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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Mörderseele wurde«, erklärte Branagorn.
    »Glauben Sie, ich wäre mit ihm zusammen, wenn ich das denken würde?«
    »Für die Zukunft solltet Ihr Euch nicht zu sicher sein, denn der Traumhenker kann in jeden fahren, der es zulässt, dass dieser böse Geist von ihm Besitz ergreift. Und versucht, Euch zu erinnern! Denn damals in Lengerich sind wir ihm begegnet.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Nadine und machte dabei ein ziemlich ratlos wirkendes Gesicht. »Ich meine, da waren damals einige ziemlich durchgeknallte Typen auf der Station. Also, entschuldigen Sie, ich meine natürlich nicht Sie, und eigentlich wollte ich das so auch gar nicht sagen.«
    »Es ist jetzt keine Zeit der Schmeichelei, sondern der mannhaften, ehrlichen Worte«, erkläre Branagorn. »Die Lage ist zu ernst, die Gefahr zu groß.«
    »Sie glauben wirklich, dass damals der Mörder, der seine Opfer kahl rasiert, dieser sogenannte Barbier, in Lengerich auf der Station war?«
    »Ich sah ein Augenpaar und einen kahl rasierten Schädel – mehr nicht. Der untere Teil des Kopfes war verdeckt. Ich hörte Schreie des Wahnsinns, und mir begegnete dieser Blick, den ich nicht vergessen werde. Der Traumhenker hatte ein Gefäß gefunden, in das er gefahren war und in dem er vermutlich immer noch wütet. Ein Lebewesen, dessen Seele ihm als Wirt diente. Ihr wart doch auf Seiten der Heiler. Und daher hatte ich die Hoffnung, Ihr wüsstet vielleicht, wem diese Augen gehört haben. Ihre Farbe war braun. Aber die Wärme ihrer Färbung stand in einem geradezu grotesken Gegensatz zur eisigen Grausamkeit dieses Blickes. Und der rasierte Schädel – er hatte Wunden. Die Haut war auf eine krankhafte Weise verändert.«
    Nadine atmete tief durch. Ihr Blick wirkte nach innen gekehrt, und es schien Branagorn, als würde sie in ihrer Erinnerung nach jenen Bildern suchen, die seine Worte zu beschwören versucht hatten. Sie musste sich doch erinnern! Sie hatte doch dasselbe gesehen wie er, denn sie war bei ihm auf dem Flur gewesen, als hinter jener besonderen Tür der entfesselte Wahnsinn getobt hatte.
    »Da waren so viele, Herr Schmitt«, sagte sie. »An Sie habe ich mich erinnert, weil Sie nett waren. Und ich erinnere mich auch an andere, aber …« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist lange her, und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie Sie darauf kommen, dass die Person, die Ihnen damals offenbar so einen Schrecken eingejagt hat, ein Mörder sein soll.«
    »Ich bin der Mörderseele ein zweites Mal begegnet«, eröffnete ihr Branagorn. »Auf der Planwiese in Telgte. Und wieder konnte ich nur die Augen sehen, denn alles andere wurde durch die Maske des Schwarzen Todes verdeckt. So gut die Sinne von uns Elben auch sein mögen, so vermag ich doch nicht durch Masken zu sehen.«
    »Meinen Sie diese Schnabelmasken, wie sie die Pestärzte früher hatten?«
    »Gewiss – auch wenn sie nicht in jedem Detail dem historischen Vorbild entsprechen, das ich noch aus eigener Anschauung kenne.«
    »Das ist seltsam.«
    »Was meint Ihr mit dieser Bemerkung?«
    »Ich hatte auch mal so eine Maske. Timmi vertreibt die doch über seinen Shop. Und früher, als ich noch aktiver in der LARP-Szene war, sind wir damit im Partnerlook herumgelaufen. Allerdings habe ich die Maske dann vor Wut zerstört, als Timmi und ich das erste Mal Schluss gemacht haben.«
    Branagorn schien ihren Bemerkungen nicht besonders viel Bedeutung beizumessen. Ihm war ein anderer Punkt offenbar sehr viel wichtiger. »Versucht, Euch an das Gesicht von damals zu erinnern! Und vielleicht auch an den Namen. Ihr seid doch auf Seiten der Heiler gewesen.«
    »Ich kann Ihnen da nicht helfen«, stellte Nadine jetzt erstmals in aller Eindeutigkeit klar. »Tut mir leid. Weder weiß ich, welchen Patienten von damals Sie meinen, noch hätte ich irgendwelchen Zugang zu den Unterlagen, sodass ich den Namen herausfinden könnte.«
    »Das ist bedauerlich.«
    »Ja, das mag sein. Aber ich frage mich auch, ob Sie die Ermittlungen nicht der Polizei überlassen sollten. Wieso mischen Sie sich da ein?«
    »Das versteht Ihr nicht? Dabei traut Ihr offenbar doch selbst den Hütern der Ordnung nicht, denn andernfalls hättet Ihr Euch doch längst an sie gewandt, und sie wären nicht gezwungen, mühsam die Merkmale Eures Wesens mit denen namensgleicher Frauen abzustimmen.«
    Nadine schluckte. Eine sanfte Röte überzog ihr Gesicht. Sie rief die Kellnerin herbei, um zu bezahlen. »Ich lade Sie ein«, sagte sie. »Schließlich weiß

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