Der Teufel Von Muenster
sagen.«
Etwas später erreichten sie das Café Rabbel auf dem Marktplatz des mittelalterlich geprägten Tecklenburg. Hier arbeitete Pamela Strothmann. Draußen standen viele Tische und Stühle, an denen sich die Kurgäste bei Kaffee und Kuchen drängten. Anna folgte Haller ins Innere, dessen Einrichtung an ein Wiener Kaffeehaus erinnerte.
Haller zeigte der Frau hinter dem Tresen seinen Ausweis.
»Hallo, Kripo Münster. Wir hätten gerne mit Frau Pamela Strothmann gesprochen.«
»Ah, ja. Pamela hat uns gesagt, dass Sie hier auftauchen würden.«
»Wo können wir sie finden?«
»Einen Moment. Ich sage ihr Bescheid. Es wäre nett, wenn Sie einigermaßen diskret vorgehen würden.«
»Selbstverständlich.«
Die Frau hinter dem Tresen verschwand kurz durch eine Tür. Wenig später trat eine Endzwanzigerin mit brünetter Prinz-Eisenherz-Frisur aus der Tür. Sie hatte ein fein geschnittenes Gesicht und war groß und schlank. Sie überragte Anna um einen ganzen Kopf und war immerhin noch einen halben Kopf größer als Haller, obwohl sie flache Schuhe trug.
»Haben Sie uns angerufen?«, fragte Haller.
»Ja«, nickte sie. »Ich bin Pamela Strothmann. Und ehrlich gesagt bereue ich schon, dass ich es getan habe.«
»Es wird sicher einen guten Grund dafür geben«, war Haller überzeugt.
»Kommen Sie, wir suchen uns einen Tisch, wo wir reden können.«
»In Ordnung.«
»Möchten Sie etwas zu trinken? Kuchen?«
»Das Frühstücksbüfett soll hier besonders gut sein.«
»Wir haben inzwischen Nachmittag.«
»In meinem Beruf verliert man das Gefühl für die richtige Tageszeit schon mal etwas«, verteidigte sich Haller.
Pamela Strothmann führte ihn und Anna zu einem der Tische im hinteren Bereich des Cafés. Haller nahm einen Kaffee, Anna einen grünen Tee.
»Was haben Sie uns zu sagen, Frau Strothmann?«, fragte Haller. »Die Kollegin, die mit Ihnen gesprochen hat …«
»Das war eine Frau? Unmöglich!«
»… erwähnte, dass Sie behaupten, den Täter zu kennen.«
»Na ja, ich habe vielleicht ein bisschen dick aufgetragen.«
»Am besten, Sie sagen uns den Namen und die Adresse, dann können wir die Angelegenheit überprüfen.«
Sie strich sich das Haar zurück. »Der Name lautet Jürgen Tornhöven. Ein Typ mit Bart und langen Haaren, hat aber oberhalb der Ohren alles kahl und dürfte so um die Ende vierzig sein. Man nennt ihn auch den Prior der Neuen Templer, das ist diese Sekte, die er anführt. Im geheimen Kreis lässt er sich angeblich mit Hochmeister Asmodis anreden – aber allein dafür, dass ich Ihnen das verraten habe, könnte mich diese Sekte schon furchtbar bestrafen wollen. Da kennen die nämlich gar nichts.«
»Nun mal der Reihe nach«, verlangte Haller. »Wie kommen Sie darauf, dass dieser Jürgen Tornhöven Jennifer Heinze umgebracht haben könnte?«
»Weil es genau passt.« Pamela Strothmann war ziemlich ungeduldig. Sie wirkte wie jemand, der unter einem außerordentlich hohen Druck stand.
»Gibt es irgendwelche konkreten Anhaltspunkte? Wurde Jennifer von Mitgliedern der Sekte oder diesem Tornhöven etwa konkret bedroht?«
»Ja, das wurde sie.«
»Und Sie selbst haben das mitbekommen, oder hat das nur jemand anderes Ihnen erzählt?«
»Jennifer hat mir das gesagt. Und ich hatte keinen Grund, an ihren Worten zu zweifeln. Am besten erzähle ich Ihnen alles der Reihe nach.«
»Jennifer Heinze und Sie waren Freundinnen«, stellte jetzt Anna fest und mischte sich damit erstmalig in das Gespräch mit Pamela Strothmann ein.
Pamela nickte. »Ja, seit der Schule schon. Wir sind beide hier auf das Graf-Adolf-Gymnasium in Tecklenburg gegangen. Und auch wenn sich unsere Wege später etwas in verschiedene Richtungen entwickelt haben, so haben wir doch nie den Kontakt zueinander verloren.«
»Was meinen Sie genau mit der Entwicklung in verschiedene Richtungen?«, hakte Anna nach.
»Na ja, Jennifer ist nach der Schule zur Bank gegangen, und ich habe in Osnabrück studiert. Philosophie, Kunstgeschichte, Theologie. Ich gebe zu, das war bei mir alles etwas planlos, und deswegen bin ich jetzt fast dreißig und habe auch noch immer keinen Abschluss. Wahrscheinlich wird das auch so schnell nichts werden, denn inzwischen bin ich schwanger und mit meinem Freund zusammengezogen, der gerade in Münster seinen Doktor in Kunstgeschichte macht, und meine Stelle hier im Café ist derzeit die einzige Einnahmequelle, die wir haben. Klingt für Sie vielleicht alles ein bisschen verworren, Frau … irgendwie
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