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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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halten.
    »Scheiße, was ist das denn?«
    »Sieht aus wie abgeschnittene Ohren«, meinte Oelrich, der mit einer kleinen Taschenlampe hineinleuchtete. »Ist ja echt ekelig!«
    »Für mich sieht das aus wie Pilze«, kommentierte Driemeyer. »Stinkmorcheln. Und vor allen Dingen riecht es auch so.«
    Oelrich runzelte die Stirn. »Keine Ohren?«
    Driemeyer nahm eine Nase voll von dem intensiven Verwesungsgeruch, hustete erbärmlich und schüttelte den Kopf.
    »Nee!«, sagte er entschieden. »Stinkmorcheln. Echt. Und die haben auch die ganzen Fliegen angelockt. Aber ’ne Sauerei ist es trotzdem.«
    In diesem Moment klingelte Driemeyers Handy. Er ging an den Apparat. »Ja schön, dass Sie jetzt doch noch zurückrufen, Herr Tornhöven. Ich hatte Ihnen ja auch dreimal auf den AB gesprochen«, sagte er und musste dann erst mal husten und spucken, denn anscheinend war ihm eine der glitzernden Fliegen in den Mund geraten. »Sagen Sie mal, was ist das für eine Sauerei hier? Wir dachten schon, Sie haben eine Leiche im Keller! Was? Ja, kommen Sie schnell her. Und zwar sehr schnell!«
    Das Gespräch war offenbar beendet, denn Driemeyer steckte sein Handy wieder in die ausgebeulte Hosentasche.
    Inzwischen war Anna auf einige Gegenstände aufmerksam geworden, die in einer Glasvitrine zu sehen waren. Ein Sortiment verschiedenster Messer und Dolche war darunter. Die Klingen waren allesamt mit seltsamen, runenartigen Zeichen versehen, die Anna stark an die Accessoires erinnerten, die Branagorn benutzte.
    Und dann waren da auch Drahtschlingen, gute zwanzig Zentimeter lang, an deren Enden sich Holzgriffe für die Hände befanden.
    »Sven, ich glaube, du solltest dir dies hier mal ansehen«, sagte Anna tonlos. »Ist das nicht genau die Art von Tatwaffen, die wir suchen?«
    Haller trat neben sie. Er nickte leicht.
    »Wenn jetzt noch irgendwo ein Jagdgewehr auftaucht, dann bin ich vollkommen zufrieden«, sagte er. »Auf jeden Fall wird uns dieser Obertempler einiges zu erklären haben, wenn er hier auftaucht.«
    Haller nahm sein Handy ans Ohr und telefonierte mit Kevin Raaben, wie Anna aus dem Verlauf des Gesprächs schloss. Unter anderem forderte er ein Team der Spurensicherung und Verstärkung an.
    »Nichts anfassen«, warnte er Driemeyer und Oelrich. »Ich will, dass hier alles auf den Kopf gestellt wird. Den Durchsuchungsbeschluss wird mein Kollege dabeihaben, sobald er hier ist.«

Um ein Haar in Borghorst

    Branagorn ging die Straße entlang. Er hatte noch eine ganze Weile nach seinem Gespräch mit Nadine Schmalstieg im Café Mauritius vor seinem Glas Mineralwasser gesessen und nachgedacht. Eigenartigerweise hatten solche Phasen etwas längerer innerer Versenkung immer die Folge, dass irgendjemand fragte, ob denn alles in Ordnung sei oder man noch etwas wünschte.
    Branagorn hatte sich danach verabschiedet und war durch die Straßen gegangen. Sich den Stadtplan noch einmal anzusehen war nicht nötig. Ein Blick reichte völlig aus, um alles Notwendige zu erfassen.
    So war er schließlich in die Nordwalder Straße gelangt. Hier suchte er nun systematisch nach der Adresse von Sarah Aufderhaar. Aufderhaar war kein besonders seltener Name im Münsterland, und auch Sarah hatte nicht gerade Seltenheitswert, aber Branagorn hoffte, dass diese Kombination nicht ausgerechnet in dieser Straße mehrfach auftrat.
    Branagorn ging in jede Einfahrt, in jede Hausnische und sah sich jedes Namensschild an, denn leider hatte sich Nadine Schmalstieg ja nicht an die Hausnummer erinnert, wo Sarah Aufderhaar wohnte.
    Als der Elbenkrieger gerade von einer der Haustüren zurück zur Straße kam, wartete dort der Postbote in seiner gelb-blauen Kombination – ein Mann in den Fünfzigern, breit, mit rundem Gesicht und grauem, kurz geschnittenem Haarkranz und dunklem Knebelbart sowie sehr kräftigen Augenbrauen, die in der Mitte zusammenwuchsen und eine geschlängelte Linie bildeten, sobald sich die Stirn in Falten zog.
    »Sagen Sie mal, was machen Sie da eigentlich?«, fragte der Mann, während er sich auf sein vollgepacktes Dienstfahrrad stützte. »Ich beobachte Sie nämlich schon eine ganze Weile.«
    »Ich bin auf der Suche, werter Herold in Gelb und Blau«, sagte Branagorn und verneigte sich höflich.
    »Tja, sind wir das nicht alle in gewisser Weise? Fragt sich immer nur, wonach.«
    »Ihr sprecht weise Worte«, erwiderte Branagorn.
    »Aber ein Sternsinger sind Sie nicht zufällig, oder? Dafür wären Sie nämlich ein bisschen zu spät …« Der Postbote

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