Der teuflische Lord (German Edition)
damit richtig lag. Seine Braut war nicht wirklich ihm davongelaufen, da sie ihn zu diesem Zeitpunkt ja nicht persönlich gekannt hatte. Sie war vor der Vorstellung des Teufels von Thorn davongelaufen. Dass sie sich bei diesem Versuch ausgerechnet unter seinen Schutz gestellt hatte, gab der Sache zusätzlich eine unbeabsichtigte Wendung zum Besseren.
„Mylord?“ Wenn man die Ereignisse so betrachtete, brauchte sie zumindest keine Angst mehr vor ihm zu haben. Und darauf konnte Nikolas aufbauen.
17
Auch jetzt, Tage nachdem sie endlich verstanden hatte, welche Verwechslung ihr unterlaufen war, konnte Anouk nicht glauben, dass dieser imposante Mann sie geküsst hatte. Dass er sie, Anouk, die kaum besser war als eine Dienerin, mochte! Dass er sie für eine Lady hielt, die es wert war, dass das Herz eines Mannes für sie entflammte und sie für sich gewinnen wollte. Nein, nicht irgendeines Mannes, eines Danber!
Sie konnte sich auch immer noch nicht vorstellen, dass der Lord sich für sie die Mühe machte, ihre Melisande aus den Klauen eines Ungeheuers zu befreien. Denn eine Befreiungsaktion würde es wohl werden müssen. Sir Waldo hatte sich bei seinem Nachbarn danach erkundigte, ob dieser eine Spur von seinem Mündel entdeckt hatte, und dabei erfahren, dass der Teufel von Thorn sie mit auf seine Burg genommen hatte, nachdem de Brugh sie zuvor in den Wäldern aufgespürt hatte.
Als er mit dieser nicht gerade vielversprechenden Information von dem Besuch bei Edgar de Brugh zurückgekommen war und ihr diese Tatsache mitgeteilt hatte, hatte er sofort begonnen, Maßnahmen zu ergreifen, um Melisande sozusagen zurückzuerobern. Darum stand Anouk nun ein wenig überwältigt, um nicht zu sagen vollkommen vor den Kopf gestoßen, im Innenhof der Danber-Burg und rang die Hände.
Der Lord, der sie zur Frau begehrte, hatte sich so gerüstet, als ob er in einen Kampf ziehen wollte. Das wurde noch dadurch unterstrichen, dass er von einer ziemlich großen Gruppe seiner Männer begleitet wurde, die ebenso ausgestattet waren. So hatte sich Anouk das eigentlich nicht vorgestellt. Mit Kampfhandlungen hatte sie nie und nimmer gerechnet. Aber das war wohl sehr naiv von ihr gewesen. Eigentlich war es zu erwarten, dass ein Ritter, der etwas als seinen Besitz ansah, diesen nicht ohne Weiteres hergeben würde.
„Mylord.“ Die zögerliche Anrede entsprach nicht der Maid, die Waldo in jeder Situation Kontra gegeben hatte. Aber es war auch schwierig, ein Ereignis, das man selbst heraufbeschworen hatte, zu kritisieren.
„Sich in eine Kampfhandlung verstricken zu lassen ist nicht die Lösung, die ich mir vorgestellt habe.“ Lieber das Ganze nicht in einen offenen Vorwurf verpacken, damit sich der Ritter nicht in seiner Ehre angegriffen sah, dachte Anouk bei sich.
„Ach nein?“ Waldo war amüsiert. „Dachtet Ihr vielleicht, ich bitte den jungen Thorn höflich darum, mir seine Braut auszuhändigen, und er macht es? Wisst Ihr denn nicht, dass ein Kampf um eine Maid das einzig Unterhaltsame im Leben eines jeden Ritters ist, wenn es schon Auseinandersetzungen geben muss?“
Anouk verzog ihren Mund abfällig. Männer und ihre seltsamen Vorlieben! Konnte man eine Auseinandersetzung nicht auch mit Worten regeln? Ihr kam der leise Verdacht, dass dem Danber die Situation, so wie sie war, ganz gut gefiel.
„Ich verbiete Euch, etwas so Unsinniges zu tun und Euch in eine Kampfhandlung verwickeln zu lassen!“
„Ihr verbietet es?“ Waldo war eher erstaunt als wütend über diese Wortwahl.
„Ihr folgt meinem Wunsch, darum bestimme ich auch, wie die Sache abzulaufen hat“, erklärte Anouk unvorsichtigerweise.
„Ihr wollt mir Befehle erteilen?“ Diese Frage war eine Falle, in die die Maid auch sofort hineintappte.
„Natürlich!“
Waldo lachte, riss die freche, aber doch so liebreizende Person an sich und gab ihr vor allen seinen Männern einen heißblütigen Kuss. Dabei registrierte er erfreut, dass Anouk sich gegen diesen Angriff nicht einmal zu wehren versuchte, sondern ihre Lippen leicht für den Lord öffnete.
„Ihr sorgt Euch doch nicht etwa um mich, meine Lady?“
„Wie kommt Ihr denn auf so eine abwegige Idee?“
„Nun, weil ich Euch noch eine Hochzeitsnacht gönnen sollte, bevor ich mich umbringen lasse? So viel Anstand muss man von einem Ritter erwarten können, nicht war liebste Lady?“
Dieser Mann war einfach unmöglich! Aber sie wusste schon, wie sie ihm diese ungebührlichen Worte heimzahlen konnte. Ein
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