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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Jahrgänge nicht selbstverständlich war. Die waren immerhin ganz gut gegen Lärm, auch wenn sie eigentlich aus Energiesparerwägungen allgemeiner Standard geworden waren. Aber Branagorn war lärmempfindlich. Starke Gerüche und Lärm – diese Kombination war für ihn nur sehr schwer erträglich und deswegen ging er eigentlich auch jeglichen Menschenansammlungen aus dem Weg.
    Umso mehr Überwindung hatte ihn der Besuch des Mittelalter-Marktes gekostet. Aber es hatte schließlich einen guten Grund gegeben, dort hinzugehen.
    Der Traumhenker, sein alter Feind, war dort gewesen. Er hatte es gespürt. Und nur deswegen hatte er sich unter all die Menschen gemischt, unter ihre schwer erträglichen Gerüche und ihr manchmal dröhnendes, manchmal schrilles Gerede, das von stampfender Musik untermalt wurde. Seine Sinne waren empfindlich. Er liebte die Stille, wie er sie manchmal auf dem idyllisch gelegenen Gelände der westfälischen Landesklinik für Psychiatrie im etwa vierzig Kilometer entfernten Lengerich genießen konnte.
    Wenn er unter Leuten war, musste er sich willentlich gegen all die von außen auf ihn einströmenden Sinnesreize abschirmen. Und manchmal, so hatte er das Gefühl, überrollte ihn einfach diese Welle aus Geschrei und Gestank, und er brach darunter vollkommen erschöpft zusammen.
    »Ey, hörst du auch schwer?«, sprach der Typ im Kapuzenshirt ihn noch einmal an, obwohl Branagorn ihn zu ignorieren versucht hatte. »Redest nicht mit jedem, oder was? Guckst du echt eingebildet.«
    Einige der jungen Männer lachten dröhnend. Die Mädchen kicherten. Es war nicht das erste Mal, dass Branagorn zum Ziel ihres Spottes wurde, was er für gewöhnlich mit Gleichmut ertrug.
    »Ey, der ist so blass wie ein Vampir. Der sollte echt mal in die Sonne gehen«, tönte der Kerl herum.
    Branagorns Handy klingelte.
    Er holte das Gerät unter seinem Wams hervor und nahm das Gespräch entgegen. »Wer begehrt, mit Hilfe des sprechenden Artefakts mit mir zu reden?«, fragte er.
    »Die Zeichen auf Ihrem Display sollten es Ihnen eigentlich verraten haben, Branagorn«, sagte eine Frauenstimme. »Ich bin es, Anna van der Pütten – falls Sie meine Stimme noch immer nicht erkannt haben sollten.«
    »Natürlich habe ich Eure Stimme erkannt, werte Cherenwen! Wie könnte ich sie je vergessen?«
    »Ich wollte eigentlich nur wissen, ob Sie gut nach Hause gekommen sind.«
    »Ich danke Euch für Eure Sorge, holde Cherenwen.«
    »Sie waren ja recht aufgebracht auf dem Mittelalter-Markt in Telgte.«
    »Die Gründe dafür sind Euch bekannt, obgleich ich den Eindruck habe, dass eine besondere Form der Einfalt Eure Seele zu schützen scheint.«
    »Das ist wirklich eine sehr charmante Art und Weise, mir zu sagen, dass Sie mich für eine Idiotin halten, Branagorn.«
    »Der Traumhenker ist unterwegs. Er ist aus der Starre seiner Untätigkeit erwacht, und er wird wieder zuschlagen. Vielleicht in anderer Gestalt, vielleicht mit der Hilfe einer anderen, ihm verwandten und ebenso hasserfüllten und zynischen Seele. Es ist nicht die Frage, ob es geschieht, werte Cherenwen. Es ist nur die Frage, wann das sein wird.« Branagorn machte eine Pause, er erreichte gerade die Tür des Wohnblocks und trat im nächsten Augenblick ins Innere. Manche der Postfächer quollen von Reklamesendungen über, als hätten die Austeiler sich alle Mühe gegeben, hier so viel wie möglich von ihren Sonderangebotsprospekten loszuwerden. Die Wände waren mit Graffiti verschmiert. I SHIT ON YOU stand da in großen, kunstvoll verschnörkelten Buchstaben. Der Geruch von Urin und Erbrochenem hing in der Luft. Manchmal kam es vor, dass ein Betrunkener es nicht bis zu seiner Wohnung schaffte. Vor allem dann nicht, wenn der Aufzug defekt war, was sehr häufig der Fall war.
    Branagorn ging den Flur entlang, während er das Gespräch mit Anna van der Pütten fortsetzte. »Ihr seid keine Idiotin«, widersprach er ihren letzten Worten. »Vielmehr seid Ihr eine reine Seele, die zu arglos ist, um zu erkennen, welche Gefahr droht. Und im Übrigen unterhalte ich mich gerne mit Euch, denn unsere Seelen sind verwandt.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir unsere Unterhaltung bei unserer nächsten Sitzung fortsetzen.«
    »Die ist erst in drei Tagen.«
    »Wie gesagt, ich wollte nur sichergehen, dass es Ihnen gut geht, Branagorn. Wir sehen uns am Dienstag.«
    »Ihr braucht meine Hilfe schon vorher, Cherenwen. Der Traumhenker wird erneut Blut fließen lassen. Vielleicht schon sehr bald …«
    »Bis

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