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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Pause, ehe sie hinzusetzte: »Vor allem junge Frauen werden in den Augen der Menschen ganz leicht zu Hexen.« Johanns Herz wollte aussetzen. Drohte sie Sophia? »Was willst du …?«, hub er an, aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Halt den Mund!«, bellte sie. »Du wirst tun, was ich dir sage und nicht wegen irgendeines dummen Skrupels alles zunichte machen, was ich bis jetzt erreicht habe!« Die Wut, die in ihren Augen loderte, war beängstigend. »Ich habe keine Lust, in Armut zu sterben«, zischte sie. »Und du solltest niemals vergessen, wem du dein Leben verdankst! Ohne mich wärst du ein Nichts, wie dein Vater, dieser …!« Sie brach den Satz ab. Johann glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen, da die Drohung – wenn auch unausgesprochen – nicht zu überhören war. Den Seitenhieb gegen seinen Vater registrierte er nur am Rande. »Willst du auch mich vergiften?«, fragte er mit weniger Festigkeit in der Stimme, als ihm lieb war. Helwig schien zu überlegen. Dann zog sie die Oberlippe hoch und stieß den Atem durch die Nase aus. »Ich werde alles unternehmen, um mein Ziel zu erreichen«, sagte sie schließlich. »Und nachdem es so aussieht, als ob der kleine Dieb die besseren Karten hätte, gibt es nur eine Lösung. Und du wirst dafür sorgen, dass diese Lösung herbeigeführt wird!«

Kapitel 48
Ulm, ein Stadthaus, August 1447
    Utz wusste nicht, was er mit der Nachricht von seinem Prokurator anfangen sollte.
    »Die Stadtschreiberei ist uneins, das Blatt scheint sich zu wenden. Später mehr.
    Jakob Löw.«
    Zu oft hatte er bereits ähnlich kryptische Mitteilungen von dem jungen Advokaten erhalten, die dann allerdings im Sande verlaufen waren. Er starrte noch einen Augenblick lang auf den Brief, dann stopfte er ihn achtlos in die Tasche und fuhr damit fort, das Lager auszufegen. Jeden Tag verstärkte sich sein Eindruck, dass Martin ihm die besonders niedrigen Arbeiten zuteilte, um sich für eingebildetes Unrecht nach dem Tod Karl von Katzensteins zu rächen. Und als ob es nicht genug wäre, dass Utz inzwischen selbst von den Lehrlingen herablassend beäugt wurde, spielte sich zudem die ehemalige Geliebte seines Vaters als Hausherrin auf. Warum Martin sie nicht in die Schranken wies, konnte Utz nur vermuten. Ihr hochfahrendes Gebaren stand offenbar in direktem Zusammenhang mit ihrem Bauch. Dieser – so befand Utz – war zwar längst nicht rund genug, um die Vermutung nahezulegen, dass das Balg ein Bastard seines Vaters war. Doch selbst, wenn dem so wäre, erklärte das immer noch nicht Martins Nachsicht ihr gegenüber. Schließlich zählte ein Bastard weniger als ein rechtmäßiger Erbe! Nun, dachte er, vielleicht war ja Martin selbst der Vater des Sprosses. Als habe er ihn mit seinen Gedanken herbeigelockt, tauchte der Verwalter hinter einer Wand aus Barchentballen auf. »Es gibt Arbeit«, verkündete er. Am liebsten hätte Utz ihn gefragt, wofür er das Fegen wohl hielt, aber er biss sich auf die Zunge und richtete sich mit schmerzendem Rücken zu seiner vollen Größe auf. »Das Badehaus hat zwei Fässer Claret bestellt. Offenbar gibt sich die Oberschicht dort mal wieder ein Stelldichein«, sagte der Ältere missfällig.
    Utz horchte auf. Das Badehaus? »Nimm den Eselskarren«, riet Martin. »Es sind große Fässer.« Mit diesen Worten verschwand er und ließ Utz grübelnd stehen. »Das Badehaus«, murmelte der junge Mann und stellte den Besen in eine Ecke.
    Dann wischte er sich die Hände an den Hosen ab und machte sich daran, mit einem herbeigerufenen Helfer den Karren zu beladen. Derweil arbeitete sein Verstand fieberhaft. Sollte es möglich sein, dass sich die Dinge endlich zu seinen Gunsten entwickelten? War dieser Auftrag der lang ersehnte Wink des Schicksals? Er kämpfte grunzend mit dem Gewicht der Fässer, in denen der Wein wild hin und her schwappte. Oder wollte ihm Fortuna erneut einen Streich spielen? Er spürte, wie der unterdrückte Zorn tief in seinem Inneren zu brodeln begann.
    Sollte sich endlich ein Weg auftun, diesen verfluchten Bader zur Rede zu stellen? Auch wenn er dem Kerl am liebsten den Schädel einschlagen wollte, würde er zuerst versuchen, mit ihm zu reden. So, wie Hans Multscher vorgeschlagen hatte.
    Es musste ihm nur irgendwie gelingen, so nah an ihn heranzukommen, dass dieser nicht gleich Lunte roch. Er stemmte die Schulter gegen das Holz und wuchtete gemeinsam mit dem Lehrling auch das zweite Fass auf die Ladefläche. Als er wieder zu Atem gekommen war, tastete er nach dem

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