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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Grundstück an eine Ganztagsschule. Ab und zu fliegt da schon mal was rüber, und der Krach ist ja auch nicht ohne. Ein Nachbar hat früher immer vergeblich dagegen geklagt, aber das ist dann wohl im Sande verlaufen. Jedenfalls haben die Kinder ihrem Lehrer Bescheid gesagt und von ganz vielen Fliegen berichtet, die aus einem Fenster kommen und der Lehrer hat es dem Schulleiter gesagt, und der hat mich dann angerufen.«
    »Und was ist mit Ihren Mietern?«
    »Ja, von denen war ja keiner erreichbar. Ich habe natürlich versucht, von diesem Templer-Verein jemanden an die Leitung zu bekommen, aber es ist niemand drangegangen. Also habe ich mich selbst hierherbemüht, um die Sache mal nachzuprüfen. Ich dachte erst, da spinnt jemand herum.« Driemeyer machte eine kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen, was aber erst mal in einem Hustenanfall endete. »Furchtbarer Geruch«, meinte er. »Ich glaube, den werde ich nie vergessen. Ist ja schlimmer als in einer Kläranlage. Da brauche ich erst mal eine Zigarette.«
    »Habe Sie denn einen Schlüssel zum Haus?«
    »Ja, habe ich. Aber ich wollte auch nichts verkehrt machen und einfach hineingehen, zumal ich ja auch nicht wusste, was mich da erwartet. Ich meine, man hört doch immer so viel davon, dass man an einem Tatort keine Spuren verwischen soll und so was.«
    Driemeyer steckte sich jetzt tatsächlich eine Zigarette in den Mund, suchte dann in den tiefen Taschen seiner für das Wetter viel zu warmen Cordhose nach einem Feuerzeug und fand es schließlich. Dann blieb er stehen und versuchte sich die Zigarette anzuzünden, was schwierig zu sein schien, denn das Feuerzeug schien ziemlich leer gebrannt zu sein. Funken sprühten, aber der Glimmstängel wollte einfach nicht glimmen, was Driemeyer dermaßen aufregte, dass er falsch atmete und einen Hustenanfall bekam – den schlimmsten bisher.
    Haller ging unterdessen den uniformierten Beamten entgegen.
    »Haller, Kripo Münster.«
    »Oelrich, Polizei Osnabrück. Wundert mich, dass Sie aus Münster schneller hier sind als wir.«
    »Nein, das ist reiner Zufall.«
    »Wir haben hier einen Verdacht auf einen Leichenfund, richtig?«
    »Ja.«
    »Ist der Hausbesitzer vor Ort?«
    »Das Haus wurde von einem Verein gemietet. Aber der Eigentümer ist hier und hat einen Schlüssel.« Haller beschrieb Oelrich kurz die Lage, wie er sie vorgefunden hatte. »Ich würde sagen: Nichts wie rein.«
    Wenig später öffnete Driemeyer die Tür. Haller folgte ihm auf dem Fuß, dann Oelrich und zwei seiner Beamten, und ganz zum Schluss erst Anna.
    Innen war die Villa nichts Besonderes. Ein hoher Flur, eine uralte Tapete und Lampen, die man schon als Zeugen der Geschichte bezeichnen konnte. Die letzten Renovierungsarbeiten mussten schon sehr lange zurückliegen. Ein schwarzes Brett gab Auskunft über Termine und Veranstaltungen der Neuen Templer.
    Driemeyer hatte auch den Schlüssel für den Keller parat.
    Haller folgte dem Hausbesitzer eine schmale Treppe hinab, ebenso Oelrich und ein weiterer Beamter. Der Beamte Nummer drei blieb hingegen im Erdgeschoss und sah sich das schwarze Brett an.
    »Wer sind’n Sie eigentlich?«, fragte er an Anna gerichtet.
    »Anna van der Pütten.«
    »Neu in Münster?«
    »Nein, weshalb?«
    »Weil ich die Kollegen dort ganz gut kenne. Da habe ich nämlich angefangen, aber Sie sind mir nicht aufgefallen.«
    »Ich bin Kriminalpsychologin. Wir bearbeiten den Barbier-Fall.«
    »Ah, ja. Habe ich von gehört. Und Sie denken, das hier hat damit zu tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Anna hatte keine Lust, sich weiter zu unterhalten. Sie folgte den anderen die Treppe hinunter. Im Keller brannten nur einfache Glühbirnen, die wohl zu den letzten ihrer Art gehören mussten, denn inzwischen war diese Form der Beleuchtung ein Opfer der Regulierungswut der Europäischen Union geworden.
    Sie gingen einen Flur entlang und traten in einen großen, kahlen Raum, dessen Einrichtung entfernt an das Studio einer Domina erinnerte.
    So gab es unter anderem ein Andreaskreuz, das offensichtlich dazu diente, jemanden daran zu fesseln. Die Wände waren mit okkulten Zeichen bemalt, und es gab ein Standbild, das einen Stierkopf zeigte. Dies war offenbar ein Raum, in dem die Neuen Templer ihre Kulthandlungen durchführten.
    Ein furchtbarer, fauliger Geruch lag in der Luft, und Myriaden von Fliegen umschwirrten einen Krug. Todesmutig warf Haller einen Blick hinein, wobei er gleichzeitig durch wedelnde Bewegungen versuchte, sich die Fliegen vom Leib zu

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