Der Teufel Von Muenster
ja Labore mit fleißigen Mitarbeitern – und die werden dafür sorgen, dass jedes dieser Messer und die Spuren daran genauestens unter die Lupe und was die moderne Kriminaltechnik noch so zu bieten hat genommen werden. Dasselbe gilt für diese Drahtschlingen, die nun wirklich ziemlich ungewöhnlich sind. Auch daran klebt Blut, und wir können einen Zusammenhang zu den anderen Taten des Barbiers nicht ausschließen. Und was Ihre Alibis angeht, so sieht das auch sehr dürftig aus. …«
Tornhöven lehnte sich zurück. »Erstens liegen die Morde dieses Barbiers, die Sie mir unterschieben wollen, doch zum Teil schon recht lange zurück.«
»Und Sie denken, dass man dann keine DNA-Tests und andere Nachweise mehr durchführen kann? Seien Sie sich da mal nicht zu sicher.«
»Also, ein Messer oder eine Drahtschlinge nach einem Ritual, das damit durchgeführt wurde, nicht zu reinigen, mag auf so einen Kleingeist wie Sie ja vielleicht unhygienisch wirken …«
»Ja, dieser Gedanke kam mir durchaus, wie ich zugeben muss, aber nachdem ich den Stinkmorchelduft in der Nase hatte, war ich so abgehärtet, dass ich das schon fast wieder normal finde …«, unterbrach ihn Haller ironisch.
»… aber Spuren an einer Mordwaffe zu lassen wäre doch dumm!«, vollendete Tornhöven seinen Satz.
»Richtig. Vorausgesetzt, man glaubt nicht daran, dass Blut eine besondere magische Kraft hat. Unsere Leute haben in Ihrem Sektenhauptquartier herumgestöbert. Da waren überall Schriften, in denen so ein Unsinn behauptet wird. Und dann macht es sehr wohl Sinn, solche Spuren nicht abzuwischen.«
»Ach, und Sie überfliegen okkulte Schriften mal eben so und haben gleich auch deren Inhalt verstanden? Bravo! Solche Idioten wie unsere Mitglieder haben natürlich bedeutend länger gebraucht, ehe sie das geschafft hatten.«
In diesem Augenblick ging die Tür des Verhörraums auf. Ein Mann in dunklem Dreiteiler trat ein. Sein Scheitel war so gerade gezogen wie die Bügelfalte an seinen Hosen, und in den blitzblank geputzten Schuhen hätte man sich spiegeln können.
»Bültemann, von der Kanzlei Bültemann und Jannings in Osnabrück, ich bin der Anwalt von Herrn Tornhöven. Leider konnte ich nicht früher hier sein, weil ich im Verkehr stecken geblieben bin. Sie werden die Verhältnisse in Münster ja kennen«, wandte er sich an Haller und reichte ihm die Hand, während er gleichzeitig schon sein Diplomatenköfferchen auf dem Tisch platzierte. Haller blickte zur Tür. Da stand Kevin Raaben und zuckte nur mit den Schultern.
»Haller«, stellte sich Haller vor.
»Ja, ich habe schon gehört, dass Sie die Sache übernommen haben. Unter uns gesagt, Ihnen eilt ja ein gewisser Ruf voraus, wie man weiß.«
»Ach, ja?«
»Erfolglos und ungesetzlich. Auf diese knappe Formel kann man Ihr bisheriges Wirken reduzieren. Ich habe das nur aus der Ferne verfolgt, aber so etwas spricht sich herum, und Sie scheinen ja genau in dieser Richtung auch unbedingt weitermachen zu wollen. Gut, dies scheint man offensichtlich innerhalb der hiesigen Polizei nicht als Karrierehindernis anzusehen, aber der gute Ruf der Münsteraner Polizei und Justiz muss ja nicht unbedingt meine Sorge sein. Herr Haller, ich hoffe auf gute Zusammenarbeit und darauf, dass sich alle Fragen zu Ihrer und unserer Zufriedenheit klären lassen.«
»Na, man hat ja nicht so oft konstruktive Gesprächspartner«, erwiderte Haller. »Was soll also schon schiefgehen?«
Doch, dachte Anna, während sie dem Gespräch weiter durch die Spiegelscheibe folgte. Das wird unter Garantie schiefgehen. Rechtlich und psychologisch und auch in sonst jeder nur erdenklichen Hinsicht!
Annas Handy klingelte. Sie hatte vergessen, es auf stumm zu schalten, was sie normalerweise immer tat, wenn sie konzentriert einem Gespräch folgte. Auf dem Display sah sie, dass es Branagorn war, der sie zu erreichen versuchte.
Einen Moment lang zögerte sie, aber dann nahm sie das Gespräch doch entgegen.
»Branagorn?«
»Ich bin froh, Eure angenehme Stimme zu hören und entnehme dem, dass Ihr unversehrt und wohlauf seid.«
»Ja, warum sollte mir denn auch irgendetwas zustoßen?«
»Die Mächte des Bösen lauern überall. Das wisst Ihr besser als die meisten anderen, Cherenwen. Denn Ihr schaut doch dem Übel ins Auge und versucht, die Macht des Traumhenkers mit dem Zauber sanfter Worte zu beschwichtigen.«
»Wo sind Sie jetzt, Branagorn?«
»In Steinfurt-Borghorst vor einer Polizeidienststelle in der Emsdettener
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