Der teuflische Lord (German Edition)
anfühlte. Sie durfte sich Nikolas nicht soweit nähern, dass sie seine Stirn hätte berühren können. Stattdessen wiederholte er den Befehl seines Lords noch einmal, der für die Lady in seiner Gesellschaft genau diese Anweisungen gegeben hatte.
„Du hast den Lord gehört, Colin. Bring die Lady in die Turmkammer! Und Colin, fass sie dabei nicht an!“
War es ihr etwa nicht erlaubt, etwas zu diesem Befehl zu äußern? Sie einzusperren, nur weil der Lord in seinem fiebergeschwächten Zustand das befohlen hatte, konnte doch kein richtiges Verhalten sein.
„Einen Augenblick bitte, Sir!“ Zumindest versuchen musste sie es, diese ungerechtfertigte Strafe abzuändern. „Wollt Ihr wirklich einem solchen Befehl folgen, obwohl Euer Herr gar nicht in der Lage ist zu erklären, warum er so etwas anordnet?“
Der Protest wurde zwar gehört, mehr aber nicht. „Lasst mich wenigstens nach ihm sehen!“
Auch diese Bitte wurde ignoriert.
„Davon hat er nichts gesagt, Mylady. Also bitte folgt dem Knappen!“
„Aber…“ Der Protest wurde ungeduldig abgewürgt.
„Ihr seht wohl selbst, dass unser Lord gerade nicht in der Verfassung ist, sich mit Euch und Euren Wünschen auseinanderzusetzen. Also steht uns nicht dabei im Wege, uns um ihn zu kümmern!“
So angefahren zu werden hätte Melisande eigentlich einschüchtern sollen. Aber da diese Worte nichts gegen das waren, was ihr der Ritter bereits an den Kopf geworfen hatte, wagte sie dennoch dagegen anzugehen. Außerdem gab sie sich eine große Mitschuld daran, dass sich sein Zustand so verschlechtert hatte. Wäre er nicht der Ansicht gewesen, er müsste sie in seiner Burg vor sich selbst und ihren waghalsigen Ideen bewahren, dann hätte er sich nicht so unvernünftig der Kälte ausgesetzt. Sich um seine Genesung zu kümmern war daher ganz sicher ihre Pflicht.
Ein Schritt näher an das Trio und sie konnte ihre Hand an Nikolas Stirn legen. Die Haut unter ihren Fingern glühte geradezu, und das beunruhigte sie nicht nur weil sie ein mitfühlender Mensch war.
„Sein Körper muss unbedingt gekühlt werden!“, lautete ihre besorgte Feststellung, die nicht gerade auf fruchtbaren Boden fiel.
„Zuerst einmal muss er in seine Kammer!“ Mit dieser ärgerlichen Entgegnung wurden Melisandes Finger mit Gewalt von der Stirn des Lords gezogen. Dass sie jemand mit körperlichem Nachdruck daran hindern würde, sich über den Zustand des Lords klarzuwerden, hätte sie nicht erwartet. Noch war sie der Ansicht, sie könne sich diesem Verhalten widersetzen.
„Lord Thorn wollte nicht, dass mich jemand anfasst.“ Mit einem beredeten Blick sah Melisande auf ihr Handgelenk, das von dem Vasallen immer noch festgehalten wurde. Dass sie mehr Entschlossenheit zeigte, als sie wirklich fühlte, gründete sich nur auf die Anweisungen des Lords, der sich dagegen ausgesprochen hatte, dass ihr jemand körperlich zu nahe trat.
„Da seid Ihr im Irrtum, Mylady. Colin darf Euch nicht anfassen. Ich bin nicht Colin.“ Die Erklärung sollte Melisande in ihre Schranken weisen. „Ich bin Ronald und führe hier das Kommando, wenn unser Lord nicht dazu im Stande ist. Ihr, Mylady solltet in die Turmkammer gehen, und das ist auch schon alles, was Euch gestattet ist!“
Mit diesen deutlichen Worten ließ der Vasall Melisandes Handgelenk los. Zusammen mit einem anderen Ritter schaffte er dann seinen Lord aus dem Burghof. Der Maid blieb nichts anderes zu tun als der kleinen Gruppe hinterherzusehen, bis sie im Inneren der Burg verschwunden war.
Der Verdacht, dass sie nicht nur hier festsaß, sondern auch dafür die Verantwortung übernehmen musste, dass es Nikolas viel schlechter ging als noch am Tag zuvor, drängte sich ihr auf. Was würde mit ihr geschehen, wenn sich der Lord nicht mehr erholte?
12
Den ganzen Vormittag darauf zu warten, dass der Hausherr ihr eine Szene machte, zermürbte Anouk. Sie war nicht der Typ, der ein Problem aussaß. Sie versuchte lieber zu handeln und Einfluss zu nehmen. Allerdings hatte ihre letzte Handlung nicht die erhofften Konsequenzen gebracht. Da sie auch sonst absolut nichts zu tun hatte, suchte sie verzweifelt nach einer Beschäftigung.
Vielleicht gehörte ihre Untätigkeit mit zu dem Plan, den sich der Teufel für sein Vergnügen ausgedacht hatte. Sie sollte sich zu Tode langweilen. Aber da konnte er lange warten! Sie würde ihm in dieser Sache nicht einmal einen Schritt entgegenkommen. Wenn er sie hier schmoren lassen wollte, dann würde sie den Kerl
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