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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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aus ihrem langen, scharlachroten Kleid.
    »Schließlich haben Sie der Partei mehr als das gespendet, ich wüsste also nicht, wo das Problem liegt«, setzte ich freundlich hinzu.
    »Natürlich nicht. Sie scheinen überhaupt nicht viel zu wissen«, fauchte sie. »Trinken Sie Ihren Champagner aus, Mr. Wilde, er ist bereits bezahlt, meine Freunde haben Sie ja schon in die Flucht geschlagen.«
    Ich leerte das funkelnde Glas und stellte es zurück auf den Tisch.
    »Weshalb hassen Sie mich nur so sehr, für Dinge, die Sie doch gar nicht betreffen?«, fragte sie in einem letzten, jämmerlich klingenden Versuch, mein Mitleid zu erregen.
    »Sie betreffen mich sogar sehr. Sie haben versucht, Bird Daly zu verschleppen und sie in die Fürsorgeanstalt zu schaffen, um sie zum Schweigen zu bringen. Es war ein hübscher Trick von Ihnen, dass Sie die Papiere, mit denen Sie sie zur letzten Ruhe geleiten wollten, mit Wilde unterschrieben haben. Und Sie haben Scales und Moses Dainty dafür bezahlt, mich umzubringen. Sie werden sie übrigens nicht wiedersehen. Ich habe sie beide zum Schweigen gebracht.«
    Soll sie denken, du hättest sie selbst umgebracht, und das Gerücht streuen, du wärst seit neuestem ein grausamer, unberechenbarer Totschläger , dachte ich bei mir. Ich hatte ja ein überzeugendes Vorbild, an dem ich mich orientieren konnte: meinen Bruder.
    Sie leerte ebenfalls ihr Glas und machte eine betrübte Miene. »Selbst angenommen, Sie hätten recht, verstehe ich nicht, wie Sie glauben können, dass Sie lange genug leben werden, um etwas davon zu haben. Sie werden nicht immer im Windschatten Ihres Bruders bleiben können. Selbst wenn Scales und Moses auf Ihre Rechnung gehen sollten.«
    »Sie drohen mir noch einmal, mich zu töten?«, sagte ich grinsend. »Aber das werden Sie nicht tun.«
    »Glauben Sie? Und aus welchem Grund?«
    »Aus demselben Grund, aus dem Sie auch meinen Bruder nur ein einziges Mal zu töten versuchten. Es gab nur einen Versuch, nicht wahr? Er muss mir die Geschichte einmal erzählen, das wird mich amüsieren. Sie haben Val nur einmal zu ermorden versucht, Madam Marsh, weil Sie froh waren, dass er es überlebt hat. Sie hätten Val gern zurück, denke ich. Eines Tages. Und ich gedenke ihn darüber zu informieren, dass, sollte mir jemals etwas zustoßen, sollte ich nicht mit neunzig Jahren an purer Langeweile sterben, Sie dahinterstecken. Ich bin ihm gegenüber oft ungerecht, doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Sollte mir etwas geschehen, so werden Sie ihn niemals bekommen. Und wenn die Hölle im Juli zufriert.«
    »Sie sind ein Monster«, fauchte sie mich an.
    »Nun ja, dann bin ich ein Monster, um dessen Gesundheit Sie sich Sorgen machen sollten. Und ich will dreihundertfünfzig Dollar in bar. Überbracht von einer unbeteiligten Person. Noch vor dem Morgengrauen.«
    Madam Marsh strich sich mit den Fingerspitzen über die Kehle und warf mir ein Lächeln zu, das mich an ein frisch geschärftes Rasiermesser denken ließ.
    »Sie haben recht«, sagte sie. »Ich werde Sie gewiss nicht zum Schweigen bringen, ich weiß gar nicht, wie Sie überhaupt auf den Gedanken kommen konnten, ich würde mir so etwas Schreckliches einfallen lassen. Doch etwas anderes werde ich sehr wohl tun, denn Sie sind ein Dieb, und Diebe sind die unterste Stufe des Abschaums.«
    »Und was wäre das?«
    »Ich werde Sie zugrunde richten .«
    Es wäre eine Lüge, würde ich behaupten, dass ich das gern hörte. Oder dass ich der Ansicht gewesen wäre, darüber müsse ich mir keine Sorgen machen. Aber ich kann auch nicht behaupten, dass es mich nur im Mindesten überraschte.
    »Und ich frage mich, ob Sie wissen, Mr. Wilde, wie sehr man einen Mann zugrunde richten kann, ohne ihn zu töten. Eines Tages werden Sie verstehen, was ich meine.«
    »Oh ja«, sagte ich. »Aber wissen Sie, ich werde jeden Tag besser. In der Polizeiarbeit. Das werden Sie selbst erleben, denn ich habe nicht die Absicht, irgendwo anders hinzugehen.«
    Und damit machte ich meinen Abgang.
    Die Gärten unten waren mit leuchtenden Punkten in allen Größen geschmückt – hektische Glühwürmchen in den Büschen, Papierlaternen in den Bäumen und über allem begann, genau in diesem Augenblick, ein Streifen pudriger Sterne in der Unendlichkeit zu funkeln. Menschen bewegten sich durch die Schatten, lachten, fächelten sich die erhitzten Gesichter, verschütteten Champagnertropfen auf dem Gras. Aus irgendeinem Grund gefiel mir der Gedanke, dass die drei Arten von Licht

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