Der Teufel Von Muenster
hatte ich Ihren Namen nicht mitbekommen.«
»Anna van der Pütten. Ich bin Kriminalpsychologin.«
»Ah ja, verstehe.«
Wenn Anna jemandem sagte, dass sie Psychologin war, dann sorgte das zumeist für eine entspannte Gesprächssituation. Vor allem dann, wenn die Lage gerade zu eskalieren drohte und die Beteiligten auf die Polizei nicht gut zu sprechen waren. Psychologen waren eben keine Polizisten, und das allein adelte sie dann anscheinend schon. Mit einem Psychologen konnte man reden, mit einem Polizisten nicht, denn der hielt einem im Zweifelsfall nur irgendeinen Paragrafen mit irgendeiner schwer verständlichen Rechtsnorm entgegen, an die man sich doch bitte schön zu halten habe. Aber bei Pamela Strothmann war das anders. Bei ihr schien die Berufsbezeichnung Psychologe aus irgendeinem Grund Widerstände zu offenbaren. Widerstände, die Anna sehr genau wahrnahm und für die es verschiedene Erklärungen geben konnte. Unter anderem die, dass Pamela Strothmann vielleicht mal in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung gewesen war und diese Erfahrung mit unangenehmen Erlebnissen assoziierte.
»Meine Aufgabe ist es, mir ein möglichst klares Bild des Täters zu machen«, erklärte Anna daher.
Pamela Strothmann lächelte schwach. »Dann analysieren Sie also nicht die Zeugen, die befragt werden? Es gibt doch da so eine Fernsehsehserie, wo einer den Menschen anhand kleinster Regungen und Muskelbewegungen im Gesicht ansehen kann, ob sie lügen.«
»Nein. So jemand bin ich nicht«, versicherte Anna. »Was nicht heißt, dass es nicht am besten wäre, wenn das, was Sie uns sagen, absolut der Wahrheit entspricht, Sie nichts hinzufügen und nichts weglassen. Aber ich nehme nicht an, dass Sie das vorhaben, denn dann würden Sie unsere Zeit verschwenden und damit demjenigen helfen, der Ihre Freundin auf dem Gewissen hat.«
»Natürlich«, murmelte Pamela. »Aber eigentlich wollte ich Ihnen ja noch was erzählen …«
»Dann tun Sie das«, forderte Anna sie auf.
Pamela blickte auf einen bestimmten Punkt auf der Tischdecke, die vor ihr lag. So, als wollte sie sich dadurch besser konzentrieren. »Jennifer hat sich seit den letzten Jahren auf der Schule für dieses Mittelalter-Zeug interessiert. Sie ist da durch ihren damaligen Freund hineingeraten – na ja, das hört sich an, als wäre es was Schlimmes. Meiner Ansicht nach ist es einfach nur kindisch. Sie hat mich auch mal zu einem dieser Festivals mitgenommen, aber ehrlich gesagt habe ich weder zu ihren Freunden aus dieser Szene noch der Szene selbst Zugang gefunden. Aber Jennifer ist eine ganze Weile dabeigeblieben. Ich meine, vielleicht ist das auch einfach nur eine Art Ausgleich gewesen. Sie war ja bei der Bank, und da muss man natürlich total konform sein, ein schickes Kostüm tragen, frisiert sein, darf nirgendwo anecken und muss den Kunden irgendwas versprechen, damit sie ihr Geld bei einem anlegen. Vielleicht ist so ein Ausgleich da wichtig, in irgendwelchen Phantasiekostümen herumzulaufen und eine ganz andere Rolle zu spielen – sei es nun als holdes Burgfräulein oder als Schwarzer Tod.«
»Wie kommen Sie auf den Schwarzen Tod?«, hakte Anna nach.
»Na ja, sie hatte ein Kostüm, das hatte irgendwie etwas mit dem Schwarzen Tod zu tun.«
»Sie meinen die Schnabelmaske eines Pestarztes?«
»Ja, genau.«
»Die haben wir unter ihren Sachen gefunden.«
»Sie ist mit ihrem Freund im Partnerlook damit herumgelaufen. Und ich glaube, es hat ihr Freude gemacht, damit andere zu erschrecken, ohne dass man sie erkennen konnte. Eine Spießerin, die im Geheimen ihre andere Seite zeigt, so könnte man es sagen.« Pamela zuckte die Schultern. »Kann man ja niemandem verdenken, oder?«
»Nein, sicher nicht«, sagte Anna. »Der Freund …«
»Timothy Winkelströter. Komischer Typ. Das war übrigens nicht der Freund, der sie in diese Szene hineingebracht hat. Der hieß anders. Aber das ist schon so lange her.«
»Hieß der erste Freund zufällig Olli oder Björni?«, mischte sich Haller ein.
»Sie nannte ihn Björni, das stimmt. Woher wissen Sie das?«
Haller holte einen Ausdruck des Facebook-Fotos hervor und legte ihn vor Pamela Strothmann auf den Tisch. »Ist dieser Björni hier drauf?«
»Ja sicher. Der links. Der gehörte zu dieser Ritter- und Schreckgestalten-Clique, von der auch Jennifer ein Teil war.«
»Den vollständigen Namen wissen Sie nicht zufällig?«
»Björn … Björn irgendwas … Horstkotte glaube ich. Jawohl, Björn Horstkotte, denn
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