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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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so treiben.«
    »Fragen wir doch einfach Timothy Winkelströter«, schlug Anna vor. »Der muss es doch eigentlich wissen.«
    »Wir bestellen ihn zum Gespräch ins Präsidium. Das dürfte nämlich eine längere Unterredung werden«, kündigte Haller an.

Elbenmagie in Borghorst

    »Lange ist es her«, murmelte Branagorn, während er mit der Regionalbahn von Münster nach Steinfurt fuhr. Ein älterer Mann in einem Jackett, das dem völlig unmodischen Schnitt nach uralt sein musste, aber offenbar selten getragen und gut gepflegt war, saß ihm gegenüber. Dazu trug er eine Baseballmütze. Schon die ganze Zeit hatte der alte Herr Branagorn misstrauisch gemustert. Ein Elbenkrieger, der auch noch im Sommer einen relativ warmen Umhang trug, unter dem dann auch noch ein Schwertgriff hervorschaute – das war für ihn einfach nicht so richtig einzuordnen.
    Noch viel mehr wunderte sich der alte Herr, als sein Gegenüber plötzlich anfing, eigenartige Silben aneinanderzureihen.
    Für Branagorn war das eine elbische Stärkungsformel. Denn Stärke, so glaubte der Elbenkrieger, konnte er jetzt dringender als je zuvor gebrauchen, zumal ihm ja auch sein bevorzugtes Schwert Nachtmahrtöter nach wie vor nicht zur Verfügung stand.
    Jener Klinge auf seinem Rücken hatte er inzwischen den Namen »Feind des Traumhenkers« gegeben. Einer Klinge einen Namen zu geben verlieh ihr zusätzlich Macht. Dies erst im Hinblick auf eine ganz bestimmte Aufgabe zu tun, in der die Waffe sich zu bewähren hatte, bedeutete erst recht, dass zusätzliche Kräfte wachgerufen wurden. Reserven, von denen der Betreffende vielleicht nicht einmal geahnt hatte, dass es sie überhaupt gab.
    »Sagen Sie, Sie sind aber nicht von hier, oder?«, fragte der alte Mann.
    Branagorn sah ihn etwas irritiert an. Sollte er diesem Mann erwidern, dass er vor tausend Jahren schon einmal hier gewesen war und für Kaiser Otto III. die Urkunde angefertigt hatte, mit der dieser die Gründung des Stiftes Borghorst bestätigte? Nein, besser nicht, entschied er. Es war nicht immer ratsam, die Wahrheit allzu unverblümt zu sagen. Das hatte er inzwischen gelernt. Man musste es vermeiden, sein Gegenüber vor den Kopf zu stoßen, wobei Branagorn zugeben musste, dass ihm das keineswegs immer gelang. Schließlich wirkten schon seine Kleidung, sein Auftreten und seine Ausdrucksweise auf manche Zeitgenossen wie die pure Provokation.
    »Ich war schon einmal in der Gegend, aber es ist lange her«, sagte Branagorn.
    »Ich meine ja nur, wenn ich Sie so ansehe.«
    »Was meint Ihr damit?«
    »Na ja – wir im Münsterland gelten ja als stur und dickfellig – aber dat wir nich mitkriegen täten, dat man im Sommer oder meinetwegen sogar Frühherbst kein Karneval mehr feiert – dat halte ich für’n Gerücht!«
    »Mich dünkt, dass ich niemals Karneval gefeiert habe«, erwiderte Branagorn. »Der Auflauf der Massen und ihr schrilles Geschrei sind mir zuwider.«
    »Sie reden eigenartig. Kommen Sie aus den neuen Bundesländern? Oder sind Sie ein Türke mit gefärbten Haaren? Heute sieht ja nichts mehr so aus, wie es eigentlich ist.«
    »Ihr müsst verzeihen, aber Eure Sprache ändert sich so schnell, dass manchmal nur Augenblicke zu vergehen scheinen, ehe sie sich so gewandelt hat, dass man Gefahr läuft, missverstanden zu werden.«
    »Ja, dat ist wohl wahr«, stimmte der Mann zu. »Was die heute so für Ausdrücke benutzen, da kommt unsereins nich mit.«
    »Ich nehme an, dass Ihr das Marienhospital in Borghorst kennt – angesichts der deutlichen Zeichen des Alters, die Euer Leib trägt, nehme ich an, dass Ihr es hin und wieder aufsuchen müsst.«
    Der alte Herr runzelte die Stirn. »Wie kommen Sie mir denn? Ich bin fit wie ein Turnschuh, auch wenn meine Treter schon etwas abgelaufen sind. Aber für neue Schuhe bin ich zu geizig, die könnte ich ja nicht mehr richtig ablaufen, das sag ich immer, auch wenn meine Frau sagt: ›Schmeiß die alten schief gelaufenen Dinger weg, da fällst du nur mit.‹« Er beugte sich etwas vor. »Wie kommen Sie denn jetzt auf dat Krankenhaus?«
    »Ich bin unterwegs dorthin.«
    »Wat Ernstes? Na, ich will nich indiskret sein. Ich bin nur ab und zu da, um die Blutwerte überprüfen zu lassen und wegen Rücken. Ich hab nämlich Rücken, aber nix Ernstes. Wie gesagt: Fit wie’n Turnschuh, nur dürfen Sie sich meine Turnschuh nich ansehen, die usseligen Dinger.«
    »Wenn Ihr öfter in diesem Hospital weilt, dann kennt Ihr gewiss auch eine Krankenschwester namens Nadine

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