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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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wie hätte ich ihm das verweigern können? Ich, die Besitzerin eines Bordells, und er ein renommierter Arzt, auf dessen medizinische Hilfe ich angewiesen war? Er bestand auf meiner Kooperation,wie konnte ich sie verweigern, wo er doch eine solche Macht über mein Haus besaß? Es kam einer Erpressung gleich.«
    Ich sah sie abschätzig an. Ich glaubte ihr keine Wort.
    Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Es ist mir lieber, wenn Sie nichts wissen, Mr. Wilde. Ich denke, dabei möchte ich es belassen.«
    »Zwei haben Sie mit Sicherheit umgebracht. Mit anderen Worten: Etwas mehr als nichts weiß ich dann doch.«
    Sie lächelte liebenswürdig. »Welche zwei meiner geliebten Brüder und Schwestern habe ich denn umgebracht, Mr. Wilde?«
    »Liam ist der eine. Er hatte eine Lungenentzündung. Aber er war wieder genesen. Ich weiß nicht, ob der Grund war, dass Sie das Geld brauchten, aber Sie haben ihn wieder krank gemacht.«
    Silkie Marsh schien gelangweilt. Sie betrachtete die hübschen kleinen Bläschen in ihrer Champagnerflöte. Plötzlich wusste ich, was Val so an ihr fasziniert hatte. Sie war wahrscheinlich die einzige Person in Valentines Leben, deren Gedankengänge er nicht begreifen konnte.
    »Das musikalische Programm wird gleich beginnen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Mr. Wilde, obgleich ich ...«
    »Und den anderen haben Sie auf eine etwas grausamere Weise umgebracht. Er wurde Jackie der Springteufel genannt.«
    Ihre Augen schossen zu mir herüber.
    Und das war auch schon alles, was ich brauchte, um weiterzumachen. Dieser Blick kam einem Geständnis gleich.
    Warum sollte Jackies Name sie aufschrecken, wenn nicht deshalb, weil sie ihn noch in derselben Nacht aus dem Weg geräumt hatte, als Jack den Kopf in Dr. Palsgraves Kutsche gesteckt hatte und dann ins Haus gegangen war, um sich einen heißen Hühnereintopf zu holen? Ob sie erst versucht hatte, ihn in ihrem Etablissement zu beschäftigen, wird immer ein Rätsel bleiben. Aber tot war er, und er war von ihrer Hand gestorben. Sie konnte ihm unmöglich erlauben weiterzuleben, seit sie wusste, dass er sie mit Dr. Palsgraves Kutsche und einem dunklen, schweigsamen Bündel auf deren Boden in Verbindung bringen konnte.
    Und da hörte ich auf, nach meinen eigenen Regeln zu spielen.
    »Ihn mussten Sie ohne Palsgraves Hilfe begraben«, dachte ich laut. »Das wäre viel zu verdächtig gewesen. Ein kerngesunder Zeitungsausrufer, der plötzlich in Ihrem Haus erkrankt. Ich bin mir sicher, Sie haben nur die chronisch Kranken ermordet, so dass der Doktor keinen Verdacht schöpfte, und ich bin mir sicher, Sie sind dabei unglaublich vorsichtig vorgegangen. Aber für Jack musste eine schnelle Lösung gefunden werden, nachdem er in Palsgraves Kutsche geschaut und einen Mann mit einer schwarzen Kapuze vor Ihrer Tür gesehen hatte. Wo haben Sie ihn vergraben? Es überrascht mich nicht, dass es Ihnen gelungen ist, die Leiche zu verstecken – Sie sind gerissen genug, und zu dem Zeitpunkt gab es noch keine Polizei.«
    »Sie haben keinen Beweis«, flüsterte sie. »Und ich habe rein gar nichts gesagt.«
    »Ich habe ja bereits erwähnt, dass es vorbei ist mit meinem Mitleid, Madam Marsh. Das heißt, was Sie einen Beweis nennen, brauche ich überhaupt nicht. Ich kann Sie ohne weiteres und jederzeit einbuchten, wenn ich möchte. Allein schon deshalb, weil Sie eine Hure sind und ich ein Polizist.«
    »Und damit wollen Sie mich überzeugen, dass ein Geständnis die beste Strategie ist?«, rief sie. »Indem Sie mir erzählen, wie scharf Sie darauf sind, mich bei lebendigem Leib in diesem Kerker zu begraben, den Sie die Tombs nennen?«
    »Nichts täte ich lieber. Aber wenn Sie mir sagen, wie viele es gewesen sind«, sagte ich und lehnte mich vor, »dann tu ich’s nicht.«
    Normalerweise knirsche ich schon mit den Zähnen, wenn ich das Wort Bestechung nur höre. Aber ich wollte das alles unbedingt verstehen . Ein solch intensives Bedürfnis hatte ich noch nie zuvor empfunden. Ja, ich wollte Mercy, doch das gehörte zu meinem innersten Wesen. Jeder möchte Geld und Komfort, aber solche Wünsche sind vergleichweise viel zu vage, um sie wirklich zu spüren. Ich wollte, dass Valentine ein besseres Leben führte als bisher, und dieser Wunsch lebte in irgendeiner Stelle in mir, an die ich nicht herankam.
    Aber jetzt ... jetzt verlangte es mich plötzlich nach Fakten, als wären sie sauberes Wasser. Reine, kalte Fakten , ohne Geschichten drumherum.
    Silkie Marsh stellte ihr Champagnerglas

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