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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Stillschweigen bewahren.«
    Natürlich, wie konnte ich mich nur so irren? Silkie Marsh hatte das Nachthemd gesehen und wollte Bird wieder zurückhaben. Silkie Marsh wollte auch, dass ich nicht länger der Frage nachging, warum ihre Lustknaben in Abfallkübeln endeten, und Val hatte mich gewarnt, dass sie versuchen würde, mich zum Schweigen zu bringen. Dass sie einmal sogar aus Bosheit versucht hatte, ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Glauben Sie, dass das jetzt noch von irgendeiner Bedeutungist?«, fragte ich sie mit einer Stimme so dünn wie ein Rasiermesser. »Jetzt, da ich weiß, dass Sie immer ihn wollten und nicht mich?«
    Sie antwortete nicht, doch ihre Lippen öffneten sich. Es war ein Versuch, gesegnet sei ihre großherzige Gesinnung, und das, obwohl ihr Leben gerade in Stücke gegangen war. Ja, sie versuchte es. Aber Mercy fiel zum Kuckuck noch mal einfach nichts ein, was sie sagen könnte.
    »Ich frage mich, ob Sie vielleicht glauben, dass es besser so ist«, setzte ich hinzu. »Ist es besser, wenn ich versuche, ihn umzubringen, und nicht andersherum?«
    Sie schnappte nach Luft. »Tim, Sie dürfen nicht ...«
    »Sie fuhren heute Nachmittag in einer Kutsche, die Sie in der Pine Street vor Ihrer Haustür abgesetzt hat ... Es war die Kutsche des Mannes mit der schwarzen Kapuze. Sie waren bei ihm.«
    Ihr Gesicht flammte auf und wurde wieder blass, als habe man ein Stück billiges Papier angezündet. Das Merkwürdigste an diesem Ausdruck war, dass ich ihn schon einmal gesehen hatte. Wie eine innere Explosion, alles ist in Bewegung, alles steht in Flammen, alles fliegt, und dann sieht man, wie langsam die Asche zu Boden trudelt. Ich hatte ihn auf Birds Gesicht gesehen, als ich sie aus der Kutsche holte, die sie in die Fürsorgeanstalt bringen sollte.
    »Das stimmt nicht«, stieß Mercy hervor. »Nein, das stimmt nicht.«
    »Die Zeitungsjungen haben Sie aber gesehen. Sagen Sie mir, wer er ist.«
    »Nein«, rief sie und schüttelte wild den Kopf. »Nein, nein, nein. Sie irren sich. Die Jungen irren sich, es muss zwei gleiche Kutschen geben. Das ist es! Es gibt zwei Kutschen von demselben Hersteller.«
    »Sie wollen ihn wirklich schützen? Einen wahnsinnigen Kindermörder? Warum , Miss Underhill?«
    Mercy legte zwei weiße, zitternde Hände auf meine Weste. »Nennen Sie mich nicht so, es klingt so hässlich aus Ihrem Mund. Es ist unmöglich, Sie müssen mir das glauben, die Jungen habensich geirrt, ich weiß es. Der Mann, dem diese Kutsche gehört, glaubt überhaupt nicht an Gott, und er schert sich einen feuchten Kehricht um die Politik. Ich sage Ihnen noch einmal, es ist unmöglich .«
    »Werden Sie mir jetzt bitte seinen Namen sagen? Denn Sie müssen wissen, ich werde ihn bezahlen lassen, auf die eine oder andere Weise. Und wenn ich ihn mit eigenen Händen töten muss.«
    »Nein, wenn ich Ihnen den Namen jetzt nenne, dann wird das alles nur noch schlimmer machen, Sie werden einen schrecklichen Fehler begehen«, flüsterte sie, während ich sanft ihre Finger von meiner schlichten schwarzen Weste löste.
    »Lassen Sie mich ihn bestrafen – Sie wissen, er hat es verdient. Himmel noch mal, ich habe es auch verdient!«
    »Sie machen mir Angst, Tim. Sehen Sie mich nicht so an. Ich kann es Ihnen nicht sagen, wenn Sie mich so anschauen.«
    Ich sann über ein oder zwei Methoden nach, wie ich sie dazu bringen könnte, mir den Namen zu verraten, aber nichts schien geeignet. Mercy ist die Art von Frau, die imstande ist, irischen Schlägertypen die Stirn zu bieten, um einen Farbigen zu befreien, den sie kaum kennt. Folglich hätte ich sie in mehrere Stücke hauen müssen, und selbst wenn das auch nur im Entferntesten im Bereich meiner Möglickeiten gelegen hätte, so war ich dazu jetzt zu abgelenkt. Es gab nämlich noch einen Menschen, der Mordgelüste in mir weckte.
    »Vielleicht haben Sie recht«, murmelte ich. »Ja, Sie haben recht, denke ich. Wenigstens weiß ich jetzt das mit Valentine, und das hätten Sie mir ganz gewiss besser nicht gesagt«, setzte ich hinzu, als ich durch die Tür ging. »Niemand sollte mir jemals irgendwelche Sachen erzählen. Es tut mir leid um Ihr Buch, mein Wort drauf.«
    »Gehen Sie nicht so, bitte ... Timothy!«
    Ich ließ sie stehen, mit ihrer schieferfarbenen Kapuze und dem hochgesteckten Haar, eine Hand nach mir ausstreckend. Ich musste meinen Bruder einen Kopf kürzer machen, und ich wollte dabei keine Zeit verlieren. Als ich durch das vordere Empfangszimmerstürmte, wurde ich von Silkie

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