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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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wieder auf seiner Burg.« Der Anwalt fuchtelte mit der Hand nach Osten.
    »Im Nirgendwo.« Der Verdacht verhärtete sich. Sollte sich der Bursche auf einen Kuhhandel eingelassen haben? Oder steckte mehr hinter seinem Verschwinden? Ulrich beschloss, ein paar Nachforschungen anzustellen. Nachdem er sich von dem Prokurator verabschiedet hatte, begab er sich zum Stadthaus des Katzensteiner Ritters, dessen Läden allesamt verschlossen waren. Erst nach mehrmaligem Hämmern wurde das Tor von einem alten Mann geöffnet, der Ulrich aus geröteten Augen anblinzelte. »Ich suche deinen Herrn, Johann von Katzenstein«, herrschte Ulrich den Alten an. Und dieser entblößte zwei lückenhafte Zahnreihen. »Hier ist niemand«, schnarrte er und rieb sich mit einer knotigen Hand die Augen.
    »Alle sind fort.« Er stieß ein meckerndes Lachen aus. »Sogar der Junge hat sich in Luft aufgelöst.«
    »Was?«, fragte Ulrich ungläubig. »Welcher Junge?«
    Eine halbe Stunde später glaubte er zu wissen, was geschehen war. Zuerst hatte der Greis scheinbar unzusammenhängendes Zeug gebrabbelt. Doch dann hatte Ulrich schließlich begriffen, dass noch an demselben Abend, an dem ein junger Mann zum Essen eingeladen war, der Hausherr, seine Mutter und seine Tochter die Stadt in einem geschlossenen Wagen verlassen hatten. Der Alte selbst hatte den Befehl erhalten, das Gesinde zu entlassen und das Haus zu verschließen. Auch wenn Ulrich wütend auf den Bengel war, weil er sein Eisen offenbar in zwei Feuern hatte schmieden wollen, war ihm klar, was das bedeutete: Der Kläger, Johann von Katzenstein, musste ebenfalls erfahren haben, dass es nicht gut stand um seine Sache. Daher hatte er Utz eingeladen, um die Angelegenheit zu besprechen – ein Gespräch, das offensichtlich nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen war. Was er getan hatte, war aus seiner Sicht das einzig Vernünftige. Auch Ulrich hätte so gehandelt. Allerdings hatte Johann von Katzenstein mit diesem Zug in ein Wespennest gestochen. Ulrich bleckte die Zähne. Ein Wespennest, von dem er noch nichts wusste! Er trabte zurück zur Krone , um seine Sachen für die Reise nach Geislingen zu packen. Da der Bursche nun wohl noch mehr auf seine Hilfe angewiesen war als vorher, würde er dafür sorgen, dass er in absentia in die Adelsgesellschaft aufgenommen würde. Und dann würde Johann von Katzenstein bereuen, dass er Ulrich bei dem Turnier bezwungen hatte!

Kapitel 58
Albanien, ein Schlachtfeld, November 1447
    Regen peitschte über das mit Leichen übersäte Schlachtfeld.
    Die Welle des Zorns, auf der Vlad zu Beginn des Gefechts geritten war, ebbte allmählich ab und Erschöpfung setzte ein.
    Seit Tagen wogte der erbitterte Kampf bereits hin und her, doch die Verluste der Albaner waren weitaus höher als die der Osmanen. Nach den Gewaltritten von Edirne zurück ins Land der Skipetaren war Vlad kaum zur Ruhe gekommen, da Sultan Murad verschärfte Angriffe befohlen hatte. Doch er war beinahe froh über die Schmerzen, die in seinen Muskeln tobten.
    Das Blut Hunderter Erschlagener vermischte sich mit dem Regen und verwandelte den Boden in einen Sumpf. Der Ort, an dem die Anhänger Georg Kastriotas auf die Osmanen gestoßen waren, lag in der Nähe des Ohridsees, der bald über die Ufer treten würde. Wie seine Mitstreiter metzelte auch Vlad jeden nieder, der ihm in die Quere kam – doch dieses Mal nagte kein Schuldgefühl an ihm. Als der Feind kurz vor Einbruch der Dunkelheit zum Rückzug blies, zitterte er zwar vor Erschöpfung, aber sein Kampfesdurst war immer noch nicht gestillt. Seit seiner Rückkehr nach Albanien wütete er genauso brutal unter den Einheimischen wie die anderen Akıncı, die ihn inzwischen als großen Krieger verehrten. Mehr als zweihundert Feinde hatte der junge Walache in den letzten Wochen erschlagen – und kein einziger tat ihm mehr leid. Den Berichten der osmanischen Spione zufolge, plante Georg Kastriota, ein Bündnis mit Johann Hunyadi einzugehen. Das machte ihn zu Vlads persönlichem Feind, denn schließlich befand sich der ungarische Feldherr im Krieg mit seinem Vater.
    Zwar hatte er gehofft, dass Sultan Murad ihm erlauben würde, die Reihen seines Vaters zu verstärken. Aber dieser hatte es vorgezogen, den jungen Walachen zurück in das Grenzgebiet der Mokraberge zu schicken. Vlad versuchte, diesen Befehl als Zeichen des Vertrauens zu bewerten, auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte, als seinem Vater im Kampf beistehen zu können. Es war nahezu sicher,

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