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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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heisere Stimme. Eine amerikanische Stimme, würde ich mal behaupten, obwohl sie gut und gern auch holländische Großeltern gehabt haben könnte. Mercy stellte den kleinen Mehlsack in den Teekessel, da es weder Tisch noch Schrank gab.
    »Die Frauen vom Temperenzlerverein sind wieder hier gewesen. Ich soll den Boden wischen und alles Bettzeug waschen, bevor ich Kartoffeln von ihnen bekomme, aber ich hab keinen Essig. Und Asche und Terpentin auch nicht.«
    Der Frau, die da sprach, klebte das blonde Haar an der Stirn, und das Fieber schüttelte sie. Sie sah nicht aus, als könnte sie allein stehen, geschweige denn den Fußboden schrubben. Mercy holte eine blaue Flasche und eine kleine Glasphiole aus ihrem Korb.
    »Hier ist Terpentin, und dann habe ich auch noch eine Unze Quecksilber gegen die Bettwanzen. Wenn Sie beides mit Lacey Huey teilen, wird sie Ihnen dann beim Saubermachen helfen?«
    »Das wird sie«, seufzte die kranke Frau erleichtert. »Ich habe letzte Woche auch ihre Wäsche gemacht, als sie einen schlimmen Gichtanfall hatte. Ich danke Ihnen, Miss Underhill.«
    »Hätte ich heute selbst Kartoffeln, würde ich sie Ihnen dalassen. So ein Pech aber auch!« Mercy verzog bedauernd das Gesicht.
    Sie sprachen noch ein paar Minuten miteinander, über das Fieber der Frau und über ihre Kinder und darüber, was die Frauen vom Temperenzlerverein nun genau verlangt hatten. Krankheiten, darin sind sich Geistliche und Wissenschaftler einig, werden von falscher Lebensführung verursacht. Fettes Essen,schlechte Luft, modrige Erde, nachlässige Hygiene, Alkohol, Rauschgift, Laster und Unzucht. Daher haben Kranke im Allgemeinen einen schlechten Leumund, und die Tugendhaften halten sich von ihnen fern. Mercy und andere Radikale setzen sich fröhlich darüber hinweg, und trotz der großen Gefahr, die das für sie bedeutet, verstehe ich ihre Gründe. Ich weiß nicht, wodurch Krankheiten verursacht werden. Niemand weiß das wirklich. Aber als Kind war ich oft kränklich, und Valentine, dem man wahrhaftig nicht viele Tugenden nachsagen kann, hat die Konstitution eines Ackergauls. Die Theorie hat also nicht unbedingt Hand und Fuß.
    »Danke, dass Sie mich begleitet haben«, sagte Mercy zu mir, nachdem sie sich warmherzig von den Kindern verabschiedet und die Tür hinter sich zugezogen hatte. »Wir nehmen diese Treppe nach unten, die andere ist an drei Stellen durchgefault.«
    Sonnenlicht blendete mich, als wir wieder auf die Straße traten. Da fiel mir mit einem Mal ein, mit welcher schlimmen Mission ich eigentlich betraut war, und ich wollte sie schon warnen, dass ich sie um etwas Schreckliches bitten musste. Aber Mercy ergriff als Erste das Wort, als ich unsere Schritte in Richtung St.-Patrick’s-Kathedrale lenkte.
    »Mein Vater hatte heute Nacht einen überaus grotesken Alptraum«, sagte sie. »Ich kam am Morgen nach unten, und da saß er in der guten Stube, mit einem Stift, einem Bogen Papier und einem Buch. Aber er las nicht und schrieb nicht und machte sich auch keine Notizen, er saß einfach nur da, bevor er an seine Pflichten ging. Er konnte kaum mit mir sprechen. Und da begann ich mir auch Sorgen um Sie zu machen, ob Sie sich wohl wieder erholt hätten. Geht es Ihnen gut?«
    Ich brauchte ein oder zwei Sekunden, bis mir klar wurde, dass sie nicht von dem Brand sprach. Sie meinte Aidan Rafferty.
    »Das war ein schlimmer Tag«, gab ich zu.
    »Ich gestehe, ich mache mir vor allem wegen meines Vaters Sorgen«, sagte sie mit verhangenem Blick. »Ich glaube, das Kindchen ist im Himmel, und vielleicht glauben Sie das ja auch. Oderauch nur in der kühlen Erde. Doch mein Vater denkt, es schmort in der Hölle. Wer tut Ihnen am meisten leid, Mr. Wilde?«
    Die Mutter , dachte ich. Sitzt in den Tombs, hat Nebel im Kopf und nur Ratten zur Gesellschaft, um darüber zu reden.
    »Ich weiß nicht, Miss Underhill.«
    Mercy ist nicht sehr oft überrascht – daher sah ich bei dieser zweiten Gelegenheit alles mit dem Auge eines Sammlers. Beim Klang ihres Namens öffnete sich ihr Mund, dann biss sie sich leicht auf die Unterlippe.
    »Sie haben also noch nicht darüber nachgedacht?«
    »Ich versuche das zu vermeiden.«
    »Warum sind Sie hergekommen, Mr. Wilde? Ich habe bisher geglaubt, wir seien alte Freunde, doch Sie sind ohne ein Wort verschwunden, gleich nach einem großen Unglück. Halten Sie uns denn für herzlos, glauben Sie denn, wir fragen uns nicht, was aus Ihnen geworden ist?«, setzte sie hinzu, während ihr Blick immer wieder zur

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