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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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recht …«
    Ein paar Augenblicke vergingen, und die Polizeikamera schwenkte ganz nach rechts und dann wieder zurück. »Halt!«, sagte Branagorn. »Ein Stück zurück! Zeigt mir den Moment, bevor zurückgeschwenkt wird, teure Cherenwen.«
    »Ich versuche es hinzubekommen«, gab Anna zurück.
    Wenige Augenblicke später hatte Branagorn gefunden, was er suchte. Es war ein Bildausschnitt, der nur für einen winzigen Moment zu sehen war. Branagorn deutete auf einen bestimmten Punkt mitten in der Menschenmenge. »Dies vergrößern«, forderte er.
    Für Anna war dort zunächst nicht mehr als ein undeutlicher Schatten zu sehen. Erst in der Vergrößerung erkannte sie, worum es Branagorn eigentlich ging. Eine maskierte Gestalt war – halb verdeckt durch die breiten Schultern eines als Mönch verkleideten Mannes – zu sehen. »Der Schwarze Tod«, murmelte sie.
    Die Maske war deutlich zu erkennen, allerdings war von dem langen Schnabel an der Vorderseite nichts zu sehen, da er nahezu vollkommen verdeckt wurde. Aber dennoch erkannte auch Anna, dass es sich um die Maske eines Pestarztes handelte. Anna glaubte zu erkennen, dass es sich um eine jener Masken handelte, die Timothy Winkelströter in seinem Internetshop vertrieb.
    »Da ist irgendetwas am Auge«, stellte Branagorn fest.
    »Ich kann das Bild noch etwas vergrößern, aber ich glaube jetzt sind schon die einzelnen Pixel zu sehen.«
    »Versucht es trotzdem, teure Cherenwen.«
    »Ganz wie Sie wollen.«
    Nachdem Anna den Ausschnitt noch etwas weiter herangezoomt hatte, erkannten sie beide, was es war. Anna runzelte die Stirn.
    »Mich dünkt, die Apparatur, die da ans Auge gehalten wird, dient der Fernsicht und wird Zielfernrohr genannt«, stellte Branagorn fest. »Oder sollte ich mich da irren, Cherenwen?«
    »Nein«, murmelte Anna tonlos. »Sie irren sich keineswegs. Das sieht so aus, als würde der Pestarzt die Szenerie durch ein Zielfernrohr beobachten. Das ist wirklich … eigenartig.«
    »Sie«, stellte Branagorn klar.
    »Was?«
    »Es ist eine Pest ärztin , wie wir jetzt wissen«, erklärte er. »Genau, wie es wohl auch auf dem Bild im Buch der Gesichter der Fall zu sein scheint.«
    In diesem Moment klingelte Annas Handy.
    »Wir haben Timothy Winkelströter festgenommen, Anna. Ein Jagdgewehr wurde sichergestellt, das jetzt einer ballistischen Laboruntersuchung zugeführt wurde. In seiner Wohnung und in seinem Mittelalter-Warenlager haben wir auch mehrere Dolche und Drahtschlingen gefunden, die als Tatwaffen für die Morde in Frage kommen. Wir gehen inzwischen davon aus, dass wir ihm auf jeden Fall den Mord an Nadine Schmalstieg auch nachweisen können werden.«
    Der Kriminalhauptkommissar machte einen geradezu euphorischen Eindruck.
    »Das freut mich sehr«, sagte Anna.
    »Es wäre schön, wenn du nachher im Präsidium sein könntest.«
    »Gerne.«
    »Der Fall steht unmittelbar vor seiner Lösung. Und du solltest unbedingt dabei sein, wenn der Sack zugemacht wird.«
    »Danke«, murmelte Anna.
    »Bis nachher.«
    »Bis nachher.«

Gefährten

    »Melanie?«
    Sarah Aufderhaar stand in der Wohnzimmertür, während ihre Schwester in einem der Sessel Platz genommen hatte. Auf ihrem Schoß saß eine der Porzellanpuppen, die sie gefertigt hatte. Mit einem Kamm strich sie durch das Haar der Puppe. Dickes Haar, das schwer zu verarbeiten gewesen war und auch schwer in einer Frisur zu bändigen war.
    »Melanie?«, fragte Sarah noch einmal, aber ihre Schwester wirkte vollkommen gedankenverloren und entrückt, während sie fortfuhr, den Kamm durch das Puppenhaar gleiten zu lassen.
    Sarah trat an den niedrigen Wohnzimmertisch heran und legte etwas darauf.
    Es war ein Zielfernrohr.
    »Du hast dir vor Kurzem meinen Wagen geliehen, als deiner in der Werkstatt war. Und das hier war im Handschuhfach. Wir müssen darüber reden, Melanie.«
    Melanie schwieg. Das konnte sie besonders gut. Hartnäckig schweigen und leiden. So sehr, dass es jedem anderen in ihrer Umgebung auch schlecht ging. Diesmal nicht, dachte Sarah. Diesmal lasse ich dir das nicht durchgehen. Es geht einfach nicht mehr.
    »Melanie, ich will jetzt die Wahrheit wissen.«
    Ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie sah ihre Schwester an. »Wahrheit?«, echote sie, fast so, als hätte sie nur dieses eine Wort von dem verstanden, was Sarah gesagt hatte. »Welche Wahrheit, Sarah? Meine? Oder deine? Oder die Wahrheit, an die Menschen wie Timothy Winkelströter glauben, wenn sie aus irgendwelchen Fliegenpilzen die Drogen des

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