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Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
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Feiglinge! Ersäufen werden wir euch, wie einen Sack voll Welpen!«, brüllte der riesige Kerl mit den gebleckten Zähnen und der sauber gekämmten Haartolle.
    »Heute nicht«, erklärte ich.
    Alle Augen flitzten in meine Richtung wie Ratten zu einem Kadaver.
    »Was bist du denn für einer, du kleiner Meschores?«, höhnte der Riesenkerl mit einer Stimme, wie man sie nur in New York zu hören bekommt.
    »Kein Lakai. Ein Polizist«, sagte ich. Ich brauchte eine Geste, also ließ ich den Daumen über meinen Kupferstern gleiten, wie ich es Val so oft mit seinen Westenknöpfen hatte tun sehen. Zum ersten Mal empfand ich etwas anderes als Wut oder Ärger für diesen Stern.
    »Sucht euch ein paar Welpen zum Ersäufen, und die Kirche lasst ihr schön in Ruhe.«
    »Na so was, ’n Kupferglanzer«, spottete der riesige Klotz. »Seit Wochen schon warte ich nur darauf, so einen mal richtig zu verdeffeln. Der reißt ganz schön die Brotlade auf, was? Und scheint Flash zu verstehen.«
    »Alles Geschwafel«, lallte ein Betrunkener, dessen Gesicht offenbar jemand für einen Kuchenteig gehalten und ein bisschen ummodelliert hatte. »Das ist doch bloß einer. Und der versteht uns nicht.«
    »Glaub mir, ich versteh euch Ganeffs sehr wohl. Und mehr als einer von meiner Sorte wird hier auch gar nicht gebraucht«, erwiderte ich. »Haut jetzt ab, oder ihr landet in den Tombs.«
    Wie ich mir gedacht hatte, machte das hoch aufgeschossene Monument, auf das sie alle blickten, einen Schritt nach vorn, während seine Hände sich zu ihrer naturgewollten Form zusammenballten.
    »Man nennt mich Bill Poole.« Er stieß seinen Atem nach unten aus, ein unangenehm riechender Windstoß. »Ich bin ein freier New Yorker Republikaner, und der Anblick eines stehenden Heeres ist mir widerwärtig. Du wirst aussehen wie ein Grunzer in der Kau, wenn ich mit dir fertig bin, Kupferglanzer.«
    Ob er imstande war, mich zuzurichten wie ein Mastschwein im Käfig, konnte ich nicht sagen. Aber ich konnte sehr wohl sagen, dass er betrunken war und wacklig auf den Beinen. Als er also weit ausholte, um einen Schwinger zu setzen, wie es oft vorkommt, wenn der Größere von zwei Gegnern sich seiner Sacheallzu sicher ist, wich ich seiner Faust mit einem Ausfallschritt nach vorn aus und streckte ihn nieder, indem ich ihm den Ellbogen in die Augenhöhle rammte. Bill Poole fiel zu Boden wie ein Sack, den man von der Schulter wirft.
    »Übung macht den Meister«, lautete mein freundlicher Ratschlag, als seine Gefolgsmänner herandrängten, um ihn wieder auf die Beine zu stellen. Ich fasste wieder an meinen Stern, auf den ich jetzt unbändig stolz war. »Haut ab hier, bevor meine Kollegen anrücken.«
    Vielleicht hat es wirklich etwas für sich, Hunderte von Schlägereien mit dem älteren Bruder durchgestanden zu haben, dachte ich, wenn es mir jetzt hilft, gemein und hinterhältig für eine gute Sache zu kämpfen. Die Raufbrüder verzogen sich und nahmen ihren Anführer und ihre Steine mit. Ich brachte das Tuch über meinem Gesicht wieder in Ordnung, während die Hoffnung heftig und nachdrücklich an mir zerrte. Immerhin wartete Mercy hinter mir. Mercy ...
    Wartete nicht hinter mir. Die oben so hübsch geschwungene Tür zur Kathedrale stand offen.
    Die Hoffnung, so meine Erfahrung, ist eine jämmerliche Plage. Die Hoffnung ist ein Pferd mit gebrochenem Bein.
    In der Kathedrale trugen zwölf riesige Pfeiler das hohe Dach, jeder war oben von vier Kugeln gedämpften Lichts umgeben. Trotzdem war es trübe hier drinnen und die Luft dick von Weihrauch und religiösen Riten. Schließlich entdeckte ich Mercy; sie stand vor dem Priester, den ich von meinem Besuch in der Mulberry Street erkannte, wo ich vor ein paar Wochen nach einer Bleibe gesucht hatte, und lauschte ihm mit ernster Miene. Aus irgendeinem Grund war er mir im Gedächtnis geblieben, obwohl wir nie ein Wort und auch kein Geld getauscht hatten. Am auffallendsten war sein Kopf, kugelförmig und vollkommen haarlos, als sei dort überhaupt nie ein Haar gesprossen. Doch die Gesichtszüge auf dieser Kugel waren kraftvoll, bullig und intelligent. Seine Augen schnellten interessiert zu mir herüber.
    »Mr. Wilde, nehme ich an.« Er begrüßte mich mit dem festen Händedruck des Mannes, unter dessen Dach man sich befand.
    »Mir wurde bereits gesagt, dass Sie mir einen Besuch abstatten würden. Bischof Hughes ist gegenwärtig in Baltimore bei einer Unterredung mit dem Erzbischof, und ich mache mich als Verwalter nützlich. Ich wohne

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