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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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grinste, wurde dann aber sofort wieder ernst. »Sie kennen sich hier nicht aus?«
    »Die Veränderung ist allgegenwärtig. Es ist schon sehr lange her, dass ich diese Lande zuletzt besucht habe.«
    Der Postbote seufzte. »Ja, da sagen Sie was Wahres«, gestand er zu. »Gerade diese Straße hat sich stark verändert. Da vorne, über die Straße, da war zum Beispiel früher eine Volksschule, da war ich Schüler. Ist alles abgerissen. Und hier war ein Geschäft. ›Terres‹ hieß das.«
    »Ihr scheint Euch gut auszukennen. Bei mir ist es schon länger her, dass ich hier war. Damals war hier nichts außer einem Feldweg, auf dem ein Fuhrwerk stecken blieb, wenn es geregnet hatte.«
    Der Blick des Postboten wurde jetzt sehr skeptisch. »Das muss aber wirklich schon sehr lange her sein. Was weiß ich! Kaiser Wilhelm oder so was.«
    »Kaiser Otto«, korrigierte Branagorn. »Aber Ihr habt recht – was bedeuten schon tausend Jahre im Angesicht der Ewigkeit?«
    »So, so«, murmelte der Postbote. »Muss ich mir irgendwie Sorgen um Sie machen?«
    »Nein, gewiss nicht.«
    »Ist schon eigenartig.«
    »Was?«
    »Na, Sie haben gesagt, Sie würden eine Adresse suchen.«
    »Das trifft zu, werter Herold.«
    »Aber Sie stehen hier vor einem Postboten und kommen nicht auf die Idee, ihn danach zu fragen.«
    »Warum sollte ich Euch fragen?«, gab Branagorn zurück und sein sonst sehr gleichmütig wirkendes Gesicht drückte jetzt deutlich seine Verwunderung aus.
    »Weil es Stunden dauern könnte, bis Sie den richtigen Namen an einer Tür entdeckt haben – vorausgesetzt, er steht überhaupt dort.«
    »Ich habe Zeit genug«, sagte Branagorn.
    »Wie schön für Sie«, gab der Postbote dünnlippig zurück. »Aber falls Sie nur von Tür zu Tür gehen sollten, um herauszufinden, wer vielleicht im Moment gerade im Urlaub ist und wo sich ein Einbruch lohnen könnte, dann sollten Sie wissen …«
    »Ich versichere Euch, dass dies mitnichten meine Absicht ist«, unterbrach Branagorn seinen Gesprächspartner. »Andererseits ist mir natürlich durchaus bewusst, dass man in dieser Welt durch abweichendes Verhalten sich dem Verdacht aussetzt, eine böse Absicht zu verfolgen.«
    »Sie haben eine etwas eigenartige Weise, das auszudrücken, aber Sie bringen es auf den Punkt, Herr …«
    »Herzog Branagorn von Elbara werde ich genannt.«
    »Herr Herzog, soll ich vielleicht irgendwen für Sie anrufen, der sich um Sie kümmert?«
    »Nein, habt Dank für Euer Angebot, aber ein sprechendes Artefakt besitze ich selbst.«
    »Ich meine ja nur …«
    »Lebt wohl, werter Herold.«
    Branagorn zog weiter seines Weges. Der Postbote war auf der Nordwalder Straße in entgegengesetzter Richtung unterwegs, sah aber dem Elbenkrieger noch eine Weile nach. Als Branagorn zwei weitere Häuser vergeblich nach einem Schild mit dem Namen Aufderhaar abgesucht hatte, bemerkte er aus den Augenwinkeln heraus, dass der Postbote zu seinem Handy gegriffen hatte. Vielleicht, so dachte Branagorn, ist es gar nicht schlecht, wenn der Herold nun die Hüter der Ordnung herbeiruft, auf dass sie im Kampf gegen den Traumhenker zu Hilfe eilen mögen.
    Zwei Eingänge weiter wurde er fündig.
    Es war ein zweistöckiges Haus. Im Erdgeschoss wohnte ein gewisser oder eine gewisse A. Gross, während an der zur oberen Wohnung gehörenden Klingel Aufderhaar stand.
    Kein Vorname, kein akademischer Grad oder irgendein weiterer Zusatz – einfach nur Aufderhaar.
    Branagorn klingelte.
    »Ja, bitte?«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Spreche ich mit Sarah Aufderhaar?«, vergewisserte sich Branagorn.
    Eine Pause entstand. »Wer sind Sie denn, und was ist Ihr Anliegen?«
    »Es geht um Eure toten Freunde und um die Gefahr, dass Ihr selbst das Opfer einer Mörderseele werdet«, sagte Branagorn. »Mein Name ist Branagorn von Elbara, und ich bin ein Bekannter der ehrenwerten Nadine Schmalstieg, mit der ich über die schrecklichen Morde im Kreis Eurer Gefährten gesprochen habe. Jennifer Heinze war das letzte Opfer und ich möchte die Mörderseele entlarven, bevor sie noch mehr Unheil anrichtet …«
    »Einen Moment«, kam es durch die Sprechanlage.
    Ein Surren ertönte. Die Tür ließ sich jetzt öffnen.
    Branagorn trat ein. Offenbar habe ich die richtige Form der Ansprache gefunden, dachte er, während er in den Flur trat.
    Dieser Flur führte geradewegs zum Hinteraufgang und war ziemlich breit. Rechts war die Wohnungstür von A. Gross. Ein altes Damenrad stand gegen die Wand gelehnt. Wozu der Raum

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