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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Folgen eines Schädlingsbefalls zu kennen, Timothy – oder vielleicht haben Sie es heute gelernt, denn Mercys Fieber kann nur aus solchen Dreckshöhlen stammen. Als Olivia durch dieselbe Art von Infektion ihr Leben lassen musste, dachte ich noch, das gehöre zu den Plänen, die Gott mit mir habe. Dass Er mir Qualen zufügen wollte, damit ich lernte, williger Opfer zu bringen. Mir wehtun wollte, damit ich begriff, was Schmerz ist. Ich dachte, ich würde vielleicht einer Prüfung unterzogen, und Er werde mich nur für würdig erachten, wenn ich immer hingebungsvoll und rein bliebe. Aber wie kann man in einem Misthaufen rein bleiben, Timothy Wilde?«
    Das Tagebuch des toten Kindes landete flatternd in dem kaltenKamin, und ich starrte den Reverend an. Es fügte sich alles zu einem Bild. Die Besessenheit, die Frömmigkeit, die Selbstgerechtigkeit, die ganze Atmosphäre, die Mercy dazu gebracht hatte, immerzu nur London, London, London zu denken, das Feuer, mit dem in der Nacht zuvor in diesem jämmerlichen gemieteten Schlafzimmer ihre Augen aufgeleuchtet hatten, als sie von ihrer geplanten Flucht gesprochen hatte. Es war der lange Abstieg eines Mannes vom Hügel ins tiefe Tal gewesen. Dieses Mannes, der Aidan Rafferty keine Milch hatte geben wollen, solange seine Mutter nicht dem Papst abgeschworen hatte.
    Ich erinnerte mich, wie er Mercy angeschrien hatte an dem Tag, als ich sie durchs Wohnzimmerfenster gesehen hatte, wie sie rot angelaufen war vor Demütigung, und biss mir fast die Zungenspitze ab, als ich plötzlich, viel zu spät, begriff, worüber sie wirklich gesprochen hatten.
    »Ach, kommen Sie, meine Meinung kann Sie doch nicht wirklich überraschen«, höhnte er. »Erst fallen sie wie die Heuschrecken in die Stadt ein, unsere Stadt, und lästern Gott auf Schritt und Tritt. Und dann schickt Gott ihnen ihre Seuchen hinterher ins neue Land, und was tun Olivia und Mercy? Sie helfen diesen Heimgesuchten. Sie sterben an der Seite dieser Ratten, die wie Menschen aussehen. Und wie man uns das dankt, das sehen Sie ja – schauen Sie sich Eliza Rafferty an. Schauen Sie sie an. Sie hat wenigstens das ganze Affentheater durchschaut, sie wusste, dass ihr Kind verdammt ist. Also hat sie es, wie eine wahre Heidenseele, ohne großes Aufhebens einfach getötet, als wär’s nichts weiter als ein streunender Hund.«
    »Und Sie dachten sich, die plötzliche Nachricht von der Entdeckung zwanzig aufgeschlitzter Kinderleichen könnte helfen, die Stadt von den Iren zu reinigen«, fügte ich hinzu, um wieder aufs Thema zurückzukommen. »Mercy hat Ihnen von den Leichen erzählt, die wir Polizisten gefunden hatten, und dann haben Sie diese Briefe geschrieben, um den Verdacht auf die Iren zu lenken. Sie haben sie an die Zeitungen geschickt. Herrgott, mir hatten Sie auch einen geschickt, um mich vor dem Kommenden zu warnen.Ich dachte, der Brief sei für Val bestimmt, aber in Wirklichkeit ging er an mich.«
    »Ich dachte, wenn ich Sie warnte, würden Sie vorsichtiger sein, würden vielleicht sogar auf meine Tochter achtgeben. So hatte ich gehofft. Ein Ungeheuer lief frei herum und schnitt Kreuze in Kindermetzen. Da musste ich mir doch Sorgen um Mercys Sicherheit machen, wo sie ja tagtäglich mit so viel Abschaum in Berührung kam! Es war offensichtlich, was da geschah. Ich habe es bloß der Öffentlichkeit kundgetan, habe der Stadt New York mitgeteilt, was sie wissen musste. Was kam es auf Details an? Haben Sie je einen Hinweis auf den Täter erhalten, Timothy? Ich habe keine große Hoffnung, was das betrifft, denn diese üble Brut ist hinterhältig. Aber ich wusste, dass aus alledem auch Gutes erwachsen könnte, eine große Reinigung, wenn das Geheimnis erst einmal publik gemacht wäre.«
    »Und da haben Sie versucht, alle Welt davon in Kenntnis zu setzen. Sie dachten, es würde einen Aufstand geben. Die Nativisten würden die Iren aus dem Land werfen. Mercy wusste so viel wie ich, also wussten auch Sie Bescheid. Wo ist Mercy jetzt? «
    Eine Kriegstrommel könnte nicht regelmäßiger schlagen, und das Morgengrauen hätte nicht vorhersagbarer sein können. Wo ist Mercy?
    »Was war das für eine Enttäuschung, als Sie verhinderten, dass die Briefe öffentlich bekannt gemacht wurden«, sagte er zerstreut. »Da wusste ich, dass ich zu drastischeren Mitteln greifen musste. Ich wollte es nicht«, setzte er hinzu. Er wirkte jetzt durchscheinend wie Pergament und wie von bösen Geistern verfolgt. »Wie ich Peter schrieb, habe ich ...«
    »Sie

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