Der teuflische Lord (German Edition)
stellte sich unwissend.
„Ihr hattet sehr hohes Fieber und wart sehr krank.“ Melisande wich einen Schritt vom Bett zurück. „Ich meine, Ihr seid immer noch krank“, versuchte sie dem Ritter seinen Zustand zu erklären. „Das Fieber, das Euch schon in der Hütte befallen hatte, ist zurückgekommen, als wir hier ankamen. Nur war es dieses Mal viel heftiger, und Ihr wart mehrere Tage bewusstlos.“
„Hier?“ Ein bisschen mehr Verwirrung sollte er schon zeigen, um deutlich zu machen, dass er noch nicht wirklich genesen war.
„In Eurer Burg, Lord Thorn.“
Nikolas verzog das Gesicht. Nicht weil er Schmerzen hatte, sondern weil ihn die Anrede der Maid störte. Als sie dachte, er wäre noch nicht wieder bei sich, hatte sie ihn Nikolas genannt. Jetzt wollte sie wieder auf Distanz zu ihm gehen, indem sie ihn mit seinem Titel ansprach, und das passte ihm überhaupt nicht. Auch dass sie sich räumlich von ihm zurückzog fand er nicht gut.
Mit einem erneuten Seufzer, der auch als schmerzhaftes Stöhnen ausgelegt werden konnte, sprach er aber offensichtlich die weiche Seite der Maid an. Denn das Mädchen kam wieder näher an sein Bett und sah ihn besorgt an.
„Braucht Ihr etwas, Nikolas? Kann ich Euch etwas bringen, um Eure Schmerzen erträglicher zu machen?“
Das unwillkürliche Aussprechen seines Namens war genau die Reaktion, die den Zustand des Ritters verbesserte. Obwohl es eigentlich nicht seine Absicht war, der Lady etwas vorzumachen, überlegte er doch, was noch vonnöten sein könnte, um eine ähnlich freundliche Reaktion herbeizuführen. Sollte es dem Zweck dienlich sein, könnte er auch noch etwas länger den Leidenden spielen.
Bei welcher seiner Reaktionen sprach er ihre sanfte Seite an, sodass sie ihm ein Lächeln schenkte? Gab es eine Möglichkeit, sie noch einmal dazu zu bringen, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach? Was sollte er vermeiden, um sie nicht daran zu erinnern, dass er auch als Teufel von Thorn betitelt wurde?
„Könntet Ihr mir vielleicht meinen Stellvertreter rufen, Mylady!“ Diese Bitte könnte ihm vielleicht ein paar hilfreiche Tipps einbringen. Ronald, sein finster drein blickender Freund und erster Mann auf der Burg, hatte es unerklärlicherweise auch zustande gebracht, eine Frau für sich zu gewinnen und sich zu vermählen. Dabei machte er nicht gerade den Eindruck eines umgänglichen oder freundlichen Menschen. Der erste Eindruck, den man von ihm hatte, war selten positiv, auch wenn seine Loyalität nicht anzuzweifeln war.
Allerdings kam diese Bitte bei der Maid leider nicht gut an, da sich Furcht in ihren Augen zeigte. Eine Reaktion, die Nikolas bei seiner Braut nicht mochte, wie er überraschend feststellen konnte.
„Ich glaube, Ihr habt Ronald bereits kennengelernt, Mylady?“
Diese Frage war überflüssig, da er die Antwort darauf bereits kannte. Aber Nikolas wollte herausbekommen, was sie bei der Erwähnung seines Vasallen so erschreckte.
„Er sollte auf Euch achtgeben, während ich… nun ein wenig unpässlich war.“
„Ja, Mylord“, kam die leise Erwiderung.
Aha! Die falsche Auslegung seines Befehls war es also, die die Maid eingeschüchtert hatte. Ein bisschen Humor würde eine solche Situation sicher ein klein wenig entschärfen.
„Ich habe mich da wohl nicht ganz klar ausgedrückt. Aber wie sich gezeigt hat, ist Ronald selbst auf die Idee gekommen, dass man auf mich achtgeben muss“, plauderte Nikolas leichthin. „Ich danke Euch, dass Ihr Euch dieser Aufgabe gestellt habt, Mylady.“
Melisande errötete. Sie freute sich über die Anerkennung, auch wenn sie sie nicht verdient hatte.
„Ich habe nur das getan, worum man mich gebeten hat.“ Sie wollte dieser Aussage nicht ganz zustimmen. Und ihre Ehrlichkeit zwang sie auch gleich dazu, den Wahrheitsgehalt dieser Worte auf den richtigen Stand zu bringen.
„Er sagte, Ihr hättet nach mir gefragt, und ich dachte, Ihr wolltet mich bestrafen, weil ich Euch davongelaufen bin.“
Nikolas seufzte. Diesen Zwischenfall wollte er hier und heute eigentlich nicht zur Sprache bringen. Noch hatte er nicht genügend Zeit gehabt, um dieses Ereignis zu analysieren und damit zurechtzukommen. Aber da sie es erwähnt hatte, musste er darauf eingehen.
„Ihr seid nicht mir davongelaufen, sondern Eurem Oheim. Darum habt Ihr auch von mir keine Strafe dafür zu erwarten. Und außerdem“, er musste schmunzeln, „seid Ihr mir ja geradezu in die Arme gelaufen.“
Seine eigenen Worte machten Nikolas klar, dass er
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