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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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nicht tat, was man von ihm verlangte, würde seine Seele für immer verflucht! Je schneller die Ehe vollzogen wurde, desto schneller würde die fürchterliche alte Frau aus dem Raum verschwinden! Er legte sich neben seine Gemahlin. Und sobald er die zwar kalte, aber unglaublich weiche Haut ihrer Oberschenkel an seinem Bein spürte, regte sich seine Männlichkeit.
    Er öffnete die Augen lange genug, um einen Blick auf ihre Brüste zu erhaschen, die sie vorher schamhaft mit der Hand bedeckt hatte. Die Erregung, die ihm unvermittelt durch die Adern schoss, vertrieb den letzten Rest an Widerwillen.
    ****
    Bemüht, ihr Weinen zu verbergen, wandte Sophia Utz den Rücken zu und vergrub das Gesicht in den Kissen. Zwar klang der pochende Schmerz in ihrem Unterleib allmählich ab, aber Scham und Demütigung brannten ein Loch in ihr Herz. Sobald ihr Gemahl heftig atmend von ihr geglitten war, hatte sich Helwig wie ein Habicht auf das blutige Laken gestürzt, es an sich gerissen und mit dem Pater die Kammer verlassen. Seitdem lagen sie schweigend da, und Sophia kämpfte vergeblich gegen die Tränen. Die Anziehung, die Utz in Ulm auf sie ausgeübt hatte, war verpufft, sobald Helwig ihr gesagt hatte, was in der Hochzeitsnacht geschehen würde. Und es war noch schrecklicher gewesen, als sie es sich in ihren schlimmsten Träumen ausgemalt hatte! Eine Gänsehaut breitete sich über ihre Arme und Beine aus. Vorsichtig zog sie an der Decke. Auf keinen Fall wollte sie seine Aufmerksamkeit unnötig auf sich lenken und damit Gefahr laufen, das eben Beendete wiederholen zu müssen. Sie erschauerte. War es das einzige Mal, dass sie diesen entwürdigenden Akt vollziehen mussten? Warum nur hatte niemand sie vor diesem Teil des Ehelebens gewarnt?
    Denn dann hätte sie ihren Vater schon vor Jahren gebeten, in ein Kloster eintreten zu dürfen! Was, wenn Utz es öfter tun wollte? Zwar schien es ihm ebenfalls Schmerzen bereitet zu haben – das nahm sie wenigstens an, hatte er doch gestöhnt wie ein Gemarterter; aber was, wenn dies die Sühne für die Sündhaftigkeit Evas war, die in regelmäßigem Abstand wiederholt werden musste? Die Gänsehaut breitete sich weiter aus, sodass sie ein Zähneklappern schließlich nicht mehr verhindern konnte. Obschon sie alles daransetzte, keinen Laut von sich zu geben, spürte sie irgendwann Utz’ Hand auf ihrer Schulter. »Ist dir kalt?«, fragte er sanft. Und als Sophia erstarrte, setzte er hinzu: »Es tut mir leid, wenn ich dir wehgetan habe.« Sein Ton war hilflos, und er zog die Hand wieder zurück. »Aber wenn wir uns geweigert hätten, die Ehe zu vollziehen …« Er ließ den Satz unbeendet. Eine Zeit lang war das Geräusch ihres Atems das Einzige, was in ihrem Gemach zu hören war. Dann raschelte Stoff. Utz hatte sich aufgesetzt und mit dem Rücken an das hölzerne Kopfende gelehnt.
    Trotz der Dunkelheit konnte Sophia seine Umrisse ausmachen, als sie es wagte, den Kopf ein wenig zu drehen und unter halb geschlossenen Lidern zu ihm aufzublicken. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schien an den Himmel ihres Bettes zu starren. Sein Haar war zerzaust und stand wirr von seinem Kopf ab. Während sie sich behutsam so weit zur Bettkante schob wie möglich, fragte sie sich, warum ihr Vater nicht verhindert hatte, dass Helwig ihr diese Ehe antat. Hatte er in Ulm nicht versprochen, dass alles gut werden würde?
    Hatte er nicht fest vorgehabt, Helwig die Stirn zu bieten? Sie zog die Decke bis an ihre Nasenspitze und streckte die Beine aus, um den größtmöglichen Abstand zu ihrem Gatten zu wahren. Irgendwann spürte sie, wie sich die Matratze bewegte und hörte Holz knarren. Dann verriet das Geräusch nackter Fußsohlen auf den Dielen, dass Utz aufgestanden war. Wenig später quietschte die Türklinke. Offenbar versuchte Utz, die Tür zu öffnen, doch der Fluch, den er kurz darauf ausstieß, machte klar, dass dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt war.
    »Verfluchte Scheiße!«, hörte Sophia ihn schimpfen. Als er daraufhin zurück ins Bett kroch, hielt sie den Atem an, da sie seine Wut spürte. Während sich ihr Zittern wieder verstärkte, presste sie die Lider aufeinander und gab vor, eingeschlafen zu sein. Lieber Gott, dachte sie, lass mich sterben!

Kapitel 57
Ulm, vor einem Stadthaus, November 1447
    Allmählich fürchtete der Graf Ulrich von Helfenstein, dass der Katzensteiner Kaufmannslümmel ihn über den Löffel barbiert hatte. Sechs Wochen waren inzwischen seit ihrem Treffen in der Herberge

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