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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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ohne vorherige Ankündigung sterben könnte, und dann wäre das Mädchen nicht versorgt. Deshalb hatte er wohl ein bisschen übereilt nach einem Bräutigam für Melisande gesucht.
    Jedenfalls hatte es ihn beruhigt, als er mit seinem Nachbarn darüber einen Vertrag hatte abschließen können, dass dieser das Mädchen heiraten würde. Er hatte sich dabei nur nicht überlegt, dass die Gerüchte, die über den Lord in Umlauf waren, das Mädchen erreichen und verunsichern könnten. Vor allem aber hatte er nicht geglaubt, dass jemand die Umstände nicht verstand, die dazu geführt hatten, dass der junge Thorn so reagiert hatte, wie er es eben getan hatte.
    Manches Mal musste man den Schmerz, der einem zugefügt wurde, eben auslöschen, indem man dafür Rache nahm. Edgar hatte schon lange genug gelebt, um das verstehen zu können. Auge um Auge, Zahn um Zahn war nicht immer genug. Aber wer die Geschichte nicht kannte, von dem konnte man nicht wirklich verlangen, dass er alle Beweggründe verstand.
    Edgar befand sich in einer äußerst schwierigen Situation, weil die Kleine weggelaufen war. Was konnte er tun, um ihr ihre Ängste zu nehmen? Würde eine Erklärung ausreichen oder musste er vielleicht versuchen die Vereinbarung wieder zu lösen?
    Er wusste nicht, ob er das, was sie ängstigte, wirklich ausmerzen konnte. Würde sie die Beweggründe verstehen, die Nikolas dazu gebracht hatten, seine Gegner so unbarmherzig zu jagen und ihnen ein solch unrühmliches Ende zu bereiten? Noch weniger wusste er, ob er den einmal eingegangenen Vertrag wieder lösen konnte. Die Aussicht, das Mädchen im Falle seines Ablebens unversorgt zurückzulassen, stand dieser Frage gegenüber.
    Noch hatte er nicht versucht, ein Gespräch mit seinem Mündel herbeizuführen, da ihn das in die Situation bringen würde, Stellung zu beziehen, obwohl er sich bisher noch nicht entschieden hatte. Auch einer zu erwartenden Frage nach Anouk, ihrer Freundin, wollte Edgar aus dem Wege gehen.
    Er konnte nicht sagen, was mit der Dienerin passiert war, da es nicht einmal den geringsten Anhaltspunkt dafür gab, wo sie war oder was mit ihr passiert sein könnte. Eigentlich stand er vor der Aufgabe, erneut in die Kälte hinauszugehen und eine weitere Suche zu starten, da die Maid noch nicht gefunden worden war. Aber dafür konnte er seine alten Knochen einfach nicht motivieren.
    Er war also wenig begeistert davon, sich den Problemen seines Mündels zu stellen, ob sie nun direkt den weiteren Verlauf ihrer nahen Zukunft oder das Schicksal ihrer Dienerin betrafen. Solange er die Suche nach dieser Maid anführte, brauchte er sich aber wenigstens nicht den Fragen seiner Schutzbefohlenen stellen. Und so war die Sache für Edgar entschieden.
    Sein Entschluss stand also fest, seine alten Knochen auf eine weitere Suche zu schicken. Doch diese Entscheidung wurde dadurch vereitelt, dass sich ein Besucher ankündigte. Wenn Edgar sich jetzt auch noch mit Nikolas Lord Thorn auseinandersetzen müsste, wäre er ganz eindeutig überfordert. In seinem Alter war er einen ruhigeren Alltag gewohnt.
    „Ich hatte Euch gar nicht erwartet, Nikolas.“ Dieser überraschende - sonst gern gesehene - Besucher kam ihm jetzt wirklich nicht gelegen, doch das beruhte nur auf dem Gefühl der Überforderung, das ihm gerade zu schaffen machte.
    „Habe ich eine Verabredung mit Euch vergessen, mein Junge?“ Bei all den Problemen, die sich im Moment vor ihm auftürmten, war dies durchaus eine Möglichkeit. Außerdem vergaß er in letzter Zeit schon öfter mal das eine oder andere. Er machte selbst sein Alter dafür verantwortlich, obwohl es auch sein konnte, dass er seine Aufmerksamkeit einfach nur noch auf die wichtigen Dinge in seinem Leben lenkte. Was spielte es schon für eine Rolle, wo man etwas abgelegt hatte, wenn man irgendwann sowieso wieder darüber stolperte. Meist handelte es sich dabei um Dinge, die man nicht wirklich brauchte.
    In diesem Fall hatte das Erscheinen seines Besuchers aber nichts damit zu tun, dass er eine Verabredung vergessen hätte. Diese Sorge konnte ihm Nikolas daher mit wenigen Worten nehmen.
    „Aber nein, Mylord. Wir hatten keine Verabredung, und ich bedauere, wenn ich zu einem ungelegenen Zeitpunkt komme. Auch wenn es vermessen ist, so wollte ich Euch doch um Eure Unterstützung bitten. Ich brauche Eure Hilfe, Mylord.“ Nikolas wollte keine Zeit damit verlieren, den alten Herren mit den üblichen Anstandsfloskeln zu begrüßen. Selbst wenn man ihn deshalb für

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