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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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und verschwand in der Offizin, aus der er kurz darauf mit einem winzigen Tiegelchen zurückkehrte. »Es war kaum genug, um die Proben durchzuführen«, ließ er Sophia wissen, »aber das Ergebnis ist eindeutig. Es handelt sich um zerstoßene Knollenblätterpilze!«
    Wenngleich Sophia den Verdacht seit Wochen mit sich herumtrug, musste sie vor Entsetzen laut aufkeuchen. Sie hatte recht gehabt! Helwig war eine Mörderin! Der Geruch, den der Apotheker mitgebracht hatte, schien sich plötzlich um sie herum zu verdichten und ihr die Luft zu nehmen. Der Verkaufsraum begann sich um sie zu drehen. Mit einem schwachen Laut griff sie nach dem Ladentisch und hielt sich an der Kante fest, um nicht zu straucheln. »Soll ich die Wache rufen?«, fragte der Mann, der Sophia misstrauisch beäugte.
    »Wollt Ihr einen Giftmischer anzeigen?« Sophia schüttelte schwach den Kopf. »Nein, nein. Das Pulver war in einem Säckchen, das ich gefunden habe«, log sie stammelnd und kramte eine Münze hervor. »Ich danke Euch«, hauchte sie und kehrte dem Apotheker auf schwachen Beinen den Rücken.
    »Wartet!«, rief dieser ihr hinterher. »Ihr bekommt noch Geld zurück.« Aber Sophia war bereits auf der Straße und rannte ziellos davon. Hauptsache fort, dachte sie, während die Worte des Apothekers in ihren Ohren hallten: Giftmischer! Ihr Magen begann zu rebellieren. Helwig hatte also nicht nur dafür gesorgt, dass eine junge Frau als Hexe verleumdet und verbannt worden war; sie hatte auch kalt lächelnd den Vater dieser jungen Frau ermordet, um an sein Vermögen zu kommen! Sie stolperte kopflos durch die Gassen, voller Grauen – nicht sicher, ob sie die Kraft hatte, ihre Entscheidung in die Tat umzusetzen. Als sie ihren Entschluss gefasst hatte, war die Gewissheit, die sie soeben erlangt hatte, noch ferne Zukunftsmusik gewesen. Die Gefahr, in die sie sich mit ihrem nächsten Schritt begeben würde, war lange nicht so greifbar, wirklich und schauderhaft gewesen. Sie versuchte zu schlucken, doch ihr Mund schien völlig ausgetrocknet. Wenn sie jetzt nicht tat, was sie sich und Gott geschworen hatte, würde sie den Rest ihres Lebens in Furcht zubringen! Die Luft wirkte mit einem Mal heißer als noch wenige Minuten zuvor. Obschon Sophia am ganzen Leib zitterte, spürte sie, wie ihr der Schweiß den Rücken hinabrann. Sie umklammerte den Korb fester und machte sich auf den Weg zu der Taverne, in der sie ihren Vater vermutete. Zuerst würde sie ihm alles erzählen und danach zur Beichte gehen, um endlich ihr Gewissen zu beruhigen!
    ****
    Johann von Katzenstein grinste breit, als er der blonden Magd beim Ankleiden zusah. Zum Teufel mit Helwig!, dachte er und grunzte zufrieden, da er sich wie ein Zwanzigjähriger fühlte. Das Herumtollen mit dem jungen Ding gab nicht nur seinen Lenden den Saft der Jugend zurück; auch der Rest seines Körpers schien durch das Liebesspiel verjüngt und geschmeidig.
    Immer noch erregt, verfolgte er, wie sie ihren üppigen Busen in dem tief ausgeschnittenen Kleid verstaute, das ihre Rundungen verführerisch hervorhob. Nachdem sie von Helwig aus dem Haus gejagt worden war, hatte Johann ihr ein Zimmer in seiner Lieblingsherberge gemietet, wo er sie beinahe jeden Tag aufsuchte. Sein Zorn auf sie war schnell verpufft, auch wenn sie Sophia mit ihrer Lüge in eine unangenehme Lage gebracht hatte. Zwar war Helwig seit dem Vorfall noch argwöhnischer als zuvor, aber das störte ihn nicht weiter. Er kratzte sich am Kopf. Wenn seine Mutter nicht aufhörte, sich in seine Angelegenheiten einzumischen, würde er sie in einem der Spitäler abgeben, so wahr ihm Gott helfe! Schwarze Künste hin, Schwarze Künste her! Wenn sie tatsächlich so mächtig war, warum war es ihr dann noch nicht gelungen, den Streit um den Besitz für sich zu entscheiden? Er verkniff sich ein Schnauben und hob stattdessen die Hand, um seine Gespielin mit dem angewinkelten Zeigefinger zu sich zu locken. »Wohin gehst du?«, fragte er und schob die Hand unter ihre Röcke, um ein letztes Mal mit der unendlichen Zartheit zwischen ihren Beinen zu spielen. »Nicht«, gurrte sie. »Du wolltest doch, dass ich mir ein neues Kleid machen lasse.« Er zog die Hand zurück und feixte flegelhaft. »Meinetwegen bräuchtest du gar nichts zu tragen«, murmelte er. »Mir gefällst du nackt am besten.« Sie hob neckend den Finger und versetzte scheltend: »Was meinst du, was die wohlanständigen Bürger dieser Stadt sagen würden, wenn ich so, wie Gott mich geschaffen hat, durch

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