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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Dienstag, Branagorn«, beharrte Anna van der Pütten.
    Das Gespräch war zu Ende.
    »Oh sprechendes Artefakt, wie jämmerlich, dass ein Zauber nur die Worte, aber nicht die Gedanken zu übertragen vermag. Ihr habt nicht begriffen, wovor ich Euch warnen wollte«, murmelte Branagorn, während er noch auf das Display blickte, wo ihm angezeigt wurde, dass die Verbindung nicht mehr bestand.
    Er hörte Schritte hinter sich.
    »Ey, du hast schönes Handy«, hörte er die Stimme des Kerls, der ihn schon draußen angesprochen hatte.
    Branagorn blickte auf. Auf dem Kapuzenshirt seines Gegenübers stand das Wort DELIGHT – »Freude« – in verschnörkelten Großbuchstaben. Es wirkte in diesem Moment wie ein ironischer Kommentar auf das Erscheinen dieses Kerls.
    Er war einen halben Kopf größer als Branagorn, und im Gegensatz zu dessen eher hagerer Gestalt wirkte er sehr kräftig. An der Rechten trug er einen Schlagring. Branagorn fiel das sofort auf.
    Der Kerl mit dem DELIGHT-T-Shirt streckte die geöffnete Linke aus und sagte: »Gib es mir!«
    Branagorn hatte einiges aus den Gesprächen der Jugendlichen mitbekommen. Zum Beispiel, dass die anderen den hier Taliban nannten, weil er im letzten Jahr versucht hatte, sich einen Bart wachsen zu lassen, was allerdings über ein relativ bescheidenes Endergebnis nicht hinausgekommen war. Der Spitzname war jedoch geblieben. Abgesehen davon war Taliban offenbar dafür bekannt, dass er von anderen die Herausgabe von Geld, Handys, MP3-Playern oder anderen als wertvoll angesehenen Dingen erpresste. Bei der Auswahl seiner Opfer war er nicht besonders wählerisch. Meistens waren es Altersgenossen, aber er beklaute auch Rentner, wenn er zu wenig Kleingeld in der Tasche hatte, um seinen Haschischkonsum finanzieren zu können.
    Jeder redete im Haus davon. Jeder wusste Bescheid, aber bislang hatte es noch niemand gewagt, etwas gegen Taliban zu unternehmen. Es hieß, dass er ein paar ihm treu ergebene Gefolgsleute hatte, die einem auch dann noch einen ungebetenen Besuch abstatten konnten, wenn er selbst verhindert war, weil er mal wieder eine der kleineren Strafen absitzen musste, zu denen er mehr oder weniger regelmäßig verurteilt wurde, wenn ihn die Polizei mal wieder nach einer Marihuana-Einkaufstour nach Holland mit frischer Ware erwischte.
    Taliban hatte Branagorn bisher – sah man mal von seinen abfälligen Bemerkungen ab – in Ruhe gelassen. Offenbar war diese Schonzeit nun zu Ende. Vielleicht hatte er auch einfach bisher noch nicht gesehen, dass der Elbenkrieger ein Handy besaß.
    »Ich sehe keinen Anlass, Euch mein Eigentum zu überlassen, werter Herr«, erklärte Branagorn ruhig und machte keinerlei Anstalten, seinem Gegenüber das Mobiltelefon auszuhändigen.
    »Ey, du laberst! Kannst du nicht Deutsch, oder was?«
    »Ich spreche viele Sprachen, und Ihr scheint Euch in der Euren ein wenig vergriffen zu haben«, erwiderte Branagorn.
    Taliban kniff die Augen zusammen, sodass sie zu schmalen Schlitzen wurden. Branagorn nahm einen Geruch wahr, der eine für sein olfaktorisches Feinempfinden äußerst anstrengende Mischung aus Schweiß, Marihuana und noch ein paar anderen Komponenten war. Was Letztere betraf, so wollte der Elbenkrieger gar nicht so genau wissen, welche Anteile da im Einzelnen noch vorhanden waren. Er spürte so schon einen kaum zu unterdrückenden Brechreiz.
    Taliban hob die geöffnete Hand und deutete auf die leere und mit Elbenrunen verzierte Lederscheide, die Branagorn an dem breiten Gürtel trug, der sein Wams zusammenhielt. »Hattest du nicht immer ein Schwert bei dir?«
    »Heute nicht.«
    »Wer hat es dir abgezogen?«
    »Die Hüter der Ordnung.«
    »Bullen? Arme Sau!«
    »Verzeiht mir, werter Taliban, wenn ich das Gespräch mit Euch nicht fortzusetzen gedenke.«
    Branagorn wollte einfach an Taliban vorbei in Richtung des Aufzugs gehen, aber der Kerl mit dem DELIGHT-T-Shirt stellte sich ihm erneut entgegen.
    »Los, Handy her!«
    »Ich werde Euch mein sprechendes Artefakt nicht geben.«
    Taliban drängte Branagorn mit seiner schieren Körpermasse gegen die Wand. »Komm mir nicht dumm, du bleicher Arsch!«
    Branagorn befreite sich mit einem kräftigen Stoß gegen die Schulter seines Gegenübers. Taliban ließ die Faust mit dem Schlagring nach vorne schnellen – genau auf Branagorns Kopf zu. Aber dieser wich mit einer Geschwindigkeit zur Seite, die man dem zerbrechlich wirkenden, blassen Mann kaum zutraute. Die Faust mit dem Schlagring krachte in die Wand. Der

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