Der teuflische Lord (German Edition)
nicht zu?“ Die Frage triefte geradezu von Ironie oder vielleicht auch von echtem Ärger.
„Ihr habt Euch mir nur mit Eurem Vornamen vorgestellt.“ Melisande wollte dem Vorwurf ruhig und diplomatisch entgegentreten. Sie wollte den Mann nicht noch zusätzlich erzürnen, da sie verstehen konnte, warum er über sie verärgert war. Kein Mensch mochte es, so hinters Licht geführt zu werden, wie sie es unabsichtlich mit dem Mann gemacht hatte, der sich jetzt als ihr Bräutigam entpuppt hatte. Auch wenn sie diese Tatsache nicht gewusst hatte, nahm er ihr ihre Komödie doch mehr übel als sie gedacht hätte.
„Wie nachlässig von mir.“ Auch das klang nicht sehr vielversprechend. Sich jedes Wort genau zu überlegen war erst einmal das Gebot der Stunde. Wenn sie auf eine direkte Anrede verzichtete, würde ihn dieser Punkt schon einmal nicht mehr verärgern können.
„Ihr habt immer noch Fieber und braucht Ruhe, bitte lasst uns bei der Hütte Halt machen!“
Dieser Vorschlag wurde nicht nur ignoriert, der Ritter spannte auch seinen gesamten Körper sichtlich an. Seine Hände verkrampften sich um die Zügel, und es sah ganz so aus, als ob er sich dazu bereitmachte, auf einen unerwarteten Angriff zu reagieren. Melisande übersah geflissentlich, dass dieses Verhalten etwas mit ihrem Vorschlag zu tun haben könnte, und führte ihre Worte weiter aus.
„Ich kann die Hitze fühlen, die das Fieber in Eurem Körper verursacht. Ihr hättet Euch diesem anstrengenden Weg nicht aussetzen sollen. Ein Tag mehr hätte doch gar nichts ausgemacht.“
Ein erneutes Schnauben zeigte, dass der Ritter nicht gewillt war, auch nur einer ihrer Bemerkungen zuzustimmen. Warum das so war machte er mit seinen nächsten Worten sehr deutlich.
„Es wundert mich, dass Ihr mich um meiner Gesundheit willen zur Ruhe überreden wollt.“ Die Ironie war nicht zu überhören. „Wäre es für Euch nicht besser, mich anzuspornen, meine Kräfte zu überschätzen? Vielleicht hole ich mir auf diese Weise ja den Tod! Dann bleibt Euch das Problem erspart, Eurem zukünftigen Gatten aus dem Weg zu gehen.“
Melisande war schockiert, musste schlucken und gab denn mit ganz leiser Stimme eine Erwiderung ab. „Ich wünsche Euch nicht den Tod, Mylord!“
„Ach nein? Sehr ungezogen von mir und sehr nachlässig von Euch, nicht an diese praktische Art zu denken, einer unwillkommenen Verbindung zu entgehen.“
„Sich den Tod eines anderen Menschen zu wünschen ist weder besonders christlich noch eine wirkliche Lösung“, wehrte sich die Maid.
Ein bitteres Lachen deutete an, dass der Ritter in diesem Punkt mit ihr nicht einer Meinung war. Da er sich nicht nur auf Andeutungen verlassen wollte, ging er auch hier näher auf diese Aussage ein.
„Vielleicht nicht christlich, Teuerste, aber auf jeden Fall eine Lösung. Oft sogar auch die einzige Lösung, um ein Problem aus der Welt zu schaffen.“
„Nikolas…“ Die sanfte Ermahnung sollte eigentlich der Auftakt dazu sein, noch einmal seinen Zustand anzusprechen. Nur kam sie erst gar nicht soweit.
„Jetzt nennt Ihr mich wieder Nikolas!“ Auch jetzt war er nicht bereit, sich etwas anzuhören, was er sowieso ablehnen würde. „Ihr müsst schon sehr verzweifelt darauf hoffen, mir entwischen zu können, wenn Ihr Euch sogar an meinen Vornamen erinnert. Ich frage mich, wie weit Ihr wohl gehen werdet, um Euren Willen zu bekommen.“
So eine Unterstellung verdiente keine Antwort und sein nächster Vorschlag erst recht nicht!
„Wollt Ihr nicht versuchen mich mit einem Kuss zu überzeugen oder zu überlisten? Versucht ruhig Euer Glück, vielleicht habt Ihr ja damit Erfolg!“
Keine Antwort darauf zu erhalten hielt Nikolas nicht davon ab, auf diesem Thema weiter herumzureiten.
„Ja, ich denke, ein Kuss könnte mich überzeugen, eine Pause einzulegen. Wir könnten so eine Rast auf ausgesprochen amüsante Weise verbringen.“
Was er damit andeuten wollte trieb Melisande die Röte in die Wangen. Sie wusste zwar, dass der Lord sie mit seinen Worten nur bestrafen wollte, aber musste er deshalb solche Dinge zu ihr sagen? Er würde seine Rache nicht wirklich auf diese Art nehmen, oder doch? Die Vorstellung allein ließ das Mädchen erschaudern. Etwas, das dem Ritter, der sie festhielt, natürlich nicht entging.
Er wusste selbst, dass er mit seinem Verhalten keine Punkte bei dem Mädchen sammeln konnte, damit von ihm ein angenehmeres Bild entstehen konnte. Zähneknirschend zwang er sich dazu, nicht noch so etwas
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