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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Jennifer hat mir mal erzählt, dass ein neuer Lehrer erst geglaubt hätte, er hieße Björn-Horst Kotte anstatt Björn Horstkotte, weswegen ihn dann viele nur noch ›du Horst‹ genannt hätten. Fand ich lustig.« Pamela Strothmanns Blick wechselte von Haller zu Anna und wieder zurück und stellte fest, dass sie offenbar bei keinem der beiden den Humornerv auch nur leicht berührt hatte.
    »Wissen Sie zufällig auch, wer Olli ist?«
    »Olli?«
    »Eine der Personen auf dem Bild soll Olli heißen.«
    »Da gab es einen Oliver. Oliver Holthaus. Das ist der Kerl, der neben Björn steht. Aber ich glaube, der ist schon lange nicht mehr in der Gegend. Ich habe gehört, er soll irgendeinen tollen Job in New York oder London haben. Keine Ahnung, hat mich nicht so interessiert.«
    »Was ist mit diesem Jürgen Tornhöven? So, wie Sie ihn schildern, passt der doch altersmäßig gar nicht in diese Gruppe hinein.«
    »Natürlich nicht! Der Kontakt kam durch Timothy Winkelströter. Der war bei dieser Sekte oder wie immer man das bezeichnen soll. Ich persönlich glaube ja, dass es denen nur ums Geld geht.«
    »Wieso?«
    »Weil bei denen alles ein Schweinegeld kostet. Die behaupten, dass psychische Probleme, Burn-out, Energielosigkeit und weiß der Geier was noch, darauf basieren, dass man von den falschen Dämonen besessen ist. Also reden die einem ein, man solle sich durch eine Art Exorzismus davon befreien.«
    »Hat Jennifer Heinze so etwas auch mitgemacht?«
    »Ja, hat sie. Sie hatte Probleme in ihrem Job. Hohe Erwartungen an sich selbst, übertriebener Ehrgeiz … Das läuft so ähnlich ab wie in diesen Exorzismus-Ritualen, die man aus Horrorfilmen kennt. Soweit ich weiß, gibt es in der katholischen Kirche immer noch Exorzisten, die Teufelsaustreibungen vornehmen. Aber bei diesen sogenannten Neuen Templern ist das nur die erste Stufe.«
    »Und was ist die zweite?«
    »Eine Art umgekehrter Exorzismus. Nennen Sie es In-Zorzismus, wenn Sie wollen. Man soll den Geist Baphomets in sich aufnehmen. Das ist so ein Stierdämon. Die geweihten Mitglieder der Neuen Templer tragen eine entsprechende Tätowierung am Arm. Daran kann man sie erkennen.«
    »Ja, das haben wir schon bei Timothy Winkelströter gesehen«, murmelte Haller.
    »Jennifer hat sogar Stufe zwei mitgemacht.«
    »Das heißt, sie hat den Geist Baphomets oder wie die das nennen, in sich aufgenommen?«, vergewisserte sich Haller.
    »Ja – und dafür noch dreitausend Euro bezahlt.«
    »Hat sie sich denn danach wenigstens besser gefühlt?«, fragte nun Anna. »Ich meine, Sie erwähnten doch ihren Ehrgeiz und die Ansprüche an sich selbst, die offenbar in Konflikt mit der Realität geraten waren.«
    »Das war doch schon alles nach der Dämonenaustreibung besser geworden. Diese zweite Stufe hat sie, glaube ich, nur wegen ihrem Freund gemacht.«
    »Sie sprechen jetzt von Timothy Winkelströter«, stellte Anna fest.
    Pamela Strothmann nickte. »Ja – ich kenne den ja nicht so gut, aber nach Jennifers Schilderungen muss das einer sein, der einfach jedem Rock hinterherläuft und zwar eine feste Beziehung in alle Ewigkeit verspricht, aber in Wahrheit kaum eine Woche treu sein kann. Er hat was mit einer Krankenschwester namens Nadine Schmalstieg aus Borghorst angefangen, deswegen hat Jennifer mit ihm Schluss gemacht, konnte sich dann aber doch nicht von ihm trennen, und so ging das eine Weile als On-off-Beziehung weiter.«
    »Und was hat Jürgen Tornhöven nun damit zu tun?«, wollte Haller wissen.
    »Na, der hat die zweite und ziemlich ekelige Stufe dieses Rituals durchgeführt, die dem Empfang von Baphomet dient. Ich bin überzeugt davon, dass Jennifer das nur deswegen mitgemacht hat, weil sie glaubte, sie könnte Timothy dadurch doch noch an sich binden.«
    »Was ist so ekelig daran?«, fragte Anna.
    »Nach dem, was Jennifer mir erzählt hat, muss man dabei Tierblut trinken und wird am ganzen Körper damit eingerieben, sodass dann die Schmeißfliegen kommen … Außerdem wird man mit einem Dolch geritzt – nicht so, dass man stirbt, aber so, dass man es glaubt, weil Baphomet nur in die Seele eindringen kann, wenn man Todesangst spürt. Es ist wirklich total widerlich! Völlig pervers. Sie hat mich noch gefragt, ob sie das mitmachen soll. Ich habe ihr dringend abgeraten! Dieser Timothy war das doch wirklich nicht wert – zumal dem das inzwischen völlig egal war. Schließlich hatte der längst eine andere, und wenn Sie mich fragen, dann ging ihm Jennifer inzwischen auf die Nerven.

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