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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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die Straßen spazieren würde?« Die Vorstellung bereitete ihm Vergnügen. »Ich dachte, du wolltest etwas essen«, setzte sie hinzu und beugte sich zu ihm hinab, um ihm einen Kuss zu geben, der seine Männlichkeit augenblicklich nervös zucken ließ. »Außerdem«, sagte sie und zog sich von ihm zurück, »warnen die Hebammen davor, mit einem Mann zu liegen, wenn dessen Arme zu kurz werden, um den Bauch zu umfangen. Und zweimal an einem Tag mit einem Mann zu liegen, ist ohnehin eine Sünde.« Ein Funkeln in ihren blauen Augen ließ ihn vermuten, dass sie ihn foppte. Aber das war ihm egal. Bei Anna war ihm alles egal! Sogar dass sie inzwischen einen längeren Gürtel benötigte als er. An ihr sah selbst ein runder Bauch zauberhaft aus.
    »Soso, Sünde«, erwiderte er und rollte sich auf die Seite, um nach ihrem Arm zu greifen und sie wieder ins Bett zu ziehen. Das Kleid konnte sie auch später noch kaufen. Er war in der Tat hungrig, aber nicht so, wie sie dachte! Bevor er sie allerdings erhaschen konnte, wurden sie von einem Klopfen an der Tür gestört. »Verschwindet«, knurrte Johann ungehalten, aber der Störenfried blieb hartnäckig und hämmerte erneut mit der Faust gegen das Holz. »Ich habe gesagt, verschwindet! Hat man denn nie seine Ruhe?«, brauste er auf. Doch die Stimme, die gedämpft in die Kammer drang, ließ ihn erstaunt aufhorchen. »Vater, ich bin es. Ich muss mit Euch reden.«
    »Sophia?«, fragte er verdattert und setzte sich abrupt im Bett auf. »Bitte macht auf.« Ihre Stimme bebte. Der Anflug von Zorn, den er verspürt hatte, verpuffte innerhalb eines einzigen Wimpernschlages. Hastig schwang er die Beine über die Bettkante, angelte mit dem Fuß nach seinen Kleidern und kämpfte sich ungeschickt in Hose, Hemd und Rock. »Ich komme«. Er gab seiner Gespielin ein Zeichen, ihm beim Anziehen der Stiefel behilflich zu sein. »Ich komme«. Keine Minute später hob er den Riegel aus seiner Halterung und öffnete die Tür, um Sophia einzulassen. Als der Blick der jungen Frau auf die blonde Magd fiel, wich alle Farbe aus ihren Wangen und sie fragte erregt: »Was tut die denn hier?« Ihre grünen Augen spiegelten ihre Verwirrung wider, aber sie fing sich schnell. »Schickt sie weg. Das, was ich Euch zu sagen habe, ist nicht für die Ohren einer Verräterin!« Johanns Gespielin hob trotzig das Kinn. Der Katzensteiner runzelte die Brauen. »Na, na«, warnte er seine Tochter. »Gib acht, was du sagst.« Doch Sophia blieb stur. »Bitte schickt sie fort«, beharrte sie. Die Tränen, die bei diesen Worten in ihren Augen aufstiegen, stimmten Johann milde. »Lass uns allein«, sagte er an die Magd gewandt. Als diese schmollend die Unterlippe vorschob, fügte er hinzu: »Du wolltest doch zum Schneider.« Er griff in die Tasche und holte zwei Silbermünzen hervor. »Kauf dir auch noch ein paar Schuhe, die zu dem Kleid passen«, versuchte er die Wogen zu glätten. Nachdem seine Gespielin Sophia ein letztes Mal böse angefunkelt hatte, steckte sie das Geld ein und verschwand in den Gang hinaus.
    Erst nachdem seine Tochter sich versichert hatte, dass sie nicht am Schlüsselloch horchte, berichtete sie ihrem Vater in abgehackten Sätzen, was sie beim Apotheker erfahren hatte.
    »Was?«, fragte Johann fassungslos, obwohl auch er bereits einen ähnlichen Verdacht gehegt hatte. Allerdings hatte er nicht glauben wollen, dass Helwig tatsächlich so weit gegangen war. Verleumdung und Anstiftung zum Meineid waren schlimm genug. Aber feiger, hinterhältiger Mord? »Was sollen wir tun?« Sophias Verzweiflung bekümmerte ihn. Ohnehin nagte seit dem Tag nach dem Turnier ein schlechtes Gewissen an ihm, da Helwig bei dem Tanz in der Krone offenbar einen geeigneten Heiratskandidaten für seine Tochter gefunden hatte. Zwar hatte der Sohn des Stadtschreibers, Nikolaus Nidhard, die Häufigkeit seiner Besuche inzwischen verringert, da es in der Schreiberei offenbar viel zu tun gab.
    Aber wann immer es möglich war, umschwänzelte er Sophia wie ein Schoßhündchen. Johann vermutete, dass Helwig ihn nur in Betracht zog, weil er und sein Vater nicht ohne Einfluss waren, was die Prüfung des Transsumpts anging. Denn sonst hatte der spröde Bursche nicht viel zu bieten. »Vater, was sollen wir tun?«, riss Sophia ihn aus den Gedanken. Johann kratzte sich am Kopf. Das war in der Tat eine gute Frage. Auf keinen Fall durfte die Obrigkeit Wind davon bekommen, wie der Handelsherr, um dessen Besitz sie stritten, zu Tode gekommen war. Jetzt, da

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