Der teuflische Lord (German Edition)
liebliches Lächeln ließ den Ritter ahnen, dass er sich gleich in Einzelteilen auf dem Burghof wiederfinden würde.
„Ich werde auf diese Art Anstand verzichten, wenn ich auch nur die kleinste Schramme an Euch entdecke, ... falls Ihr überhaupt wiederkommt.“
Ihn gleich mit zwei Tatsachen zu beleidigen würde ihn schon ein wenig zur Räson bringen. Sowohl seine Geschicklichkeit als auch seine Fähigkeit, gegen einen jüngeren Mann zu bestehen, in Zweifel zu ziehen zeugte von wenig Vertrauen. Für Waldo klang das eher nach Sorge, weshalb er auch ein wenig einlenkte, aber nur seiner Hochzeitsnacht zuliebe.
„Ich werde mit Thorn erst ein Gespräch von Mann zu Mann führen. Wenn er einsichtig ist, dann wird es zu keinen Kampfhandlungen kommen.“
Mehr war wohl nicht zu erwarten. Da Anouk wusste, wann sie sich geschlagen geben sollte, widersprach sie nicht. Dafür tat sie das, was in der Macht einer Frau lag, wenn sie zeigen wollte, dass sie auf die Worte ihres Mannes vertraute. Sie drückte dem überraschten Ritter einen leichten Kuss auf die Wange. Eine Handlung, die Waldo mehr freute als seine eigenen Bemühungen in dieser Richtung. Mit dem Gefühl, dass sich seine Lady etwas aus ihm machte, konnte er sich jeder Herausforderung stellen.
18
Der Lady ein paar Augenblicke einzuräumen, in denen sie sich in ihrer Kammer frisch machen konnte, verschaffte Nikolas Zeit, sein weiteres Verhalten zu planen. Sein Stellvertreter, Ronald, konnte ihm dabei gute Dienste leisten. Jedenfalls erhoffte sich der Lord von diesem treuen Ritter tatkräftige Unterstützung, die er auch gleich mit einer Anweisung einforderte.
„Ich möchte, dass du meine Pflege ganz der Lady überlässt, mein Freund.“
„Pflege?“ Dieses Wort schien angesichts der Tatsache, dass der Lord schnell aus dem Bett gesprungen war, kaum dass seine Lady den Raum verlassen hatte, nicht mehr angebracht zu sein.
Nikolas grinste nur und suchte in einer Truhe nach einem Kleidungsstück, das ihn halbwegs bedeckte, und gab dann erst eine Antwort auf diese durchaus berechtigte Frage.
„Du siehst ja selbst, dass ich noch äußerst pflegebedürftig bin. Das Fieber hat meine Kräfte schwinden lassen, treuer Freund.“
Diesem deutlichen Hinweis konnte sich sein Stellvertreter natürlich nicht in den Weg stellen. Wenn sein Lord beschlossen hatte, der Pflege einer Frau noch etwas länger zu bedürfen, dann würde er ihm kaum widersprechen.
„Ja, jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf. Diese Schwäche, die dich ans Bett fesselt, kann nur von der richtigen Frau kuriert werden“, spottete Ronald, ohne die Miene dabei zu verziehen. Aber das Thema war für ihn damit noch nicht vom Tisch.
„Was willst du damit erreichen, Nikolas? Die Frau wird dich so nehmen müssen wie du bist. Sich mit Mitleid in ihr Herz zu stehlen wird dich nicht auf Dauer glücklich machen. Früher oder später wird sie feststellen, dass ein kampferprobter Ritter erstrebenswerter ist als ein hilfsbedürftiger Mann.“
Dieser gängigen Meinung hätte sich Nikolas gerne angeschlossen. Allerdings sah er die Sache bei diesem Mädchen ein wenig anders. Um seine Vermutung in Worte zu fassen, bedurfte es nicht viel. Seinen Gedankengang erklärte er folgendermaßen.
„Ihre Angst vor mir hat sie schon zu dem waghalsigen Unternehmen verleitet, sich ohne Schutz von ihrem Zuhause davonzustehlen. Der Titel des Teufels von Thorn versetzt sie nämlich in solche Panik, dass sie jedes andere Ungemach gerne dafür in Kauf nimmt, nur um meiner Gegenwart zu entfliehen. Ich kann ihr ihre Angst kaum dadurch nehmen, dass ich ihr meine Stärke und meine Macht demonstriere. Wenn sie mich jedoch umsorgen muss wie ein verletztes Tier, dann wird sie mit der Zeit das vergessen, was sie so in Panik versetzt.“
„Du willst sie mit einem Trick überlisten und an dich binden?“ Diese Annahme konnte Nikolas so nicht stehen lassen.
„Ich will ihr zeigen, dass der Titel Teufel von Thorn keine Bedeutung hat. Sie wird sehen, dass ich mehr bin als ein Wort, das andere für mich erfunden haben.“
„Das könntest du einfacher haben!“ Ronald war anderer Meinung. „Erzähle ihr, wie du zu diesem Namen gekommen bist, und sie wird dich sicher verstehen.“
„Vielleicht. Aber dennoch wird sie sich immer fragen, ob ich meinen Ärger an ihr auslassen werde, wenn sie mich erzürnt. Glaub‘ mir, Worte können nicht auf Dauer überzeugen, wenn sie nicht durch Taten gestützt werden.“
„Ich glaube, du
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