Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Mörder auch dort war – und jetzt wieder in unser aller Welt herumzieht und tötet.«
    »Da gibt es nur ein Problem, Anna.«
    »Und das wäre?«
    »Ich glaube einfach nicht, dass es möglich ist, jemanden anhand seiner Augen zu identifizieren. Das ist doch an den Haaren herbeigezogen!«
    »Du irrst dich Sven. Bei jemandem wie Frank Schmitt ist das durchaus möglich.«
    »So?«
    »Er hat ein fotografisches Gedächtnis. Das ist nichts Ungewöhnliches für Savants.«
    »Savants – die Wissenden. Ein bisschen Französisch habe ich auch gehabt. Ein schönes Wort macht mir das Ganze noch nicht plausibel.«
    »Das Savant-Syndrom, das bei Branagorn diagnostiziert wurde, ist auch von der Wissenschaft noch längst nicht völlig verstanden, Sven. Aber mit Frank Schmitt sind eine Reihe eingehender Untersuchungen durchgeführt worden. Die Testergebnisse sind beeindruckend. Weißt du, womit er sich normalerweise die Zeit vertreibt? Er geht in die Uni-Bibliothek Münster und liest systematisch die Bücher. Nein, er liest sie nicht, er prägt sie sich ein. Dazu braucht er sich die entsprechenden Seiten nur einmal angesehen zu haben. Mir erzählt er natürlich, dass sein immenses Wissen daher rührt, dass er schon vor vielen Zeitaltern in unsere Welt gelangte und schon die Bibliotheken von Alexandria, Konstantinopel und Bagdad durchstöbert hätte.«
    »Ach, so weit geht dein Glaube dann doch nicht.«
    »Das ist kein Glaube, Sven! Sieh bei Gelegenheit mal im Internet nach unter Stephen Wiltshire, genannt die lebende Kamera. Dann werden dir Branagorns Fähigkeiten kaum noch phantastisch vorkommen.« Anna atmete tief durch. Ihr war durchaus klar, auf welch dünnem Eis sie argumentierte. Nicht etwa, weil es an den Savants und ihren Fähigkeiten Zweifel gab oder weil es ihr zweifelhaft erschien, dass Branagorn tatsächlich jemanden allein an den Augen wiederzuerkennen vermochte. Es gab genügend gut dokumentierte Fälle in der Fachliteratur, die noch weit erstaunlichere Fähigkeiten gezeigt hatten. Aber was nützte es, wenn Branagorn tatsächlich bei einer Gegenüberstellung auf jemanden zeigte und behauptete, er sei der Pestarzt von der Planwiese? Damit war noch lange kein Mord bewiesen, geschweige denn ein Zusammenhang zwischen der so identifizierten Person und den Taten des Barbiers hergestellt. Aber vielleicht war es ein Anfang. »Also, wenn du da nichts machen willst, werde ich mich mal in Lengerich melden, um herauszufinden, ob irgendjemand von den Personen, die da inzwischen an den Stellwänden hängen, vielleicht zur passenden Zeit einen Aufenthalt dort hatte. Leichter wäre es natürlich, wenn ihr das machen würdet – von wegen Schweigepflicht und so.«
    »Nein, das sollte schon seinen regelgerechten juristischen Gang gehen«, meinte Haller. »Ich kümmere mich darum.«
    Anna deutete auf den Obduktionsbericht. »Steht da noch irgendetwas Interessantes drin?«, hakte sie nach.
    »Wie man’s nimmt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Verschiedene Spuren an der Leiche weisen darauf hin, dass der Täter eher klein gewesen sein könnte. Aber das wussten wir ja eigentlich auch schon vorher. Es ist nur eine Bestätigung.«
    »Das passt doch zu Branagorns Aussage.«
    »Anna, das war keine Aussage, sondern wirres Zeug!«
    In diesem Moment betrat ein übergewichtiger Mann in einem viel zu engen kobaltblauen Anzug den Raum. Der größte Teil des Kopfes war kahl, aber es gab einen Haarkranz in Höhe der Ohren, der aus ungebändigten Locken bestand, was seiner gesamten Erscheinung eine etwas skurrile Note gab. Anna hatte ihn schon des Öfteren bemerkt, wusste aber bisher nur, dass er von den anderen Wolli genannt wurde. Außerdem war er offenbar im Innendienst tätig. Sein Rang, seine genaue Funktion innerhalb des Teams und sein vollständiger Name waren ihr jedoch bisher verborgen geblieben, was für Anna die Schwierigkeit mit sich brachte, dass sie nicht wusste, wie sie ihn ansprechen sollte. Die Zahl ihrer durch die selbstherrliche Anordnung von Sven Haller gestifteten Duzfreundschaften wollte sie keineswegs noch vergrößern.
    »Was gibt’s, Wolli?«, fragte Haller.
    »Du hast doch gesagt, ich solle mal diesen Timothy Winkelströter genauer unter die Lupe nehmen.«
    »Und? Ist dabei was herausgekommen?«
    »Er scheint eine nicht unwesentliche Rolle in einer sehr dubiosen Sekte zu spielen, die sich die ›Neuen Templer‹ nennt und eine Art Heidentum der Moderne propagiert.«
    »Von mir aus soll jeder glauben, an was er will«,

Weitere Kostenlose Bücher