das erste Opfer des Barbiers«, sagte Haller. »Erschossen mit einem Jagdgewehr – Herr Winkelströter, falls Sie das mitbekommen sollten und noch nicht völlig in irgendwelchen anderen Sphären schweben: Wir werden innerhalb relativ kurzer Zeit wissen, ob Sie das gewesen sind …«
    ***

    Anna brachte Branagorn doch nicht nach Kinderhaus. Stattdessen machte sie ihm einen anderen Vorschlag. Sie fuhren zu ihrer Praxis, um sich die Polizei-Videos anzusehen, die auf dem Mittelalter-Markt in Telgte gemacht worden waren.
    »Man hat mir das Material auf meinen Stick geladen«, sagte Anna und deutete auf den Datenstick, der an ihrem Schlüsselbund hing, aber aussah wie ein gewöhnlicher Schlüsselanhänger. »Gut, dass ich den gestern dabeihatte, sonst würde ich die Daten erst heute oder morgen bekommen«, meinte sie.
    Sie stiegen aus dem Wagen, nachdem Anna in der Achtermannstraße geparkt hatte. Anna brachte Branagorn allerdings nicht zu ihrer Praxis, sondern zu ihrer Wohnung einen Stock höher.
    »Ihr zeigt mir Eure Privatgemächer?«, fragte Branagorn sichtlich überrascht.
    »Ich habe dort eine Kinoleinwand. Da können wir die Aufnahme in der entsprechenden Vergrößerung ansehen und all die Kleinigkeiten, auf die Sie so gerne achten, sind dann viel besser zu sehen.«
    »Das ist gut«, nickte Branagorn.
    »Wollen Sie etwas trinken?«
    »Nein, danke.«
    »Nicht einmal Wasser?«
    »Ich brauche im Moment nichts.«
    Anna führte den Elbenkrieger in ihren privaten Mini-Kinosaal. Dort konnte sie von den emotional anstrengenden Erlebnissen ausspannen, die ihr Beruf nun einmal mit sich brachte. Die Videodaten auf dem Stick überspielte sie auf die Festplatte, auf der sich auch ihre gesammelten Filme befanden.
    Branagorn setzte sich in einen sehr bequemen Ledersessel und wartete ab.
    »Einen Augenblick noch«, sagte Anna dann, nahm ihr Handy und ging hinaus in den Flur. Zwei oder drei kurze Gespräche führte sie. »Ich musste noch ein paar Termine absagen«, erklärte sie, als sie zurückkehrte.
    »Ihr weist Hilfesuchende ab?«
    »Die Verfolgung des Barbiers hat im Moment Vorrang, finde ich.«
    »Ja, gewiss, das verstehe ich.«
    »So, und jetzt haben wir unseren Kinoabend, wenn man das denn so nennen will. Na ja, vielleicht ist das auch geschmacklos. Sie haben jedenfalls alle Zeit, die Sie brauchen. Sehen Sie sich das Material immer wieder an, wenn es sein muss. Sie können die Aufnahme stoppen, einzelne Bilder heranzoomen – was Sie wollen.«
    »Ich mache mir Sorgen um Euch, Cherenwen.«
    »Um mich?«
    »Ihr wart unvorsichtig.«
    »Branagorn, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen.«
    »Sagt mir, habt Ihr schon vom Traumhenker geträumt? Ist er bereits in Eure nächtliche Sphäre des Schlafes eingedrungen? Erzählt mir von Eurem Traum!«
    Anna sah ihn verwundert an. Wie kann er von meinen Alpträumen wissen?, fragte sie sich. Oder hat er das nur geraten? Sieht er mir an, wie sehr mich dieser Fall mitnimmt, und habe nur ich umgekehrt einfach seine Sensibilität stark unterschätzt?
    Branagorn wartete die Antwort gar nicht erst ab.
    Sie schien für ihn bereits festzustehen.
    »Es ist also wahr«, meinte er.
    In Annas Ohren klang das wie ein Todesurteil. Ein Schauder erfasste sie, ohne dass sie dafür wirklich einen auch nur halbwegs nachvollziehbaren Grund hätte nennen können. Doch dann hatte sie sich wieder gefasst
    »Ich schlage vor, Sie konzentrieren sich jetzt erst mal auf das hier «, meinte sie und betätigte die Fernbedienung.

    Branagorn saß mit starrem Blick und praktisch regungslos da, während die Videoaufzeichnung vom Tatort auf der Planwiese lief.
    »Halt!«, forderte er plötzlich.
    »Sie haben etwas entdeckt?«
    Branagorn stand auf und deutete auf einen bestimmten Bereich des Standbildes. Für Anna war da kaum etwas erkennbar, außer den Köpfen zahlloser Schaulustiger.
    »Ich werde es vergrößern«, kündigte sie an.
    Sie ging an den Computer, der an ihre Kino-Anlage angeschlossen war. Wenig später stand eine Vergrößerung des Bildausschnitts

Weitere Kostenlose Bücher