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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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unschlüssig vor einem der Arkadenfenster zum Stehen. Es wäre gewiss besser, so schnell wie möglich zu den Ställen zurückzukehren und irgendwann später den Ağa darum zu bitten, seinem Bruder einen Besuch abstatten zu dürfen. Da der Kommandant mit seinen Leistungen zufrieden zu sein schien, würde er ihm diese Bitte vermutlich nicht abschlagen. Er wollte gerade kehrtmachen, als auf dem Rasen unter ihm eine Reihe weiß gekleideter Knaben erschien, die sich schweigend im Gras niederließen. Sein Blick fiel auf den dunklen Schopf eines zierlichen Knaben. Als er seinen Bruder erkannte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. War es ein Wink des Schicksals, dass die Jungen ausgerechnet jetzt auftauchten? Etwas kleiner als die anderen, wirkte Radu beinahe mädchenhaft, wie er mit verschränkten Armen und leicht schief gelegtem Kopf verfolgte, was der Eunuch ihnen erklärte. Auch wenn Vlad die Augen seines Bruders von seinem Standpunkt aus nicht sehen konnte, hatte er den Eindruck, dass der Knabe nicht mehr so teilnahmslos war wie die Wochen zuvor. Während die Jungen den Anweisungen ihres Ringlehrers folgten und sich in Zweiergruppen auf dem Platz verteilten, beobachtete Vlad jede von Radus Bewegungen mit liebevollem Blick. Als sein Bruder einen größeren und schwereren Gegner mit einem Schulterwurf ins Gras beförderte, hätte er beinahe Beifall geklatscht.
    Lange Zeit stand er in den Anblick der Ringer versunken am Fenster und sah den kindlichen Bemühungen zu. Irgendwann jedoch – es musste wohl eine Stunde verstrichen sein – ließ ihn plötzlich ein Brüllen auffahren, das wie das eines tollwütigen Stieres klang. Auch die Knaben auf dem Rasen schraken sichtlich zusammen, da dem Schrei kurz darauf das Klirren von Waffen folgte. Innerhalb weniger Wimpernschläge löste sich die Disziplin der Schüler in Wohlgefallen auf. Kaum zeigte einer von ihnen mit einem furchtsamen Ausruf in Richtung Hof, stoben sie in alle Richtungen davon. »Bleibt hier!«, zeterte der Eunuch und packte zwei der Fliehenden am Kragen. »Der Unterricht ist noch nicht zu Ende.« Er verstummte, als ein halbes Dutzend Wachen auftauchte, das einen Großteil der Jungen mit gebleckten Krummschwertern zurück in den Garten trieb. Hinter ihnen – das Gesicht eine Maske des Zorns – trat Prinz Mehmet in Vlads Blickfeld. Seine rundlichen Wangen waren feuerrot, und in der Hand hielt er etwas, das Vlad zuerst nicht erkennen konnte. Als der Sohn des Sultans allerdings damit in der Luft herumfuchtelte und es schließlich vor die Füße der versammelten Schüler schleuderte, sah er, dass es sich um eine Gurke handelte. Was um alles in der Welt hatte dieser widerliche Mehmet ...? Das Geräusch dünner, auf dem Steinboden auftreffender Sohlen unterbrach den Gedanken und ließ ihn herumwirbeln. Seine Hand fuhr zu dem Krummschwert an seinem Gürtel. Doch sobald er sah, wer sich ihm da in großer Eile näherte, trat für einen kaum wahrnehmbaren Moment Erleichterung an die Stelle der Abscheu.
    Diese überkam ihn so unvermittelt, dass ihm flau im Magen wurde. Gefolgt von fünf weiteren Knaben, die sich immer wieder kopflos umsahen, rannte Radu so schnell er konnte den Korridor entlang. Als sie die Gestalt am Fenster erblickten, wollten die Jungen kehrtmachen, aber Vlad hob die Hände und rief: »Radu, ich bin es!« Zuerst schien sein Bruder nicht zu begreifen. Aber als Vlad wiederholte, was er gesagt hatte, flog er auf ihn zu und klammerte sich wie ein Ertrinkender an ihn. »Vlad«, flüsterte er, derweil sich auch die anderen Kinder um den Älteren drängten. »Hilf uns.« Obgleich der Hass immer noch in Vlad kochte, hätte er beinahe geweint. Radu sprach wieder! Er presste den zitternden Körper seines Bruders an sich, während in dem Garten unter ihnen die Hölle losbrach.
    »Ich frage euch nur noch einmal«, keifte der Prinz und deutete auf die Gurke im Gras. »Wer von euch hat Gurken aus meinem Garten gestohlen?« Die verängstigten Kinder versuchten, vor dem Rasenden zurückzuweichen, aber eine Wand aus erbarmungslosen Soldaten versperrte ihnen den Fluchtweg. Mehmets Miene verhärtete sich. »Nun denn«, presste er zwischen den Zähnen hervor, »wenn der Schuldige nicht gestehen will, muss ich eben nachsehen!« Mit einer blitzschnellen Bewegung zog er sein Krummschwert, packte einen der Knaben beim Kragen und trieb ihm die Klinge in den Leib. Ungerührt von dem Gebrüll seines Opfers, schlitzte er diesem den Bauch auf, stocherte mit der Waffe in

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