Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye

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Haltung bemüht seinen Brandy, als habe er das genau für diese Gelegenheit geübt. Was er wahrscheinlichauch getan hatte. »Aber Sie haben’s kapiert, oder, Mr. Wilde?«
    »Ich verstehe dich bestens«, antwortete ich, selbst überrascht. Valentine hatte Flash mit mir gesprochen noch ehe ich überhaupt wusste, was das war, aber ich bemühe mich schon so lange, seinen Kumpanen aus dem Weg zu gehen, dass mir nie aufgefallen war, wie gut ich mich darin auskannte. »Alle Neune, es ist sehr wichtig, dass du uns etwas über den Mann mit der Kapuze erzählst.«
    »Wegen dem gedalchten kleinen Strabanzer?«
    »Wie hast du davon erfahren?«
    »Mr. Wilde, meine Bildung ist fiderich, aber ich bin kein Misnik«, sagte er und warf Mercy ein strahlendes Lächeln zu. »Glauben Sie, ich verkaufe Flebben, ohne dass ich einen Kumpel bitte, mir vorher die Schlagzeilen vorzulesen? Glauben Sie etwa, ich steh an der Straßenecke und schreie: ›Mit Verlaub, ihr Herrschaften, heut ist nicht viel los. Es ist heiß, die Politiker sind korrupt. Und es kommen noch mehr Iren! Nur zwei Cent!‹«
    Ich musste lächeln, noch bevor er zu Ende gesprochen hatte. Mercy lachte laut, und zwar auf eine Art, dass Alle Neune vermutlich sein Leben lang keine andere Frau mehr anschauen würde. Armes Kerlchen!
    »Ja, wir möchten herausfinden, was mit diesem Strabanzer geschehen ist«, gab sie zu. »Wirst du uns helfen?«
    »Ich werd kiesig was ans Licht bringen, aber dazu brauch ich meine Mischpoke. Die verlunschen so viel wie ich, oder mehr, und die werden schon singen, sobald ich ihnen stecke, dass der Schucker in Ordnung ist.«
    »Danke, dass du bei deinen Kameraden für meinen Charakter bürgst«, sagte ich mit allem Ernst, zu dem ich fähig war.
    Alle Neune zwinkerte mir zu, und dann schien ihm ein aufregender neuer Gedanke zu kommen. »Also, Sie kriegen von uns keinen Humbug zu hören, Miss Underhill – Hand auf ’n Leff. Ich werd mich nicht lumpen lassen, wenn Sie ... wenn Sie an meim Arm ins Contrafußbais spazieren täten.«
    Mercy sah mich fragend an.
    »Der Gentleman würde Sie gern im Tausch gegen die gewünschten Informationen ins Theater begleiten«, übersetzte ich, ohne zu verstehen, was er damit meinte.
    »Wir haben noch eine Probe«, sagte er ein wenig schüchtern, »bevor die Nachmittagsflebben aus der Presse kommen. Wenn Zunder sieht, dass Sie sich in meinen Arm eingehängt haben, das wird er pschito gleich Hohlauge weitererzählen. Und dann wird der Vetter von Hohlauge, das ist Zeke die Ratte, von der East River Gang, die Brotlade halten müssen, wenn ich ihm dibber, dass ich Sie persönlich kenne, nich?«
    Mercy stand auf. Sie griff nach dem Glas, das ich nicht angerührt hatte, und nahm einen kleinen Schluck, anschließend legte sie ihre rechte Hand auf die plissierte Hüfte und bot Alle Neune ihren linken Arm. Kein Mensch hätte vor Freude mehr strahlen können, nicht einmal ein Börsenmakler, dem Gott das Zweite Gesicht und eine sich ständig von selbst wieder auffüllende Apotheke geschenkt hätte. Bei dem Anblick musste man einfach lächeln.
    »Alle Neune, das Einzige, was im Augenblick für mich ebenso wichtig ist, wie etwas über den Mann mit der schwarzen Kapuze zu erfahren, ist es, Zeke die Ratte in ihre Schranken zu weisen«, sagte sie.
    »Kaudischer Schiegl!«, stieß der Junge verzückt hervor.
    Ich folgte ihnen die Treppe hoch und hinaus auf die Straße. Wie so oft war ich dankbar, dass Mercy nicht allzu viel Zeit darauf verwendete, mich direkt anzusehen.
    *
    Das Theater, das wir nach sechsminütigem Fußmarsch erreichten, war nur für einen von uns eine Überraschung. Für den aber richtig.
    Wir befanden uns ganz in der Nähe des dunklen Herzens des Sechsten Bezirks, der aus gutem Grund so berüchtigten FivePoints, wo die Welt vollkommen aus den Fugen geraten ist, so dass ich annahm, wir wären tatsächlich unterwegs zu diesem verfallenen Knotenpunkt. Aber wir blieben in der Orange Street vor einer ganz gewöhnlichen Tür stehen. Man hatte Haken ins Holz geschlagen, um ein Schild daran aufzuhängen, doch das Schild hatte längst das Weite gesucht. Alle Neune klopfte in einem bestimmten Takt an, der mich stark daran erinnerte, wie Julius manchmal, wenn er keine Austern mehr zum Knacken hatte, mit den flachen Händen rhythmische Trommelwirbel auf die Bar klopfte, und einen Moment lang fragte ich mich, wie ich so schnell eine solche Metamorphose hatte durchmachen können.
    Als wir dann aber hinter der Tür waren ...