Der Teufel Von Muenster
überregionalen Boulevardzeitung, deren Logo auf seiner Tasche zu sehen war. Das lokale Fernsehen würde sicher nicht lange auf sich warten lassen. Vom Studio Münster des WDR aus war es schließlich nicht viel weiter, als wenn man die Fahrt nach Telgte am Friesenring begann.
Die Beamten der Spurensicherung machten sehr akribisch ihre Arbeit, und inzwischen waren zusätzliche Beamte gekommen, die von Hauptkommissar Haller instruiert worden waren, die Personalien so vieler Besucher des Mittelalter-Marktes wie möglich aufzunehmen und sie danach zu fragen, ob sie vielleicht irgendwelche sachdienlichen Hinweise geben konnten, die Aufschluss über das Tatgeschehen lieferten.
Wahrscheinlich würde es Wochen dauern, all diese Hinweise abzuarbeiten und dabei die Spreu vom Weizen zu trennen. Das war auch der Grund dafür, dass Sonderkommissionen, die direkt im Anschluss an ein Verbrechen eingerichtet wurden, zuerst unter Umständen mit über hundert Beamten besetzt waren und dann im Laufe der Zeit auf eine kleine Zahl von Ermittlern zusammenschmolzen.
Die Personalien aller Besucher des Mittelalter-Marktes aufzunehmen war vermutlich nicht machbar. Schon jetzt strömten viele von ihnen zu den Parkplätzen.
Es gab eine Megafon-Durchsage, die alle aufrief, sich zu melden, die möglicherweise den Tathergang beobachtet hatten oder das Opfer kannten. »Wer von Ihnen kennt Jennifer Heinze aus Ladbergen? Falls sie nicht allein auf dem Mittelalter-Markt war, so sollten ihre Begleiter sich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen, denn jede Information kann der Aufklärung eines Verbrechens dienen.«
Haller wandte sich an Anna van der Pütten.
»Tun Sie mir einen Gefallen, Frau van der Pütten.«
»Wenn es sich machen lässt.«
»Halten Sie mir diesen Irren in Zukunft vom Leib!«
»Wie kommen Sie darauf, dass er Sie noch mal ansprechen wird?«, fragte Anna.
Haller sah sie etwas verwundert an. »Hören Sie, dazu braucht man nicht Psychologie studiert zu haben, um das zu prognostizieren.«
»Ach nein?«
»Der schien doch regelrecht besessen von diesem Geschehen hier zu sein und hat es anscheinend in seine Wahnvorstellungen integriert. Das ist nichts Besonderes. Bei vielen Querulanten ist das der Fall. Die quälen einen dann oft sehr ausdauernd mit ihren angeblichen Hinweisen und wollen einem erklären, wie man zu arbeiten hat, wen man am besten verhaften sollte und so weiter.«
»Na, wenigstens glauben Sie nicht, dass er etwas mit dem Verbrechen zu tun hat.«
»Wir werden uns natürlich sein Schwert genau anschauen, aber so wie es scheint, hat es nicht die richtige Form und ist auch viel zu stumpf, um die Tatwaffe gewesen zu sein. Ich will den Laboruntersuchungen nicht vorgreifen, aber …«
»Sie haben ernsthaft vor, die Waffe einzuschicken?«
»Natürlich!«
Anna war ziemlich perplex. »Dann müssten Sie theoretisch alle Dolche und Messer und was es sonst noch an mittelalterlichen Hieb- und Stichwaffen zurzeit auf der Planwiese so gibt, einsammeln und untersuchen. Da hätten Sie dann aber eine Waffenkammer zusammen, über die sich Barbarossa und Co. sicherlich gefreut hätten.«
»Verlassen Sie sich darauf, dass unsere Kollegen bei ihren Befragungen den Aspekt ›verdächtige Bewaffnung‹ durchaus im Auge haben«, stellte Haller klar.
»Na, da bin ich ja beruhigt.«
»Aber zurück zu dem, was hier geschehen ist. Es muss sehr schnell gegangen sein. Ein einziger Hieb von vorne, und das Opfer sank zu Boden. Den Spuren zufolge wurde das Opfer in seine jetzige Position geschleift – ein oder zwei Meter weit.«
»Wir haben auf jeden Fall wieder eine neue Tötungsmethode«, stellte Anna fest. Die bisherigen Opfer dieser Serie waren entweder mit einem Jagdgewehr erschossen, mit einer Drahtschlinge erwürgt oder – wie die letzten beiden Opfer – mit einem stumpfen, bisher nicht identifizierten Gegenstand erschlagen worden.
»Schließen Sie irgendetwas daraus?«, fragte Haller.
»Wenn es kein anderer Täter ist, der sich den Barbier zum Vorbild genommen hat, dann scheint er blutiger, brutaler, wütender zu werden. Mit einer Schusswaffe haben Sie eine große Distanz zwischen Täter und Opfer. Bei einer Drahtschlinge oder einer Keule sehen Sie kein Blut. Der Tod kommt fast klinisch rein daher. Aber wenn Sie jemandem mit einem Messer die Kehle aufschlitzen, dann ist das schon eine sehr direkte Form der Konfrontation. Der Täter hat Jennifer Heinze direkt in die Augen geschaut und gesehen, wie der Schrecken in ihrem
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