Der Teufel Von Muenster
– auch wenn ich den Fähigkeiten meiner Kampfgefährten nicht besonders viel zutraue, wie ich leider gestehen muss.«
»Hören Sie …«
»Der Tatsache zufolge, dass Ihr diese Wohnung mit einem Schlüssel betretet, entnehme ich, dass Ihr A. Gross seid.«
»Der bin ich. Und ehrlich gesagt können Sie sich Ihr Karnevalstheater sparen. Ich habe keinen Sinn für solche Späße – und das gilt umso mehr, als Sie bewaffnet hier auftauchen.«
»Ich habe ein Haar im Flur gefunden, das vielleicht von einer toten Frau stammt. Ist das nicht Grund genug, weitere Nachforschungen anzustellen? Wollt Ihr mir da wirklich widersprechen?«
»Ein Haar?« Das Gesicht von A. Gross veränderte sich und verzog sich zu einer genervten Grimasse.
Branagorn deutete auf die Tür auf der gegenüberliegenden Flurseite, neben der das alte Damenfahrrad stand.
»Was ist in diesem Raum?«
»Wüsste nicht, was Sie das angeht.«
In diesem Moment klingelte es an der Tür. A. Gross machte einen Schritt in seine Wohnung und betätigte dort den Knopf, der es erlaubte, die Haustür von außen zu öffnen.
Zwei Polizeibeamten kamen herein, dahinter der Postbote, mit dem Branagorn sich unterhalten hatte. »Das ist der Mann«, sagte er und zeigte auf den Elbenkrieger.
»Ja, nehmen Sie ihn fest«, stimmte A. Gross mit ein. »Bestimmt ein Irrer. Der ist doch aus irgendeiner Anstalt ausgebrochen! Man ist ja heute nicht mal mehr in seinem eigenen Hausflur sicher.«
Zwei Verhöre und der Traumhenker
»Ich war das nicht«, sagte Jürgen Tornhöven. »Das kann ich jetzt noch hundertmal wiederholen, aber es ist die Wahrheit, auch wenn Sie das nicht hören wollen.«
Tornhöven saß in einem der Verhörräume im Polizeipräsidium Münster. Haller hatte ihn vorläufig festgenommen, und auch wenn er seine Unschuld beteuerte, würde daraus wohl ein etwas längerfristiger Aufenthalt in Gewahrsam werden.
Haller saß ihm gegenüber, während Anna van der Pütten das Gespräch durch eine Spiegelwand verfolgte und ihr Augenmerk dabei auf den Verdächtigen richtete.
»Das ist mal wieder typisch«, sagte Tornhöven. »So sieht es eben mit der Religionsfreiheit in Deutschland aus. Die gilt nur, wenn man einer der Mehrheitskonfessionen angehört, aber sobald man etwas Abweichendes für wahr hält, geht es einem wie einst den Wiedertäufern hier in Münster. Da hat sich nichts geändert.«
»Nun übertreiben Sie mal nicht«, sagte Haller etwas ärgerlich. »Erstens hat hier niemand vor, Ihren blutigen Kopf in einen Käfig zu stecken und auszustellen, und zweitens hat es auch überhaupt nichts mit Glaubensfreiheit zu tun, wenn man bei Ihnen Drahtschlingen findet, an denen offenbar Reste von Blut kleben.«
»Sie wollen mir jetzt wirklich um jeden Preis was anhängen, was? Da gibt es eine Erklärung für! Ihnen muss ja die Religion, die wir Neuen Templer praktizieren, nicht unbedingt gefallen, aber es ist nun mal so, dass nichts davon gegen die Gesetze verstößt.«
Jürgen Tornhöven hatte sich standhaft geweigert, irgendwelche genauen Auskünfte über den Ablauf der Rituale zu geben. Offenbar war seine Furcht davor, die Geheimnisse seiner Sekte zu verraten, größer als die vor einer Inhaftierung. Allerdings hatten die Durchsuchungen in der Osnabrücker Villa, die der Sekte als Hauptquartier diente, inzwischen schon ein immer klarer und unappetitlicher werdendes Bild ergeben.
»Wo steht bitte schön geschrieben, dass es verboten sein soll, Fliegen mit Hilfe von Stinkmorcheln anzulocken?«, ereiferte sich Tornhöven.
»Es ist auf jeden Fall eine Sauerei«, meinte Haller.
»Ja, es tut mir ja auch leid, dass offenbar jemand von uns das Fenster aufgelassen hat. Das vermeiden wir normalerweise natürlich, weil niemand von uns an Ärger mit den Nachbarn interessiert ist.«
»Herr Tornhöven, den Gestank werfen wir Ihnen nicht vor. Und die Fliegen auch nicht. Aber Sie haben laut der Aussage einer Zeugin eine gewisse Jennifer Heinze zu Hause aufgesucht und bedroht …«
»Das ist nicht wahr.«
»… und ein paar Tage später war sie tot, und zwar auf eine Weise, die ziemliche Ähnlichkeit mit den Ritualen hat, die Sie in Ihrem Kreis durchführen. Außerdem gibt es diverse Messer, die mit Blut in Berührung gekommen sind. Mit Hilfe von Luminol ist das nachgewiesen.«
»Ja, Blut! Aber wessen Blut! Wessen, bitte schön?«
»Ich dachte eigentlich, dass Sie uns da weiterhelfen könnten. Aber bis jetzt habe ich da nichts von Ihnen gehört. Glücklicherweise gibt es
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