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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Schlagring hinterließ dort einen sehr charakteristischen Abdruck. Während Branagorn sich mit einem schnellen Schritt endgültig aus der Reichweite seines Gegners brachte, schrie Taliban laut auf und hielt sich die Hand.
    »Verdammte Scheiße!«, rief er.
    In diesem Moment passierten einige seiner Freunde, vor denen Taliban vor Kurzem noch seine große Show abgezogen hatte, die Außentür des Wohnblocks und betraten wenig später den Flur, der zu den Aufzügen führte.
    Sie blieben stehen und wirkten einen Moment lang wie erstarrt.
    »Ey, was ist passiert?«, fragte einer von ihnen.
    Taliban wollte etwas sagen, konnte aber kein verständliches Wort herausbringen, weil ihn der Schmerz in der Hand wohl daran hinderte.
    »Hat der dünne Mann dich geschlagen, oder was?«
    »Scheiße!«
    »Hätte nie gedacht, dass der Irre dich schafft, Alter!«
    Talibans Gesicht lief dunkelrot an.
    »Ich darf Euch versichern, dass es keinen Kampf gegeben hat«, erklärte nun Branagorn.
    »Bin ausgerutscht. Mit Schlagring an der Hand«, knurrte Taliban. »Ist scheißglatt hier. Ey, ich sach dir, verklagen sollte man die Scheiß-Putzfrau! Und das Handy von dem Typ da ist auch echt arm. Voll scheiße und billig! Wer will so’n Teil tragen ohne schämen?«
    Für einen Moment trafen sich die Blicke von Branagorn und Taliban. Dann ging der Elbenkrieger den Flur entlang bis zu den Aufzügen. Es gab insgesamt drei davon – und nur an einem stand ein Schild mit der Aufschrift DEFEKT. Ein ach so seltenes Zeichen der Hoffnung in einer bösen Welt, dachte Branagorn, fuhr hinauf in den zehnten Stock und erreichte schließlich eine Wohnungstür. F ANK S HMIT stand da an der Tür. Drei Buchstaben waren nicht mehr zu lesen. Aber das bedeutete ihm nichts, und er dachte auch nicht im Traum daran, dies in Ordnung zu bringen. Frank Schmitt wirkte auf ihn manchmal wie der Name eines Fremden, mit dem ihn nichts verband außer der Tatsache, dass er ihn auf die Formulare schreiben musste, die ihn dazu berechtigten, alle möglichen staatlichen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Aber ansonsten hatte dieser Name nicht das Geringste mit ihm zu tun. Nicht mit seiner Seele und dem, was im Innersten seine Persönlichkeit ausmachte.
    Er trat in die außerordentlich spärlich eingerichtete Wohnung. Eine Matratze lag auf dem Boden, ein paar Kleidungsstücke sorgfältig aufgeschichtet in einer Ecke. Außerdem gab es ein Gestell aus Gusseisen, das eigentlich wohl mal als Ständer für ein Kaminbesteck gedient hatte.
    In Branagorns Wohnung allerdings diente es als Waffenständer. Mehrere Schwerter und Rapiers unterschiedlicher Größe waren dort zu finden. Und es gab ein Regal mit Büchern. Es waren fast hundert.
    Branagorn schnallte den Gürtel mit der leeren Schwertscheide ab und warf beides auf die Matratze. Dann schritt er zur Balkontür und trat ins Freie. Er schnüffelte zunächst vorsichtig und mit deutlich ablesbarem Misstrauen in den Gesichtszügen, so, als wollte er keinen zu kräftigen Atemzug nehmen, ehe er nicht überprüft hatte, ob die Geruchsqualität der Luft einigermaßen erträglich war. Erträglich – nicht etwa gut oder hervorragend.
    Je nachdem, wie der Wind stand und welche Industrieanlage in Münster gerade welche Gerüche seinem Balkon entgegenwehte, konnte die Qualitätsbeurteilung ganz unterschiedlich ausfallen.
    Branagorn wagte nun einen etwas kräftigeren Atemzug und ließ den Blick über das von Hochhausbauten geprägte Kinderhaus schweifen. Von hier aus konnte man sogar das Signal-Iduna-Hochhaus mitten in der Stadt und die Lambertikirche sehen.
    Hier irgendwo, in diesen Straßen, zwischen diesen Häusern und in diesem Land bist du also, Traumhenker, ging es ihm durch den Kopf. Du hast es darauf angelegt, dich mit mir zu messen. Nun gut, du sollst dein Duell haben! Ich, Herzog von Elbara und treuester unter den Gefolgsmännern des Königs von Elbiana, bin dazu bereit. Du wirst mir nicht entkommen, Bringer des Übels und Verderber der Seelen!
    Und während Branagorns dürre Hände um die Balkonbrüstung fassten, schloss er die Augen und lauschte. Irgendwo da draußen schlug jetzt das Herz einer Mörderseele im Bewusstsein tiefer Schuld etwas schneller, einer Schuld, die zu groß war, um Vergebung erwarten zu können.
    »Du wirst mir nicht entkommen, Traumhenker«, murmelte Branagorn, und es klang wie ein sehr feierliches Versprechen.

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    Haller fuhr für Annas Geschmack ziemlich schnell. Hansalinie hatte man die A 1

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