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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Prügel, wie du’s noch nicht erlebt hast, wenn du das machst. Ich brech dir sämtliche Knochen, und zwar jeden einzeln. Du kriegst Mackes von mir, bis die Köter dich für ein feines Fresschen halten.«
    »Das wirrsu nich!«, schrie das Opfer, riss sich los und stopfte seinen Stimmzettel mit entschlossener Geste endgültig in die heilige grüne Urne.
    Diese Nummer wurde von den hohen Tieren, die an der Wand aufgereiht standen, mit einer Runde Applaus begrüßt, der sich anhörte wie ein sanft herabrauschender Frühlingsregen. Und da begriff ich, was sie dort taten. Dies war die Probe einer Stimmabgabe, auch wenn in den kommenden Monaten gar keine Wahlen anstanden. Es war eine Vorsichtsmaßnahme, mit der erreicht werden sollte, dass die kräftigen männlichen Wähler in den demokratischen Wahlbezirken sich von den Schlägerbanden der Whigs nicht von den Wahlurnen abdrängen ließen. Nicht etwa, dass die Demokraten nicht auch eigene Raufbrüder in die vonden Whigs dominierten Wahllokale schicken würden, klar taten sie das. Die Stimme eines freien, mietezahlenden Wählers zu erringen, war doch ein hervorragender Grund, ein paar Leutchen eins überzubraten. Am tatsächlichen Wahltag wären die Wähler natürlich ein bisschen weniger betüdelt von dem flüssigen Schmiermittel der Demokratischen Partei. Ein kleines bisschen weniger.
    »Gut«, kommentierte Val, als der falsche Pfarrer zu den Stühlen zurücktorkelte. »Das war richtig gut geblufft. Finerty! Los, jetzt zeig mal, was du kannst.«
    Die Kellerratte mit der cremefarbenen Halsbinde, mit deren Gegenwert man vierzehn Tage die Miete für ein anständiges Zimmer hätte zahlen können, kam näher. Allerdings etwas zögerlich. Ich warf einen Blick nach unten. Bird verfolgte gebannt die Darbietung. Und ich gestehe, es war faszinierend zu sehen, wie erwachsene Männer ihre mit Spirituosen geköderten Wähler dressierten, um sicherzustellen, dass die Partei die Wahlen mit einer Nasenlänge gewann. Faszinierend, und mehr als nur ein wenig besorgniserregend.
    »Der da wird’s nicht schaffen«, flüsterte Bird, die sich an den Ärmel meines Mantels klammerte. »Der ist nicht schlau genug.«
    Ich war ganz ihrer Meinung.
    »Einen Dollar, dass er gewinnt«, sagte ich trotzdem.
    »Das wär ja Diebstahl«, sagte sie lächelnd, mit funkelnden Augen. »Aber ich nehme die Wette an. Warum haben die alle Bärte?«
    »Ich hab keine Ahnung.«
    Der Kellermaulwurf wischte sich Ginschweiß von der Stirn und breitete plötzlich weit die Arme zum Willkommensgruß aus. »Mein guter alter Freund! Ist das nich mein alter Klassenkamerad aus Kilcolgan, sag? Danke, dass du ...«
    Finertys Bemühungen, den Stimmzettel mit der linken Hand in die Urne zu stecken, während er mit der rechten Vals Finger drückte, zahlten sich nicht aus, denn mein Bruder drehte ihm denArm, als wolle er Walzer tanzen, schleuderte ihn herum und versetzte ihm einen heftigen Stoß. Finerty landete hart auf dem Bretterboden. Lautes Gejohle. Mein Bruder wirkte allenfalls enttäuscht. Er winkte einem anderen Lieblingskumpan aus seiner Feuerwehrmannschaft, einem bulligen dunkelhaarigen Mechaniker, der eine gebrochene Nase hatte und auf den Namen Scales hörte. Wie zu erwarten war, trug Scales einen Kupferstern. Ich hatte so langsam das Gefühl, jeden zweiten Polizisten im Achten Bezirk bereits zu kennen.
    »Scales, zieh das Subjekt da aus dem Verkehr und füll es mit Kaffee ab, bis es wieder ein Mann ist«, befahl mein Bruder. »Moses kann dir helfen –«
    In diesem Moment bemerkte mich Val. Ich stand vollkommen ruhig und mit verschränkten Armen da und musterte ihn unter meiner Hutkrempe hervor. Eigentlich ist es wider die Natur der Dinge, Val so verdutzt zu sehen, dass er keinen Ton mehr herausbringt. Ich nehme mal an, mein Anblick auf einem Treffen der Demokraten war einfach zu viel. Aber da war noch etwas. Er verstummte und machte eine Mundbewegung, als läge ihm plötzlich ein neues Wort auf der Zungenspitze. Er wollte mir etwas erzählen.
    »Wir werden eine zehnminütige Pause einlegen und unserem irischen Freund hier beibringen, wie man mit Alkohol umgeht«, dröhnte er gelangweilt und verärgert. »Das sollte eigentlich nicht unsere Aufgabe sein, Gentlemen und Wähler. Das geht gegen jede Tradition. Es gibt Brot im Nachbarraum, falls Sie vor dem heißen und kalten Abendessen etwas zu sich nehmen wollen. Zehn Minuten, und dann stopfen wir diese Wahlurne wie eine Puffmutter.«
    Unter donnerndem Applaus stieg Val

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