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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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immer sagte, so finster wie im Herzen eines Bankiers.
    Pechkiefern haben eine Menge Saft. So ein Stecken flackert und lodert und produziert genug Rauch, um ein mittelgroßes Pferd zu ersticken, aber er brennt nur langsam runter und auch nicht besonders hell. Es sah eher aus, als würde er das Licht stoßweise ausspucken, wodurch alle möglichen Schatten entstanden.
    Ich glaube, ich war wegen dieser Doc Savage-Geschichte etwas nervös. Diese Schatten schienen irgendwie Gestalt anzunehmen, auch wenn ich es besser wusste. Meine Nerven waren schon am Zerspringen, als ich plötzlich ein Geräusch hörte, das mich zu Tode erschreckte. Irgendetwas krachte durchs Unterholz, gefolgt von einem Bellen. Es war Roger. Seine Stimme hätte ich überall erkannt. Aber diese Art Bellen hatte ich noch nie gehört. Hinter
    was er auch herjagte, es war ihm neu. Und auch groß, dem Lärm der knacksenden Büsche nach zu urteilen.
    Das Krachen und Bellen kam näher und näher. Jeden Moment würden sie auf den Pfad treffen. Ich stieß die lodernde Pechfackel mitten in den Weg und versteckte mich hinter einem Amberbaum. Wenn Roger hinter einem essbaren Tier her war, würde ich es für unseren Kochtopf erlegen. Wenn ich Fleisch mit nach Hause brächte, hätte Mama auch bessere Laune.
    Das Krachen kam immer noch näher und wurde ständig lauter, aber Roger hatte aufgehört zu bellen. Ich kniete mich hin, setzte mein Gewehr an und machte es schussbereit. Auf dem Pfad war es immerhin so hell, dass ich das Vieh gut erkennen würde, wenn es aus der Deckung kam, und dann, falls nötig, abdrücken könnte. Vorausgesetzt natürlich, Roger war ihm nicht zu dicht auf den Fersen.
    Je näher es kam, desto fester war ich überzeugt, es müsse ein alter Waschbär sein, obwohl sich Rogers Waschbärengebell anders anhörte.
    Als ich sicher war, das Tier würde jeden Moment auftauchen, spannte ich den Hahn der .22er, und plötzlich brach etwas aus dem Unterholz.
    Für einen kurzen Moment sah ich in dem flackernden Fackellicht Roger. Er schien aus dem Unterholz geradezu herauszuexplodieren. Die Zunge hing ihm aus dem Maul wie eine nasse Socke, die Augen funkelten wild, er rannte so schnell, dass Vorder- und Hinterbeine beinahe zusammenschlugen.
    Roger hatte nichts gejagt. Etwas jagte ihn.
    Als er in die Schatten und das Unterholz auf meiner Seite des Pfads verschwand, kam das Ding, das ihn jagte, in Sicht, und noch bevor ich es sah, konnte ich es riechen. Es war ein Geruch wie drei Wochen alte Wäsche, tote Tiere und wütende Stinktiere. Eine Wand aus Gestank, so stark und dicht, dass man einen Nagel hätte reinschlagen können.
    Dann schoss es auf den Pfad. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick darauf, bevor seine Brust die Pechkiefer erwischte und sie kreiselnd und glimmend in den Dreck flog, aber ich wusste, wer diese riesige, dunkle, rotäugige Gestalt war.
    Es war der Keiler. Old Satan.
    Ich war so überrumpelt, dass ich das Gewehr vergaß. Als es mir wieder einfiel, war Old Satan bereits hinter Roger her ins Gebüsch gestampft und fort.
    Mein Herz schlug so heftig, dass ich fürchtete, die Knöpfe würden mir vom Hemd springen. Ich senkte den Hahn meiner .22er und ging den Pechstock suchen, den Old Satan niedergetrampelt hatte.
    Ich musste ein Zündholz anreißen, um ihn zu finden, doch als ich dann den Schmutz abgeschüttelt hatte, sah ich noch ein kleines Glimmen. Ich schwang den Stecken ein paar Mal durch die Luft, bis er wieder aufflammte, dann ging ich hinüber zu der Stelle, wo Roger und Old Satan die Büsche geteilt hatten, als hätte ein Barbier einen Scheitel gezogen.
    Die Dornenzweige und Ranken standen dort so dicht, dass einfach kein Durchkommen war. Wenn ich ihnen folgen wollte, blieb mir nur der Weg, den sie eingeschlagen hatten. Und ich musste aufpassen, dass meine Fackel das Gewirr nicht in Brand steckte. Denn dann wäre ich geliefert. Von der Hälfte der Auwälder des Sabine River ganz zu schweigen.
    Es gab nur den einen Weg. Ich sah mir den dornigen Tunnel genau an, dann legte ich die Pechfackel unter meinen Fuß und trat sie aus.



 Die .22er hielt ich fest umklammert, und so kroch ich vorwärts. Ranken, Dornenzweige und Gestrüpp klatschten gegen meine Haare und meine Kleider und verfingen sich darin, bis ich glaubte, schreien zu müssen. Mir kam es vor, als wäre ich in einer Höhle, so dunkel war es hier. Dauernd dachte ich: Was, wenn Old Satan beschließt, auf demselben Weg zurückzukommen? Jede Sekunde rechnete ich damit, dass

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