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Der Teufelsfürst

Der Teufelsfürst

Titel: Der Teufelsfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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seinen Eingeweiden herum und stieß es schließlich von sich. Dann schnappte er sich den nächsten in der Reihe und verfuhr mit diesem genauso. Die Schreie, welche die Kinder ausstießen, waren so entsetzlich, dass Vlad das Blut in den Adern gefror.
    Verzweifelt versuchten die Pagen, sich an den Soldaten vorbeizudrängen und die Flucht vor dem tobenden Prinzen zu ergreifen. Allerdings ohne Erfolg. Alles ging so schnell vonstatten, dass sich bereits sieben Knaben am Boden wanden, bis schließlich einer der Jungen nach vorne taumelte und sich vor Mehmet zu Boden warf. »Bitte Herr, haltet ein«, flehte der Junge. »Ich war es.« Er kroch über den blutgetränkten Rasen auf Mehmet zu, griff nach dessen Gewand und küsste den Saum. »Bitte vergebt mir, Herr«, weinte er. Einige Augenblicke sah der Prinz lediglich auf ihn hinab, als handle es sich um einen Haufen Kot. Dann trat er von dem Pagen zurück und bedeutete zwei Bewaffneten, ihn aufzurichten. Als der Junge zitternd und bebend in deren Griff hing, fragte Prinz Mehmet zuckersüß: »Denkst du, dass ich jetzt, wo ich weiß, dass du der Dieb bist, nicht mehr nachsehen muss?« Der Knabe senkte den Kopf, da er wusste, was ihm bevorstand. »Antworte!«, herrschte Mehmet ihn an. »Vergebt mir, Herr«, war alles, was der Junge hervorbrachte, ehe Mehmets Klinge vorschoss und sich auch in seine Eingeweide grub. Als der Page den Mund zu einem Schrei öffnete, schnellte Mehmets andere Hand nach vorn und griff nach der Zunge des Diebes. So schnell, dass das Auge kaum folgen konnte, ließ er den Griff seines Schwertes fahren, zückte einen Dolch und schnitt dem Pagen die Zunge aus dem Mund.
    Obwohl Vlad seit dem ersten ernsthaften Kampf, in den sein Vater ihn mitgenommen hatte, mit Blut und Tod vertraut war, bereitete ihm das Schlachten zu seinen Füßen Übelkeit.
    Froh darüber, Radus Gesicht an seine Brust gedrückt zu haben, bugsierte er die Kinder zurück in den Korridor und trieb sie zur Eile an. »Schnell!«, flüsterte er. »Es darf niemand merken, dass ihr euch unerlaubt entfernt habt.« Wie im Traum stolperten die totenblassen Knaben ihm hinterher und ließen sich von ihm in einen Raum schieben, in dem Unterrichtsmaterialien aufbewahrt wurden. »Verbergt euch hier, bis der Eunuch und die anderen zurückkommen«, sagte Vlad atemlos und widerstand der Versuchung, Radu mit sich zu nehmen und in seiner neuen Unterkunft zu verstecken. »Zeigt euch erst, wenn die Gefahr gebannt ist«, warnte er. »Das Schlimmste, das euch dann passieren kann, ist eine Tracht Prügel.« Mit einem letzten Blick auf seinen kleinen Bruder ließ er die Kinder schweren Herzens allein, da die Gefahr ebenfalls entdeckt zu werden mit jeder Minute zunahm. Auf leisen Sohlen, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen, schlich er denselben Weg zurück, den er gekommen war. Erst, als er im westlichen Teil des Traktes angelangt war, der durch eine hohe Mauer von dem Übungsplatz getrennt war, wagte er es, die Schritte zu beschleunigen. Mit eingezogenem Kopf, den Blick auf den Boden geheftet, suchte er die Schatten der Küchengebäude und atmete erst auf, als er die Dächer der Stallungen vor sich sah. Nicht erpicht darauf, dem obersten Stallmeister in die Arme zu laufen, machte er einen Bogen um das Hauptstallgebäude, in dem die Pferde des Sultans untergebracht waren, und suchte nach seinem Çokadar. Es schien angeraten, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Was auch immer es war, das Mehmet derart in Rage versetzt hatte, es würde ganz gewiss Auswirkungen auf den Rest des Hofes haben. Keinen Augenblick glaubte Vlad, dass der Zorn des Prinzen tatsächlich etwas mit einer Gurke zu tun hatte. Viel eher vermutete er, dass es Probleme ganz anderer Art waren, die Mehmet so schnell zurück nach Edirne geführt hatten.

Kapitel 27
Ulm, Anfang April 1447
    Der Gründonnerstag begrüßte die Ulmer mit einem heftigen Regenguss. Obgleich seit zwei Wochen die Wärme des Frühlings in der Luft lag und inzwischen auch der letzte Schnee geschmolzen war, fror Sophia auf dem Weg zur Beichte. Nach wenigen Schritten waren sowohl ihre Heuke als auch das Leder ihrer Schuhe mit Wasser vollgesogen. Das warme Wolltuch auf ihrem Kopf schützte sie nur unzulänglich vor der Nässe. Missmutig trottete sie – in Begleitung zweier Männer ihres Vaters – auf das im Fackelschein abweisend wirkende Gotteshaus zu. Trotz der frühen Stunde standen die Gläubigen bereits vor den gewaltigen Toren Schlange. Da anscheinend weder ihr Vater

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