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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nichts gegen Einsamkeit«, sagte Haller. »Passt also.« Er unterdrückte ein Rülpsen und trank den starken Kaffee aus. »Aber zu was Wichtigerem: Was hältst du von Pamela Strothmann und ihrer Aussage? Du hast auf der Fahrt noch nichts gesagt.«
    »Ich denke, sie hat uns die Wahrheit gesagt. Wir wissen jetzt, wer Olli und Björni auf dem Facebook-Foto sind. Das ist ja auch schon mal was. Und ansonsten sind die Parallelen zwischen den Ritualen dieser Neuen Templer und der Art und Weise, wie der Barbier seine Opfer umbringt, schon recht auffällig.«
    »Zumindest was den Aspekt der Kopfrasur angeht«, stimmte Haller zu. »Was hältst du davon, wenn wir mal einen kleinen Abstecher nach Osnabrück machen? Sind von hier aus keine zwanzig Kilometer – und da wir schon mal fast dort sind, könnten wir uns diesen Tornhöven und seine Templer doch mal vorknöpfen.«
    »Gut.«
    Haller nahm seinen Laptop aus seiner Umhängetasche, die er bis dahin gegen ein Stuhlbein gelehnt hatte. Es dauerte nicht lange, und er war online und ließ sich die Webseite der Neuen Templer anzeigen.
    »Im Impressum steht ein Verein«, meinte er dann etwas verwundert.
    »Wir sind in Deutschland«, sagte Anna. »Auch Exorzisten oder Anti-Exorzisten, Dämonenjünger und Geheimsekten treten als Vereine auf.«
    »Immerhin haben die anscheinend Geld genug, eine schöne Stadtvilla in Osnabrück anzumieten«, meinte Haller.
    »Vielleicht gehört sie den Neuen Templern sogar«, gab Anna zurück.
    Haller blickte auf und hob die Augenbrauen. »Wie kommst du darauf?«
    »Spirituelle Erfüllung kombiniert mit Lebenshilfe und Übertragung mentaler Ressourcen durch Teilhabe an einer verschworenen Gemeinschaft, wozu letztlich auch diese Ekelrituale dienen. Das ist eine unschlagbare Kombination – vor allem, wenn man auf den Trichter gekommen ist, dafür ordentlich viel Geld zu verlangen. Was gut ist, sollte schließlich auch teuer sein, und wenn man für etwas viel bezahlt hat, wird man kaum wahrhaben wollen, dass das alles nur fauler Zauber war.«
    »Wenn du das alles weißt, weshalb schlägst du dich dann immer noch als Psychologin mit irgendwelchen Krankenkassen oder unserer Zahlungsstelle herum und gründest nicht einfach eine Religion?«
    »Ich bin nicht Psychologin geworden, um Menschen zu betrügen. Dann wäre ich vielleicht in die Werbung gegangen und hätte keine Praxis.«
    »Ach, nein? Spielt der Aspekt des falschen Trostes denn nicht immer dabei mit?«
    »Trost ja, aber kein falscher, Sven.«
    »Dann bist du tatsächlich Psychologin, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen?«
    »Nein, um zu wissen, wie man die Wahrheit ertragen kann.«
    »Das klingt ehrlich gesagt deprimierend.«
    »Findest du?«
    »Allerdings.«
    »Hast du denn eine weniger deprimierende Erklärung dafür, weshalb du Polizist geworden bist? Die Aussicht auf eine gute Pension kann es ja wohl nicht gewesen sein, denn dass die den Beamten deines Jahrgangs niemand mehr zahlen wird, weiß doch jeder, der die vier Grundrechenarten beherrscht und die aktuelle Diskussion um Demografie und Alterspyramide verfolgt.«
    Haller verzog das Gesicht. »Du kommst – wenn auch auf Umwegen – immer wieder auf denselben Punkt zurück.«
    »Ist das tatsächlich so auffällig?«
    »Ja. Aber da ich weiß, dass du mich deswegen immer wieder löchern wirst, weil du es anscheinend nicht ertragen kannst, wenn du die Beweggründe der dich umgebenden Personen nicht restlos durchschaust und berechnen kannst, werde ich dir eine Antwort geben.«
    »Ich bin gespannt!«
    Haller lehnte sich etwas zurück. »Du wirst es vielleicht nicht glauben, weil es so simpel klingt und so genau in deine Analyse-Schemata passt, dass es eigentlich schon wieder nicht wahr sein kann.«
    »So ist manchmal das Leben. Und wenn das, was du Schemata nennst, nicht auch ab und zu mal zutreffen würde, dann wären es keine Schemata.«
    »Eins zu null.«
    »Und?«
    Haller beugte sich vor und sprach in gedämpftem Tonfall. »Als ich acht war, dachte mein Vater, es sei eine gute Idee, die klamme Familienkasse aufzufüllen, indem er die Zweigstelle einer Bank überfiel. Das hat unser ganzes Familienleben danach etwas auf den Kopf gestellt, wie man sich vorstellen kann.«
    »Und jetzt soll der Kriminalhauptkommissar Haller das irgendwie wieder in Ordnung bringen«, schloss Anna.
    »Ja, so könnte man das wohl zusammenfassen.«
    Haller griff zu seinem Mobiltelefon und rief im Präsidium an. Er hatte Raaben am Apparat. »Ich möchte alles über

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