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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zur Verfügung.
    Nun glaubte auch Anna zu erkennen, um was es sich handelte.
    »Das ist die Frau, mit der ich gesprochen habe. Melanie Aufderhaar«, war sie überzeugt.
    »Nein«, widersprach Branagorn. »Das ist nicht Melanie Aufderhaar – sondern Sarah.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Es ist die Frau, die auf dem Foto war, das im Buch der Gesichter stand«, erklärte Branagorn. »Und genau mit jener Frau habe ich gestern gesprochen, als ich das Haus aufsuchte. Es gibt Linien im Gesicht, an denen ich das erkennen kann. Und an den Haaren …«
    »Mit den Haaren von Melanie Aufderhaar war irgendetwas seltsam.«
    »So?«
    »Keine Ahnung, wie ich es Ihnen beschreiben soll, aber ich habe im ersten Moment gedacht, es wäre eine Perücke. War nur so ein Gefühl. Außerdem hatte Melanie irgendetwas am Bein, was sie beim Gehen behinderte. Sie stützte sich dauernd auf den Handlauf.«
    »Dies ist Sarah Aufderhaar«, beharrte Branagorn. »Auch wenn ich Melanie bisher nicht begegnet bin, weiß ich doch, wem ich begegnet bin. Da gibt es keine Zweifel.«
    »Nun, ich verstehe jedenfalls nicht, weshalb Melanie sich mir gegenüber so eigenartig verhalten hat. Und da ist noch etwas. Ich habe sie auf das Facebook-Foto angesprochen, und sie schien sich überhaupt nicht zu wundern.«
    »Natürlich nicht«, sagte Branagorn.
    »Was?«
    »Sie ist doch auch auf dem Bild. Auch wenn ihr Gesicht nicht zu sehen ist.«
    »Und wo ist sie?«
    »Es gibt noch einen Ritter und einen Pestarzt. Beide Gesichter sind nicht zu sehen. Geht man von der Körpergröße aus, dann kommt nur die Maske des Schwarzen Todes in Frage, und nicht der Ritter mit seinem geschlossenen Helm-Visier.«
    Anna schluckte und nickte leicht. Er hat recht, ging es ihr durch den Kopf. Auf dem Facebook-Foto war gar nicht, wie sie zunächst angenommen hatten, ein Mädchen namens Sarah oder Melanie abgebildet, sondern sowohl Melanie als auch Sarah – nur waren diejenigen, die die Kommentare zu dem Bild abgegeben hatten, sich wohl nicht sicher gewesen, ob die Frau mit dem offen sichtbaren Gesicht nun Melanie oder Sarah war. Schließlich sahen eineiige Zwillinge sich in der Regel zum Verwechseln ähnlich.
    »Ihr könnt die Bilder sich wieder bewegen lassen«, sagte Branagorn. »Wer weiß, vielleicht entdecke ich noch irgendein anderes Detail, das von Interesse ist.«
    »Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?«, fragte Anna.
    »Ein Augenpaar. Ein Augenpaar, das mir in Lengerich begegnete. Ich habe Euch davon berichtet.«
    »Ich habe übrigens Kontakt mit jemandem in Lengerich aufgenommen«, sagte Anna. »Einem Arzt, den ich gut kenne und der an die Patientendaten herankommt, sodass man herausfinden könnte, wer damals mit Ihnen zusammen dort war.«
    Branagorn wandte den Kopf und sah Anna erstaunt an. »Das habt Ihr für mich getan?«, stieß er hervor, und Anna stoppte sogleich den Fortgang der Aufzeichnung, denn schließlich wollte sie, dass Branagorn sich die ganze Sequenz ansah.
    »Ich habe das nicht Ihretwegen getan, sondern weil ich mir vorstellen könnte, dass Sie vielleicht tatsächlich etwas gesehen haben, was für die Lösung dieses Falles bedeutsam sein kann.«
    Branagorn sprach mit belegter Stimme. Er schien innerlich tief berührt zu sein. »Ich weiß, wie groß Eure Scheu davor ist, Regeln zu verletzen. Ihr fürchtet dann den unweigerlichen Einbruch des Chaos – und ich kann Euch diese Furcht noch nicht einmal guten Gewissens nehmen. Denn tatsächlich ist es so, dass die Missachtung von Regeln die Urquelle des Chaos ist. Für Eure Profession der Seelenkunde gilt das genauso wie für die Magie … Und doch habt Ihr Euch überwunden und seid über diesen breiten Schatten gesprungen. Ihr habt meine Hochachtung. Das beeindruckt mich sehr, werte Cherenwen.«
    »Hören Sie auf, mich zu analysieren.«
    »Das tue ich nicht.«
    »Das tun Sie sehr wohl. Und Sie machen das noch nicht einmal schlecht.«
    »Ich gebe lediglich meiner tief empfundenen Bewunderung und Hochachtung für Eure innere Größe Ausdruck, Cherenwen.«
    »Wollen wir jetzt fortfahren?«
    Branagorn nickte. »Ja, gerne.«
    Die Aufzeichnung lief weiter. Branagorn sah mit angestrengter Miene auf die Leinwand und fragte plötzlich: »Wann wird Euer befreundeter Heiler aus Lengerich Euch Bescheid geben?«
    »Vielleicht heute noch. Wer weiß.«
    »Welcher von den Heilern, die dort zurzeit ihres Amtes walten, ist es?«
    »Es ist besser, wenn Sie das nicht wissen, Branagorn.«
    »Ja, vielleicht habt Ihr

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