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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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offenbaren.
    Aber es wurde schnell klar, dass er dazu ohnehin nicht mehr genügend Zeit haben würde, geschweige denn, dass er noch daran denken durfte, kurzfristig zu einer einigermaßen schlüssigen Hypothese zu kommen, was wohl so plötzlich mit ihr los sein mochte.
    »Entschuldigt, wenn ich Euch Fragen gestellt habe, die zu intim gewesen sind und deren Beantwortung Euch vielleicht peinlich gewesen sein mag.«
    »Gehen Sie jetzt«, wurde Branagorn nun schon zum wiederholten Mal aufgefordert.
    Er passierte die Wohnungstür und ging hinaus ins Treppenhaus, blieb dann aber auf dem Absatz stehen.
    Er drehte sich noch einmal um. »Ich spüre, dass Ihr in unmittelbarem Angesicht der Gefahr lebt, werte Frau Aufderhaar. Nehmt dies nicht auf die leichte Schulter. Andere haben es womöglich schon vor Euch getan und sind heute nicht mehr unter den Lebenden.«
    »Die einzige Gefahr steckt in Ihrem Kopf. Und den sollten Sie bei Gelegenheit vielleicht einmal untersuchen lassen.«
    »Ihr verkennt die Wahrheit.«
    »Leben Sie wohl, Herzog irgendwer oder wie immer Sie auch in Wirklichkeit heißen mögen.«
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Branagorn stand einen Augenblick lang vollkommen still da. Er atmete nicht einmal. Stattdessen nahm er angestrengt auch die noch so feinsten Geräusche in sich auf und ordnete sie einzelnen Vorgängen zu. Da waren die Motorengeräusche von Fahrzeugen, die von der Straße her zu hören waren, die Klingel eines Radfahrers, der aber nicht der Postbote sein konnte, denn an dessen Fahrrad hatte Branagorn keine Klingel bemerkt und außerdem …
    Schritte.
    Füße, die versuchten, geräuschlos durch den Flur zu schleichen.
    Branagorn blickte in die Tiefe.
    Unten sah ihm das Gesicht eines hageren Mannes entgegen. Er war hohlwangig und schätzungsweise fünfzig Jahre alt. Sein Haar war voll, aber grau durchwirkt. Es war sehr dicht und drahtig und bildete aufgrund seiner Ausbildung von Naturlocken eine nestartige Frisur, die sein sehr langes, schmales Gesicht mit dem v-förmigen Kinn und der schlanken, leicht nach oben gerichteten Nase noch länger und schlanker erscheinen ließ, als es ohnehin schon war.
    Er trug einen Oberlippenbart, der an den Seiten schwarz und in der Mitte grauweiß war. Filzpantoffeln, die durch eine etwas zu lange Hose mit Aufschlag fast verdeckt wurden, und ein kariertes Hemd, das bis zum obersten Knopf geschlossen war, komplettierten das Bild.
    Die Kombination von Gürtel und Hosenträger wäre von jemandem wie Cherenwen in ihrer Erscheinung als Anna van der Pütten bestimmt als ein Zeichen für erhöhtes Sicherheitsbedürfnis interpretiert worden, ging es Branagorn durch den Kopf. Er selbst hatte zwar im Verlauf unterschiedlichster Therapien und Behandlungen einiges an beliebten psychologischen und psychiatrischen Deutungsmustern kennengelernt, hielt sich selbst aber lieber an das, wovon er glaubte, dass seine Elbensinne es ihm zeigten.
    Zwei wässrig-blaue Augen starrten Branagorn an. Sie schienen schreckgeweitet zu sein – entsetzt darüber, dass ihr neugieriger Blick genau in dem Moment in die Höhe starrte, als Branagorn in die Tiefe sah.
    »Seid gegrüßt, ehrenwerter Herr …«, sagte Branagorn.
    Der Mann mit Gürtel und Hosenträger zog sich nun blitzartig zurück. Das Schlurfen seiner Filzpantoffeln auf dem glatten Boden war für Branagorn unüberhörbar.
    Der Elbenkrieger lief die Treppe hinunter. Seine Füße bewegten sich sehr schnell, und so erreichte er den Flur, noch ehe der Lauscher in seiner Wohnung verschwinden konnte.
    »Ist Euer Name A. Gross?«, fragte Branagorn.
    Der Mann hatte einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche herausgezogen. Dieser hing an einer langen, fast fingerdicken Kette, die wiederum am Gürtel festgemacht war. Er stocherte mit einem der Schlüssel etwas nervös im Schloss seiner Wohnungstür herum und machte dabei offenbar irgendetwas verkehrt. Jedenfalls öffnete sich die Tür erst nach ein paar Versuchen.
    Nun drehte er sich um und blickte Branagorn an.
    »Wollen Sie etwas von mir?«
    »Mein Name ist Branagorn, Herzog von Elbara, und ich bin auf der Jagd nach der Mörderseele, von der der Totenhenker Besitz ergriff …«
    »Ah ja, vollkommen klar. Ich kaufe aber nichts.«
    »Ich bin auch keineswegs ein Krämer, der Euch irgendetwas aufzuschwatzen versucht.«
    »Dann würde ich sagen, sehen Sie zu, dass Sie hier rauskommen, ehe ich die Polizei rufen muss.«
    »Die Hüter der Ordnung sind auf meiner Seite, denn wir verfolgen dasselbe Ziel

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