Der teuflische Lord (German Edition)
bereits kannte. Sie hoffte auch, dass Nikolas klug genug wäre, ihre Bekanntschaft und wie sie zustande gekommen war, nicht zu erwähnen.
Wenn er ihr gemeinsames Geheimnis ausplauderte, würde er sich nur in Gefahr bringen. Was mit ihr selbst geschah war ihr egal, da sie so oder so dem Teufel von Thorn unterstehen würde, aber Nikolas sollte nicht auch noch darunter leiden, dass sie vergeblich versucht hatte, dieser Bestie zu entfliehen.
„Sir Nikolas.“ Melisandes leise Begrüßung war kaum zu verstehen, dafür sandte sie ihm einen flehenden Blick zu, der Nikolas vor Ärger zu einer Salzsäule erstarren ließ. Der kalte Ausdruck, mit dem er sie taxierte, sprach deutlich davon, dass er ihr ihre Komödie nicht verzeihen würde.
Lord de Brugh bemerkte von diesem stummen Blickwechsel nichts. Vielleicht einfach deshalb, weil er schon überlegte, wie er sich weiter den Fragen seines Mündels entziehen konnte. Dass sein Nachbar ihn gerade jetzt besuchte hielt er plötzlich für eine Fügung des Schicksals. So konnte er dessen Probleme vorschieben, um Melisande abzuwimmeln.
„Wie war das jetzt gleich, Nikolas? Ihr braucht meine Hilfe, um jemanden zu finden?“, nahm er das unterbrochene Gespräch wieder auf.
Melisandes Atmung setzte einen Moment aus. Der Recke konnte nicht nach ihr suchen! Wenn er erwähnte, dass ihm eine Nonne abhanden gekommen war, dann waren sie beide in Schwierigkeiten. Da sie jetzt gerade vor ihm stand, würde er doch nicht erwähnen, dass er sie gesucht hatte?
„In der Tat“, gab Nikolas zurück, ohne den Blick von der erschrockenen Maid zu nehmen, die ihn stumm anflehte. Und für einen Augenblick überlegte er wirklich, ob er ihr ihre Lügen damit vergelten sollte, dass er ihr Verhalten vor de Brugh offenlegte. Doch die einzige Strafe, die er sich im Augenblick erlaubte, war, sie damit zu quälen, dass er seine Antwort noch ein bisschen länger nicht eindeutig werden ließ.
„Ich suche wirklich jemanden, und ich bin mir sicher, dass Ihr mir dabei helfen könnt, Mylord. Ich war unterwegs auf der Jagd und scheine mich dabei ein wenig übernommen zu haben. Ein Fieber hat mich in der letzten Nacht niedergestreckt. Und da Eure Burg näher an meiner Jagdhütte liegt als meine eigene, wollte ich Euch bitten, ob Ihr mir damit helfen könntet, dass ich Euren Heilkundigen aufsuche.“
Melisande fiel ein Stein vom Herzen. Sie formte ein lautloses Danke, das der Recke jedoch nur mit einem grimmigen Blick zur Kenntnis nahm. Dabei überlegte er fieberhaft. Was hatte sie davon, ihr kleines Abenteuer zu verschleiern, wenn sie doch diejenige war, die ihn zum Manne nehmen musste? Hatte er hier etwas falsch verstanden? Hatte der Lord de Brugh noch eine andere Maid unter seinem Schutz, und das hier war gar nicht seine Braut? Dann war es natürlich verständlich, dass sie nicht mit ihm in Zusammenhang gebracht werden wollte.
„Liebe Güte, Junge. Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Wenn Ihr krank seid, dann werde ich sofort dafür sorgen, dass man Euch Hilfe angedeihen lässt. Vergesst die Jagd, bleibt hier und kuriert Euch erst einmal aus! Das Wild wird sich kaum in den nächsten Tagen aus Eurem Jagdgebiet zurückziehen.“ Mit Freuden nahm sich Edgar dieses Problems an.
Während er nach einem Diener rief, dem er seine Anweisungen geben konnte, nahm Melisande die Gelegenheit wahr, dem Recken ein paar Worte zuzuflüstern.
„Bitte verratet nichts, Nikolas! Wenn der Teufel von Thorn hört, dass ich versucht habe wegzulaufen und Ihr mir geholfen habt, könnte das böse für Euch ausgehen.“
Nikolas war von dieser Erklärung wenig begeistert. Sein Mund verzog sich abfällig nach unten, und es sah nicht so aus, als ob er sich von dieser Begründung beeindruckt zeigte. Ganz im Gegenteil, die Worte der Maid beleidigten ihn.
„Das glaube ich kaum, Mylady. Ich habe nämlich nicht versucht jemanden hinters Licht zu führen.“
Er nahm ihr ihre Täuschung übel. Dass sie sich als Nonne verkleidet hatte und nicht eingestanden hatte, dass sie eigentlich ein Edelfräulein war.
„Bitte, Nikolas!“, flehte Melisande mit einem ängstlichen Blick auf ihren Oheim, der wohl bald damit fertig sein würde, seine Befehle an einen Bediensteten weiterzugeben.
„Ich möchte nicht, dass Ihr meinetwegen in Schwierigkeiten geratet. Bitte, Nikolas bewahrt Stillschweigen! Wenn man Euch in Eurem angeschlagenem Zustand für meinen Fehler zur Verantwortung ziehen will, könnt Ihr nichts dagegensetzen!“
„Sorgt Ihr
Weitere Kostenlose Bücher