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Der teuflische Lord (German Edition)

Der teuflische Lord (German Edition)

Titel: Der teuflische Lord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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einen langen Weg gerannt wäre, und die Finger, die die Zügel hielten, zitterten leicht.
    Melisande sah es als Vorteil an, dass sich der Mann hinter ihr mittlerweile fast mit seinem kompletten Gewicht an ihren Rücken lehnte. Die Hitze, die er ausstrahlte, stieg stetig weiter an, obwohl der Ritter mittlerweile vor Kälte zitterte. Was sie tun sollte, wenn er durch seinen geschwächten Zustand den Halt verlor und vom Pferd stürzte, wusste sie nicht. Deshalb versuchte sie auch sich nicht zu bewegen, um seine momentane Reitposition nicht zu gefährden. Solange er sich an sie lehnte, konnte er zumindest nicht hinunterfallen. Dennoch musste sie sich auf diese Möglichkeit vorbereiten.
    „Nikolas, Ihr müsst mir sagen wo Eure Burg liegt!“ Diese Information wollte sie noch an sich zu bringen, um gegebenenfalls Hilfe holen zu können. Aber diese Vorsichtsmaßnahme wurde von dem Ritter weder als solche erkannt noch in Erwägung gezogen.
    „Wollt Ihr Euch in die entgegengesetzte Richtung davonmachen, um mir zu entfliehen, Mylady?“ Der Protest klang schwach, aber deshalb nicht weniger kämpferisch.
    „Wenn ich das vorhätte, dann müsste ich Euch nur einen leichten Schubs geben, um Euch vom Pferd zu stoßen.“ Obwohl ihr klar war, dass der Ritter nicht mehr ganz im Vollbesitz seiner Kräfte war und nicht wirklich wusste, was er sagte, ärgerte sich die Maid. Wofür hielt er sie? Für einen Menschen, der einen anderen im Stich ließ, wenn dieser sich selbst nicht mehr helfen konnte?
    „Zu spät, meine Schöne!“ Er verstand nicht wirklich, worauf sie ihn mit dieser Entgegnung hatte hinweisen wollen. Er war nur darauf fixiert, dass er seine Aufgabe bald bewältigt haben und die Maid sich in seinem Heim befinden würde. „Wir sind gleich da. Seht selbst, der Wehrturm ist schon zu sehen!“
    Diese Ankündigung traf zu Melisandes großer Erleichterung auch wirklich zu. Sie konnte die Burg bereits sehen, nachdem sie gerade die letzte Wegbiegung hinter sich gelassen hatten. Es war wirklich nicht mehr weit zu der Festung des Ritters, und man war dort sogar schon auf sie aufmerksam geworden. Wenn sie nun bald von einer kleinen Truppe in Empfang genommen würden, wäre Melisande zumindest von der Verantwortung befreit, den Ritter retten zu müssen, wenn er doch noch zu Boden sank.
    Der Lord von Thorn besaß mehr Durchhaltevermögen als jeder anderer Mann in so einem Zustand. Er hielt sich auf seinem Pferd, bis das Burgtor hinter ihnen lag und er sicher sein konnte, dass seine Leute sich um ihn und die Maid kümmern würden. Auch danach erlaubte er sich nicht, seine Schwäche zuzugeben. Ein absolut idiotisches Verhalten, wenn jeder sowieso sehen konnte, dass er kurz vor einem Zusammenbruch stand. Zwei Vasallen standen bereit, um ihm dabei zu helfen, vom Pferd zu steigen ohne zu Boden zu stürzen.
    Noch gab er sich aber nicht geschlagen, sondern erteilte Anweisungen, die das Mädchen in seiner Begleitung betrafen. Für Melisande hörten sich diese nicht so an, als ob er ihr besonders viel Vertrauen entgegenbrachte. Dass das bei seinen Leuten auch nicht anders war überraschte da schon gar nicht mehr.
    „Begleitet die Lady in das Turmzimmer und kümmert Euch um die Wachen!“ Dass die Anweisung nicht jemandem bestimmten gegolten hatte änderte nichts daran, dass sie fast sofort auch ausgeführt wurde. Kaum vom Pferd gestiegen und auf festem Untergrund gelandet fasste bereits jemand nach ihrem Arm, um sie wegzubringen. Obwohl der junge Mann, der sich um diese Aufgabe annahm, höflich war, konnten bei Melisande keine Zweifel aufkommen, dass sie unerbittlich durchgesetzt werden würde.
    „Hier entlang, Mylady!“ Diese tadellose Aufforderung wurde von Nikolas rauer Stimme sofort wieder unterbrochen und korrigiert.
    „Du fasst sie nicht an, Colin!“
    Das waren dann auch die letzten Worte, bevor der Lord von Thorn das Bewusstsein verlor. Zwei seiner Leute, die bereitgestanden hatten, fingen ihn gerade noch rechtzeitig auf, bevor er stürzen und Bekanntschaft mit der kalten Erde machen konnte. Melisande, die gegen die Art ihrer Unterbringung protestieren wollte, schrie erschrocken auf, als sie Nikolas fallen sah.
    „Lord Thorn!“
    Der erschrockene Ruf ging in den Anweisungen unter, die einer der Männer erteilte, die den Ritter stützten. Da der Mann den Befehlen seines Herren auch dann noch folgte, wenn der diese nicht mehr kontrollieren konnte, verweigerte er Melisande zu überprüfen, wie heiß sein Herr sich jetzt

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