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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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mehr zu. Sie wollte gerade der Versuchung nachgeben, sich entkräftet auf den Boden fallen zu lassen, als von links, scheinbar aus dem Nichts, einige zerlumpte Gestalten auftauchten. Zielsicher näherten sie sich ihrem Standpunkt. Und die Bedrohung, die von ihnen ausging, war so greifbar, dass die plötzliche Furcht, die Zehra bei ihrem Anblick in die Glieder fuhr, die Schwermut vertrieb wie ein Sturm die Wolken am Himmel. Hastig schluckte sie die Tränen, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und machte, dass sie weiterkam. Kalte Angst stieg in ihr auf, als sie auf unsicheren Beinen vor der Gefahr floh. Sie musste so schnell wie möglich tun, was Utz ihr geraten hatte, wenn sie nicht das Opfer von Strauchdieben oder anderen landschändlichen Leuten werden wollte. Sie sah sich verzweifelt um. Aber wie sollte sie nur von hier aus auf die andere Seite der Donau kommen, wo die Koppeln ihres Vaters lagen? Da die zwielichtigen Gestalten den Abstand immer mehr verringerten, raffte sie mit einem furchtsamen Laut die Röcke, beschleunigte die Schritte weiter und rannte so schnell sie konnte nach Osten. Dort, hinter der Landwehr war das breite Band des Flusses zu erkennen, den es zu überschreiten galt. Deutlich zeichnete sich ein gewaltiges Mühlrad vom Himmel ab, der sich von Westen her allmählich rot einfärbte. Bald würde die Nacht hereinbrechen! Wenn es ihr bis dahin nicht gelungen war, den Unterstand zu erreichen, war sie all dem Gesindel, das vor der Stadt sein Unwesen trieb, schutzlos ausgeliefert. Während sie sich immer und immer wieder umsah, biss sie die Zähne aufeinander, ignorierte das Feuer, das ihren Rücken zu verbrennen schien, und taumelte weiter auf die Mühle zu, die von zwei riesigen Kötern bewacht wurde. Eine Schicht aus gefrorenem Schnee knirschte unter ihren Sohlen. Mehr als einmal versank sie bis zum Knöchel in einem der vielen Schlaglöcher. Als sie das Gebäude schon fast erreicht hatte, rutschte sie auf einer Eisplatte aus und schlug der Länge nach hin. Etwas bohrte sich schmerzhaft in ihre Rippen. Zuerst dachte sie, es handle sich um einen Stein. Aber als sie die Stelle betastete, fanden ihre Finger einen Gegenstand im Stoff der Heuke, der ihr vorher noch nicht aufgefallen war. Während sich ihr Herzschlag noch mehr beschleunigte, nestelte sie fahrig am Futter des Mantels herum, bis sich ihre Hand um etwas Metallenes schloss. Ein Dolch!
    Utz hatte ihr ein Messer zugespielt! Mit einem erleichterten Schluchzen befreite sie die Waffe aus ihrer Scheide und umklammerte sie mit der Rechten. Wer auch immer ihr zu nahe kam, würde es bereuen!
    Sie rappelte sich wieder auf, stieß jedoch ein Keuchen aus, als sie mit dem linken Fuß auftrat. Ein stechender Schmerz schoss von ihrem Knöchel in ihr Schienbein. Um ein Haar wäre sie wieder weggeknickt, da sie sich offenbar bei dem Sturz verletzt hatte. Tiefe Stimmen und das Knacken von Unterholz verrieten ihr jedoch, dass die Männer ihr nach wie vor auf den Fersen waren. Sie angelte nach einem dicken Stock.
    Mit fest aufeinandergepressten Lippen – den Stock als Krücke – humpelte sie weiter auf die Ansammlung kleiner Gebäude zu, die um das Mühlrad verstreut dalagen. Gott sei Dank, waren die Hunde an der Kette, sodass sie sich gefahrlos an ihnen vorbeidrücken konnte. Als die Böschung des Flusses in Sicht kam, hätte sie trotz aller Schmerzen beinahe lauthals gejubelt. Keine zwanzig Schritt vor ihr spannte sich eine schmale Viehbrücke über die Donau, auf der sie ohne Schwierigkeiten das andere Ufer erreichen konnte. Furchtsam blickte sie sich erneut um und stieß einen Schrei aus, als sie – keinen Steinwurf hinter sich – eine schmutzige Fratze mit einem verfilzten Bart entdeckte. Sie zückte den Dolch und machte im selben Moment drei weitere Kerle aus, die sich ihr wie ein Rudel Wölfe näherten. Panik stieg in ihr auf, als sie erkannte, dass sie ihr den Weg abschneiden und sie einkreisen wollten. Ihr Herz hämmerte schmerzhaft gegen ihre Rippen.
    Sie umklammerte den Dolch so heftig, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Dann ließ sie den Stock los, der ihr als Krücke gedient hatte. Rückwärts humpelnd näherte sie sich der Viehbrücke und tastete sich an einem gespannten Seil hinauf, welches offenbar den Hirten als Halt diente, wenn die schmale Holzplanke nass und schlüpfrig war. »Lasst mich in Ruhe!«, rief sie, als die Männer Anstalten machten, ihr zu folgen.
    »Wenn ihr mir zu nahe kommt …« Ihre Stimme verlor sich

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