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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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»Aber, glaubt Ihr denn, dass die Zeugen die Wahrheit gesagt haben? Sie schien so …« Ihre Stimme erstarb, als Johann sich erhob und drohend auf sie zutrat. »Habe ich dir nicht schon beim letzten Mal gesagt, dass du dich nicht für diese Leute zu interessieren hast?«, grollte er. »Und schon gar nicht jetzt, wo dieses Weib den Namen von Katzenstein für immer befleckt hat!«
    Sein gespielter Zorn klang lahm in seinen eigenen Ohren, doch er verfehlte seine Wirkung nicht. Beschämt senkte seine Tochter den Kopf, murmelte allerdings nach einigen Augenblicken: »Aber sie gehören doch zu unserer Familie.« Das trockene Lachen seiner Mutter kam seiner Erwiderung zuvor.
    »Das ist nicht unsere Familie«, sagte sie schneidend. »Dieses Gesindel ist der Spross eines Bastards!« Sie schnaubte verächtlich. »Und was sollte schon anderes geschehen, wenn man von einem Mann abstammt, der in Sünde gezeugt worden ist?« »In Sünde?«, fragte Sophia unsicher und Helwig verzog den Mund. »Ihr Niedergang ist eine Strafe Gottes«, setzte sie hinzu und bedeutete der Magd, die den Raum betreten hatte, das Essen auf dem Tisch abzustellen. »Eine Hexe und ein Dieb, das ist es, was sie sind! Und Gott wird dafür sorgen, dass ihr Unrecht keine weiteren Früchte mehr trägt!« Johann verkniff sich nur mühsam ein Husten. Gott?! Als ob Gott etwas mit dem Unglück der beiden jungen Katzensteiner zu tun hätte! Laut sagte er: »Du solltest das alles so schnell wie möglich vergessen und dein hübsches Köpfchen besser mit anderen Dingen beschäftigen.« Er warf Helwig einen Blick zu, den Sophia nicht zu deuten vermochte. »Iss etwas, vielleicht kann dich dann eine der Mägde zu einem Schneider begleiten. Du kannst dir ein neues Kleid anfertigen lassen.« Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt. Er griff nach einem der Weinkelche und nahm einen tiefen Schluck von dem würzigen, heißen Getränk. Sobald das Mahl beendet war, gestattete er seiner Tochter, sich zu erheben. Als Sophia kurz darauf durch die Tür verschwand, lehnte er sich seufzend zurück.
    ****
    »Du hättest ihr die Neugier austreiben sollen, als es noch etwas genützt hat«, hörte Sophia ihre Großmutter sagen, sobald sie das Ohr von außen an die Tür presste. »Es ziemt sich nicht für ein junges Ding, Älteren zu widersprechen. Wie, bei allen Heiligen, denkst du, soll sie jemals einen Ehemann finden, wenn sie derart widerspenstig ist?« Sophia spürte, wie ihr Erregung in die Wangen stieg, aber die Antwort ihres Vaters vertrieb die Hitze so schnell, wie sie gekommen war.
    »Das ausgerechnet aus deinem Munde«, prustete er. » Ich hatte einen Gatten!«, versetzte Helwig bissig. »Ja«, erwiderte Johann trocken, »aber leider habe ich meinen Vater niemals kennengelernt.« Sein Tonfall änderte sich, als er zu dem eigentlichen Thema zurückkehrte. »Lass Sophia in Ruhe«, knurrte er. »Es gibt Wichtigeres zu besprechen. Ich weiß, dass du bei der Verurteilung des Mädchens die Hände im Spiel hattest. Mich wundert, dass es nicht dem halben Ratssaal aufgefallen ist, was für Blicke dieser Bader dir zugeworfen hat.«
    Ein kurzes Lachen unterbrach ihn, aber er fuhr unbeirrt fort.
    »Hast du dafür gesorgt, dass er gegen sie aussagt, um leichter an das Geld ihres Bruders zu kommen?« Eine kurze Pause folgte, ehe er weitersprach. »Denkst du tatsächlich, dass das Stadtgericht sich bei seiner Entscheidung über die wahren Besitzverhältnisse beeinflussen lässt, nur weil die Tochter des Kaufmanns als Hexe verurteilt worden ist?« Ein Stuhlbein kratzte über den Dielenboden und Sophia spannte die Muskeln, um fliehen zu können, falls sich jemand der Tür nähern sollte. Aber die erwarteten Schritte blieben aus. Stattdessen vernahm sie Helwigs Stimme: »Was denkst du, warum ich ausgerechnet jetzt, nach über zwanzig Jahren, das Transsumpt einklage?«, fragte sie scharf. »Glaubst du wirklich ich hätte es vergessen ?« Sie lachte freudlos. »Du solltest doch wissen, wie sinnlos es ist, gegen einen Feind anzureiten, dessen Streitmacht der deinen überlegen ist«, sagte sie. »All die Jahre habe ich auf eine Gelegenheit gewartet, und jetzt ist sie endlich gekommen.«
    Sophia malte sich aus, wie Helwig die Hände in die ausladenden Hüften stemmte. »Der Feind ist geschwächt. Die Glaubwürdigkeit dieses Gesindels wird unter der Verurteilung des Mädchens leiden. Endlich besteht die Möglichkeit, dass das Gericht meine Forderung ernsthaft prüft.« Sie machte eine Pause.

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