Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel von New York

Der Teufel von New York

Titel: Der Teufel von New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyndsay Faye
Vom Netzwerk:
eigene Vater in der Schwüle der New Yorker Nächte Gräueltaten vollführte.
    »Ich glaub, es war vielleicht ’ne Rothaut, nur hab ich sein Gesicht nich gesehen«, piepste ein etwa Achtjähriger.
    »Der ›Hammer‹ isses jedenfalls nich gewesen. Abel Cohen hat in der Nacht Zigarren geraucht, zusammen mit ’n paar feinen Pinkeln, in ’nem Speisehaus im Norden der Stadt, das wusste jeder am nächsten Morgen.«
    »Aber ’n eitler Fatzke, mit seiner kitten Kluft, das ist der Kapuzenkerl mal ganz bestimmt«, warf Zunder ein.
    »Du hast ihn ja nie gesehen!«, höhnte Giftzahn. »Ein schöner Held bist du! Hast dich fein in der Gasse versteckt.«
    »Ich hab ihn wohl gesehen, du hässlicher Grunzer«, raunzte Zunder zutiefst getroffen zurück. Giftzahn war zu weit gegangen, in Anwesenheit eines Fremden. »Aber jetzt hatte der ja Springteufel auf ’m Kieker. Was hätte ich denn anderes machen sollen?«
    Einen Augenblick lang waren alle still.
    »Wir haben alle Fersengeld gegeben«, gab Giftzahn zu. Er ließ seinen Blick finster durch den Raum schweifen, auf der Suche nach einem Aufschneider, der sich noch mit einer Heldentat brüsten wollte, doch er fand keinen.
    »Jeder von uns. Keiner legt sich im Dunkeln mit dem Beelzebub an.«
    »Was geschah mit Springteufel?«, fragte Mercy, deren Stimme sich anhörte, als schrappe sie über etwas Rostiges.
    Der Mann mit der schwarzen Kapuze hatte Springteufel gegrüßt, und dieser war stillgestanden, gerade und aufrecht wie ein echter amerikanischer Soldat. Der Mann hatte ihn zu sich gewinkt, dann hatte er auf die Tür des Freudenhauses gedeutet, und zwar recht freundlich. Er hatte Springteufel eine Münze in die Hand gedrückt. Sie hatten sie alle im Licht der Lampe auffunkeln sehen. Jackie hatte kurz überlegt.
    Und dann hatte er hinter seinem Rücken den Kumpanen fröhlich zugewinkt und war hineingegangen. Durch die Tür, durch die gelbes Licht fiel und ihn willkommen hieß. Als er verschwunden war, fuhr die Kutsche davon. Springteufel hatte immer den großen Wunsch gehegt, das Haus eines Tages einmal von innen zu sehen, erzählten sie mir. Von der Straße aus wirkte es wie ein Palast. Aber keiner von ihnen sah ihn je wieder. Sie hatten sich alle möglichen Strategien ausgedacht und einige höchst wagemutige Versuche unternommen. Lange Zeit hatten sie das Haus überwacht, sobald sie Feierabend hatten, und dabei ganze Regimenter hinein- und hinausgehen sehen. Nur Springteufel war nie dabei.
    »Wir haben alle gedacht, er würde am Morgen wieder auftauchen«, sagte Alle Neune mit einem Seufzer. »Wir dachten, er hätte vielleicht fürs Schiebern bezahlt, verstehen Sie? Wir haben ihn nicht im Stich gelassen« , setzte er mit Nachdruck hinzu. Ich nickte. »Aber wir mussten ja am Morgen unsere Flebben auf der Straße verkaufen, nicht wahr, also haben wir den Mann mit der schwarzen Kapuze wahrscheinlich verpasst, als er zurückkam und Springteufel mitnahm.«
    »Was war in dem Bündel?«, fragte ich.
    Giftzahn zuckte mit den Schultern. Zunder schürzte die Lippen. Die Kleineren sahen mich um Aufmerksamkeit heischend an, wie Ranken, die sich dem Licht entgegenwinden.
    »Ein totes Mädchen«, berichtete einer von ihnen. Als sei er im Klassenzimmer und müsse eine Lektion aufsagen. »Entzweigeschnitten. Vorne, so wie ein Kreuz. Das ist es, was der Mann mit der schwarzen Kapuze macht.«
    »Wo ist Dandy jetzt, kann ich mit ihm sprechen?«, fragte ich als Nächstes.
    »Den hat der Blutfluss dahingerafft, ganz bald danach«, sagte Hohlauge. Die Ruhr, übersetzte ich mir ganz unwillkürlich. »Ihn und John, und Sixes auch, im letzten Jahr.«
    »Und wo war das, als ihr die Kutsche vor dem Hurenhaus gesehen habt? Kennt ihr die Adresse?«
    »Ich glaub nicht, dass ich überhaupt irgendwelche Adressen kenne«, wurde sich Zunder mit einem Lachen bewusst.
    »Es war das Haus von Silkie Marsh«, sagte Giftzahn. »Aber Springteufel ist nie im Leben ein Strabanzer geworden. Niemals . Das brauchen Sie nicht zu glauben.«
    Mercys Teint war mit einem Mal blass und hart, wie Porzellan.
    »Silkie Marshs Haus, natürlich«, sagte ich. »Wann seid ihr bei der Arbeit und verkauft eure Zeitungen?«
    Hohlauge sah mich interessiert an. »Bis neun Uhr ist die Morgenausgabe verkauft. Dann essen wir ein paar Pfannkuchen und Koteletts, danach gehen wir zu den Fährbooten am Kai und tragen den Leuten ihr Gepäck, das bringt immer ein paar Münzen ein, bis die Nachmittagsausgabe erscheint.«
    »Und wenn ihr die verkauft

Weitere Kostenlose Bücher